Mit Erlaubnis entnommen von http://www.sylvia-englert.de
âSo finden Sie einen Verlag fĂŒr Ihr Manuskriptâ lautet der Titel des Ratgebers von Sylvia Englert fĂŒr ambitionierte Hobbyschriftsteller (rezensiert hier auf webcritics.de). Das Buch liegt nunmehr in der 6. ĂŒberarbeiteten und aktualisierten Auflage vor. Neben schreibt Sylvia Englert unter ihrem Pseudonym âKatja Brandisâ fantastische Jugendbuchromane. Diese sehr interessante Mischung aus Sach- und Jugendbuchautorin war Anlass genug, um Sylvia Englert ein paar Fragen zu stellen.
Marc-Florian Wendland: Hallo Sylvia, steigen wir gleich ein. Du bist freie Autorin, Redakteurin bei einem Wirtschaftsmagazin, Journalistin, bietest Manuskriptgutachten an und gibst dann und wann Schreibworkshops fĂŒr Erwachsene und Jugendliche. Sage bitte: wie sieht dein persönliches Zeitmanagement aus? Du wirst es ordentlich perfektioniert haben.
Sylvia Englert: Ja, ich bin recht gut organisiert und stolz darauf, dass ich noch nie eine Deadline verpasst habe. Trotzdem ist es ein Problem, dass immer wieder Projekte auftauchen, bei denen ich einfach nicht Nein sagen will, weil sie mich sehr reizen â und schwups, schon muss ich wieder irgendwie Zeit dafĂŒr finden. Ich mache mir jeden Tag eine To-Do-Liste, sortiert nach PrioritĂ€t, und versuche, keine Stapel entstehen zu lassen, sondern kleinere Aufgaben gleich zu erledigen, damit ich sie vom Tisch habe. Trotzdem muss ich immer wieder neu entscheiden, was mir wichtig ist â deshalb fahre ich den journalistischen Teil meiner Arbeit schon seit einiger Zeit herunter und widme mich stattdessen mehr meinen BĂŒchern. An denen hĂ€ngt mein Herz.
Marc-Florian Wendland: Du schreibst einerseits SachbĂŒcher unter deinem richtigen Namen und andererseits (meist) Jugendbuchromane aus dem phantastischen Genre. Mich interessiert zunĂ€chst, wie du auf den Namen 'Katja Brandis' gekommen bist?
Sylvia Englert: Mark Brandis war frĂŒher mein Lieblingsautor (er hat eine ungewöhnliche Science-Fiction-Reihe fĂŒr Jugendliche geschrieben), ihm zu Ehren habe ich meinen neuen Nachnamen gewĂ€hlt. Der Vorname Katja gefiel mir einfach.
Marc-Florian Wendland: Warum ein Pseudonym? Was kann Frau Brandis besser als Frau Englert?
Sylvia Englert: Ich habe viele Interessen und mag die Abwechslung, deshalb schreibe ich viele ganz verschiedene Texte. Doch nach auĂen hin musste ich diese beiden Welten â Sachbuch und Roman â bisher konsequent trennen. Sonst hĂ€tte ich Schwierigkeiten gehabt, ernst genommen zu werden. Wer bitte will ein Sachbuch von einer Fantasyautorin lesen (wenn es darin nicht gerade um Fantasy geht)? Und umgekehrt. Aber natĂŒrlich bleiben Frau Brandis und Frau Englert ein und dieselbe Person, mit allen StĂ€rken und SchwĂ€chen.
Marc-Florian Wendland: In deinem Buch 'So finden Sie einen Verlag fĂŒr Ihr Manuskript' versuchst du ambitionierten Hobbyschriftstellern eine Hilfestellung bezĂŒglich einer möglichen Veröffentlichung zu geben. Haben deine eigenen Erfahrungen die Entstehung des Buches sehr beeinflusst, oder hat deine Erstveröffentlichung auf Anhieb geklappt.
Sylvia Englert: Beeinflusst ist das Buch vor allem durch meine Doppelrolle als Lektorin und Autorin â ich kenne beide Welten, die der Verlage und die der Schreibenden. Ich glaube, das macht meinen Ratgeber aus. NatĂŒrlich weiĂ ich, wie es sich anfĂŒhlt, eine Formbrief-Absage zu bekommen. Auch fĂŒr mich war es nicht einfach, meinen ersten Fantasyroman unterzubringen. Kleines Beispiel: das Manuskript lag bei Ueberreuter ein ganzes Jahr lang auf dem Eingangs-Stapel, bevor die Lektorin endlich reingelesen hat!
Marc-Florian Wendland: Mir hat dein Ratgeber sehr gut gefallen. Insbesondere schaffst du es, dass der gewillte Schriftsteller den Ehrgeiz entwickelt, einige deiner Tipps zu verwenden und sofort eine erneute Leseprobe einzusenden. Kam es dir darauf an, den Leser zu motivieren und dabei ein wenig zu belehren?
