ISBN | 3462040308 | |
Autor | Alina Bronsky | |
Verlag | Kiepenheuer & Witsch | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 286 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | - |
Mit ihrem Debut ist Alina Bronsky ein Meisterwerk gelungen. EinfĂŒhlsam und doch witzig schildert sie das Leben am Rande der Gesellschaft.
Sascha, die eigentlich Alexandra heiĂt, lebt mir ihren beiden kleineren Geschwistern im SolitĂ€r, nahe dem Scherbenpark. SolitĂ€r ist eine Art Ghetto fĂŒr Russen, die in Deutschland leben. Dass Sascha sich sehr von den anderen unterscheidet, wird dem Leser schon auf der ersten Seite klar, als sie beginnt von ihren TrĂ€umen zu erzĂ€hlen. Sie hat zwei: zuerst möchte sie Vadim umbringen und danach ein Buch ĂŒber ihre Mutter schreiben. Nach und nach bekommt der Leser erzĂ€hlt wie Sascha auf solche Gedanken kommt. Vadim ist ihr Stiefvater und hat eines Nachts ihre Mutter erschossen, die, so Sascha, selbst Schuld daran hat, da sie einfach zu dumm war. Doch hatte ihre Mutter auch viele gute Seiten. Sie war eine KĂŒnstlerin und stellte ihre drei Kinder ĂŒber alles. All ihre VorzĂŒge will sie in diesem Buch nennen.
Sascha selbst geht nicht mit all den andern Kindern aus dem SolitĂ€r in eine Schule, sondern auf eine Privatschule fĂŒr Hochbegabte. Sascha ist die beste des Jahrgangs und hilft nicht nur ihren Geschwistern bei Aufgaben, sondern auch Angela, deren gröĂter Traum es wiederum ist, einen reichen Mann zu heiraten. Sascha selbst möchte aber nicht von MĂ€nnern abhĂ€ngig sein, ganz im Gegenteil, wĂ€hrend der LektĂŒre bekommt man den Eindruck, dass sie MĂ€nner auf ihre Art verachtet. Sie erkennt, dass man als Frau auch alleine durchs Leben kommt und achtet streng darauf, dass Maria, die sich um die drei Kinder kĂŒmmert, den kleineren auch genug vorliest. Maria ist eine Cousine von Vadim, die zur Erziehung der drei Waisen aus Russland kam und nun bei ihnen in der Wohnung lebt.
Wie jedes MĂ€dchen im Alter von siebzehn Jahren macht nun auch Sascha ihre Erfahrungen mit MĂ€nnern und da gleich mit Vater und Sohn auf einmal. Bei einer Zeitung lernt sie Volker kennen, bei dem sie sich spontan ein paar Tage einnistet und ist auch dessen Sohn Felix gegenĂŒber nicht abgeneigt. Nach einiger Zeit wĂ€chst das Vertrauen zwischen den dreien, eine Verbundenheit, die sie zu einer zweiten Familie werden lĂ€sst.
Alina Bronsky schildert rĂŒhrend, aber keineswegs sentimental das Leben am Rande der Gesellschaft. Schnell wird klar, dass es fĂŒr keinen der Beteiligten einfach ist, so zu leben. Obwohl Sascha die Sprachbarriere ĂŒberwunden hat und auch als einzige AuslĂ€nderin in die Privatschule geht, ist sie doch immer fremd. Fremd in der Klassengemeinschaft, da sie im SolitĂ€r lebt, fremd im SolitĂ€r, da sie zu gut Deutsch spricht und auch andere Ambitionen und Werte vertritt, als die Menschen in ihrer unmittelbaren Umgebung.
Trotz der Ernsthaftigkeit des Themas kann man an einigen Stellen schmunzeln. Sascha sieht das Leben zwar mit dem nötigen Ernst, verfÀllt aber zu keiner Zeit in Selbstmitleid. Ein tapferes MÀdchen, von dem man eine Menge lernen kann.
geschrieben am 28.12.2008 | 466 Wörter | 2455 Zeichen
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