ISBN | 3898646130 | |
Autoren | Chriss Rupp , Klaus Pohl | |
Verlag | Dpunkt | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 188 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | Webseite zum Buch unter http://www.certified-re.de |
In den letzten Jahren wurden vermehrt Anstrengung vorgenommen, die, den ordinären Entwicklungsprozesse begleitenden Prozesse, mehr in den Fokus des Interesses zu rücken. Testen, Konfigurationsmanagement, Requirements Engineering – all das sind essentielle Phasen innerhalb eines Softwarreentwicklungs-Projekts, die großen Einfluss auf Erfolg und Misserfolg nehmen. Das vorliegende Buch versteht sich als Vorbereitung für die Zertifizierung zum IREB Certified Requirements Engineer. Wider besseren Wissens gilt heutzutage oftmals noch die Ansicht, dass jene kolateralen Tätigkeiten "sich nebenbei bewerkstellingen lassen". Die eigentliche Arbeit ist und bleibt die reine Implementierung. Dieser bornierten Sichtweise möchte das International Software Qualityassurance Institute (iSQI) abhelfen. In den letzten Jahren hat die iSQI ein mehrschichtiges Zertifizierungsprogramm etabliert, dass nun auch die Zertifizierung zum Requirements Engineer umfasst. Das diskutierte Buch versteht sich als unmittelbares Vorbereitungswerk, um den Einstieglevel (Foundation Level) zu bestehen.
Das Buch teil sich in neun Kapitel auf, die sukzessive konsumiert werden möchten. Der Reihe nach werden die einzelnen Schritte des Requirements Engineering (RE) abgearbeitet, angefangen bei der Anforderungsidentifikation, über die Selektion der Projektadressaten, bis hin zu Reviewtechniken und RE-Werkzeuge. Zusatzmaterial findet der interessierte Rezipient auf der Zertifizierungs-eigenen Homepage.
Das beide Autoren auf dem RE-Gebiet (zumindest im deutschsprachigen Raum) wahre Koryphäen sind, spiegelt sich bei der Lektüre des knapp gehaltenen Buches wieder. Konzis und didaktisch sinnvoll beginnen die Autoren gewissermaßen beim Ursprung und beschreiben je Kapitel den jeweils nächsten Schritt in der Praxis. Dabei wird großer Wert auf die Identifikation, Beschreibung und Abstimmung von Anforderungen gelegt. Zu recht, wie ich finde, da dies doch die Grundlage für jedwedes anschließende Vorgehen ist. Der hohe Stellenwert des Requirements Engineer in einem Softwareentwicklungs-Projekt wird mehrfach betont, ebenso wie der gesamte RE-Prozess. Man merkt deutich, dass die Autoren von ihrem Fachgebiet eine überzeugte Meinung haben und diese auch zu komminizieren verstehen.
Interessant waren ebenfalls die verschiedenen Techniken zur Durchführung von Reviews und Interviews, sowie die Verfahren der ersten konstituierenden Sitzungen im Beisein der Stakeholder. Neben der Erhebung wird vor allem deren Dokumentation analysiert. Die Autoren stellen sowohl die natürlich-sprachliche Anforderungsbeschreibung, als auch die (semi-)formale Modellierung auf Basis der UML. Dieser Aspekt ist in Zeiten des MDA-Hypes von gesteigertem Interesse und führt, meines Erachtens, zu weniger Missverständnissen über die Dauer eines Entwicklungsprozesses hinweg.
Leider ist das Buch zu knapp gehalten, um wirklich effektiven Nutzen für die Praxis zu adaptieren. Die strikte Ausrichtung auf die Zertifizierung (Foundation Level) bleibt inhärent, was einem tiefer greifenden Verständnis entgegenwirkt. Dem Leser wird keine "Best Practice" an die Hand gegeben, auf deren Grundlage er erste Erfahrungen sammeln kann. Ebenso existiert kein fiktives Projekt, an dem die besprochenem Konzepte veranschaulicht werden. Wer tiefer greifende Informationen zum RE-Prozess erwartet, der sei besser auf die beiden eigenständigen und weitaus umfangreicheren Werke der beiden Autoren verwiesen. Wer allerdings nur rasch und ohne große Anstrengung einen ersten Überblick sammeln möchte, der kann sich getrost auf das Buch stützen.
Fazit:
"Basiswissen Requirements Engineering" ist eine kompakte Ansammlung relevanter Techniken und Prozesse, die größtenteils oberflächlich beschrieben werden. Der Zusatz auf dem Buchrücken "eignet sich zur Vorbereitung auf das Zertifikat oder als Begleitung zu einem vorbereitendem Seminar" ist auf jeden Fall zu beachten. Ob das Buch wirklich optimal auf die Zertifizierung vorbereitet kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht bestätigen. Was mir für ein Vorbereitungsbuch auf jeden Fall gefehlt hat sind abschließende Fragen, quasi zur Evaluation des gerade Erlernten, wie ich es schon bei anderen Büchern dieser Art gesehen habe. Dieser Mangel sollte bei einer zweiten Auflage behoben werden.
Aufgrund der komprimierten Schreibweise eignet sich das Buch jedoch zum raschen Nachschlagen und schnellen Aufarbeiten. Auf wenn Didaktik und Schreibweise des Autorengespanns stimmen, kann "Basiswissen Requirements Engineering" ausschließlich potenziellen Zertifizierungsaspiranten oder bereits fachkundigen Requirements Engineers nahegelegt werden. Jedem, der sich im Selbststudium weiterbilden möchte, muss ich von diesem Buch abraten und auf ausführlichere Literatur verweisen.
geschrieben am 17.07.2009 | 615 Wörter | 4179 Zeichen
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