Sylvia Englert: Ich hasse das Wort âbelehrenâ, ich will eher eine solide Wissensgrundlage vermitteln. Denn mir ist immer wieder aufgefallen, wie wenig Ahnung Erstautoren vom Buchmarkt haben und welche Folgen das hat (sie machen zum Beispiel mit ihrem Auftreten einen schlechten Eindruck auf die Lektoren, unterschreiben ungĂŒnstige VertrĂ€ge oder gehen unseriösen Anbietern ins Netz). Das muss nicht sein! Motivieren will ich auf jeden Fall, obwohl ich kein Hehl daraus mache, dass es schwer ist, einen Verlag zu finden. Den Teilnehmern meiner Schreibworkshops sage ich: Nie aufgeben! Immer wieder probieren, Texte anzubieten und Kontakte in die Branche zu knĂŒpfen â selbst wenn ihr Talent habt, nĂŒtzt euch das ohne Ausdauer und GlĂŒck nicht viel.
Marc-Florian Wendland: Kommen wir zurĂŒck zu deinen Veröffentlichungen. Welche Autorin war zuerst prĂ€sent? Sylvia Englert mit einem Sachbuch, oder Katja Brandis mit einem Fantasybuch?
Sylvia Englert: Ich schreibe schon sehr lange, meinen ersten Roman hatte ich mit 13 Jahren fertig. Trotzdem war Sylvia Englert auf dem Buchmarkt zuerst prĂ€sent â das war Zufall und hing mit meiner Arbeit beim Campus Verlag zusammen. Als meine Chefin (die schon ein Romanmanuskript von mir gelesen hatte) mich fragte, ob ich Lust hĂ€tte, einen Ratgeber zum Thema âSchuljahr im Auslandâ zu schreiben, habe ich sofort Ja gesagt. Ich wusste, dass ich damit einen FuĂ in die TĂŒr bekommen wĂŒrde, und so war es auch. Das Thema meines zweiten Sachbuches konnte ich schon selbst wĂ€hlen (daraus wurde der Autorenratgeber). Ich war sehr froh, als es bald darauf auch mit den Romanen geklappt hat.
Marc-Florian Wendland: Zwischen SachbĂŒchern oder Artikeln und phantastischen Geschichte liegt ein ordentlicher stilistischer Graben. FĂ€llt dir der Wechsel zwischen den Genres schwer?
Sylvia Englert: Geht so. Ich brauche immer mindestens eine Stunde, um den Wechsel zu vollziehen, um mich wieder in den Roman reinzudenken. Mal schnell daran weiterzuschreiben geht also nicht. Meist tauche ich gleich einen ganzen Abend ab und sage dann zu meinem Mann, âBitte nicht stören, ich bin in Dareshâ. Sehr frustrierend ist auch, wenn die Geschichte mich richtig gepackt hat und ich mich trotzdem wieder anderen Dingen zuwenden muss, obwohl ich am liebsten Tag und Nacht weiterschreiben wĂŒrde. Das hat nicht so viel mit den SachbĂŒchern zu tun, eher damit, dass es nicht ganz leicht ist, Familie und KreativitĂ€t zu vereinbaren.
Marc-Florian Wendland: Welche Geschichten bzw. BĂŒcher schreibst du zur Entspannung? Phantastisches oder sachliches?
Sylvia Englert: Zum SpaĂ schreibe ich Geschichten â das ist meine Leidenschaft, und ich könnte ebensowenig damit aufhören wie ich aufhören könnte zu atmen. Obwohl ich manche meiner SachbĂŒcher, zum Beispiel âWörterwerkstattâ oder âCafe Andromedaâ, sehr mag, ist es vor allem Arbeit, ein Sachbuch zu schreiben. Wenn auch eine Arbeit, die mich nach wie vor fasziniert und die ich gegen keine andere eintauschen wĂŒrde.
Marc-Florian Wendland: Welches Buch hÀttest du selbst gerne geschrieben?
Sylvia Englert: Oh, da gibt es viele. Manche Zamonien-Romane (vor allem Die Stadt der TrĂ€umenden BĂŒcher und die 13 œ Leben des KĂ€ptÂŽn BlaublĂ€r) von Walter Moers finde ich einfach genial, vor dieser ĂŒberbordenden Fantasie kann ich nur den Hut ziehen. Die beiden Fitz-Trilogien von Robin Hobb finde ich zum Niederknien gut. Und ich wĂŒnschte, ich könnte so perfekte Romane schreiben, wie sie T.C. Boyle mit Drop City und Talk Talk gelungen sind. Das nur als kleine Auswahl!
Marc-Florian Wendland: Ich bedanke mich im Namen von Webcritics fĂŒr dieses GesprĂ€ch und wĂŒnsche dir weiterhin viel Erfolg.
Weitere Infos auf den Websites: FĂŒr Sylvia Englert unter www.sylvia-englert.de, fĂŒr Katja Brandis unter www.katja-brandis.de. Rezensierte Werke auf webcritics.de sind das Sachbuch âSo finden Sie einen Verlag fĂŒr Ihr Manuskriptâ und die Kurzgeschichtensammlung âFantastische Weihnachtenâ, zu der Katja Brandis eine Geschichte beigesteuert hat.
1001 Spiele Spiele Spiele Rennspiele Kinder Spiele Karten Spiele Spielaffe