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Moskwa Blues


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Rezension von

Thierry Elsen

Moskwa Blues Der Sobol-Park außerhalb von Budapest ist als eine Art Mahnmal konzipiert und doch ist er eine Art Kommunismuserlebnispark der besonderen Art. Von der kubistischen Marx-Engels-Skulptur bis hin zu den 3 Meter hohen Stiefeln einer überdimensionalen Stalinstatue können geneigte Tourist(inn)en der Ostalgie frönen. Der Linzer Autor Thomas Duschlbauer geht in seiner schmalen Satire „Moskwa Blues“ noch einen Schritt und weiter und skizziert einen richtigen KommunismuserlebnisparkTM, der die Welt der ehemaligen Sowjetunion für Tourist(inn)en so richtig fühlbar macht; Erlebnis-Gulag inklusive. Der Protagonist Igor wandert aus der Verarmung in Georgien aus und wandert in die USA in den KommunismuserlebnisparkTM ein, der ihm einen neue Heimat bietet. Seine Frau produziert aus ihrer Körperbehaarung Wolle und sein bester Freund ist ein blasenschwacher Tanzbär. Die Einwohner(innen) des KommunismuserlebnisparkTM sind sehr bemüht, den Besucher(inne)n ein möglichst klischeebehaftetes Bild der real existierenden Sozialismus zu bieten und zeigen sich äußerst kreativ in der Erfindung des Mangels und der Schikane. Das Paradox: die ganze Inszenierung des real existierenden Sozialismus mit sämtlichen Fehlentwicklungen ist eingebettet in eine Welt der Erlebnisparks und Teil einer Unterhaltungsindustrie, in der es auch schon einmal zu einer feindlichen Übernahme kommen kann. Der Autor vergisst nicht, das Ganze mit religiösen Bezügen zu würzen. Thomas Duschlbauers Satire funktioniert auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen die Grundidee, dass der Sozialismus als Erlebnispark nach kapitalistischen Gesichtspunkten funktioniert, zum anderen karikiert er eingeübte Sprachmuster, wenn er etwa von „stimmungsvoll verfallenen Gebäuden“ oder die „Mannschaft der Handballerinnen und -ballerinas“ schreibt. Das dritte Mittel das Duschlbauer einsetzt ist die Absurdität respektive Vulgarität. Moskwa Blues ist eine Kritik der Systeme. Einerseits fühlt dich der Protagonist Igor in seinem selbst gewählten Leben voller Entbehrungen wohl, auf der anderen Seite wird die Disneyfizierung der Welt durch Erlebnisparks und die damit verbundenen Bedürfnisse nach Zerstreuung und Erlebniskultur aufs Korn genommen. Der Autor, Thomas Duschlbauer ist Jahrgang 1968. Er studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten. Preise/Auszeichnungen: u.a. Talentförderpreise der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich, Hermes Lyrik Preis (2. Preis), Anerkennungspreis der Dr.-Ernst-Koref-Stiftung (Essay), Mitarbeit an einem Design-Projekt das mit einem Innovationspreis des Landes OÖ sowie mit dem Trigos Preis ausgezeichnet wurde. Als Autor ist Duschlbauer vornehmlich als Lyriker aufgetreten. Seine Literarische Publikationen sind: u.a. "Ein Stuhl im Niemandsland", "Unvorhersehungen", "Moskwa Blues". Seine Wissenschaftliche Publikationen: u.a. "Medien und Kultur im Zeitalter der X-Kommunikation", "Medium.Macht.Manipulation", "Brand.Design"

Der Sobol-Park außerhalb von Budapest ist als eine Art Mahnmal konzipiert und doch ist er eine Art Kommunismuserlebnispark der besonderen Art. Von der kubistischen Marx-Engels-Skulptur bis hin zu den 3 Meter hohen Stiefeln einer überdimensionalen Stalinstatue können geneigte Tourist(inn)en der Ostalgie frönen. Der Linzer Autor Thomas Duschlbauer geht in seiner schmalen Satire „Moskwa Blues“ noch einen Schritt und weiter und skizziert einen richtigen KommunismuserlebnisparkTM, der die Welt der ehemaligen Sowjetunion für Tourist(inn)en so richtig fühlbar macht; Erlebnis-Gulag inklusive.

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Der Protagonist Igor wandert aus der Verarmung in Georgien aus und wandert in die USA in den KommunismuserlebnisparkTM ein, der ihm einen neue Heimat bietet. Seine Frau produziert aus ihrer Körperbehaarung Wolle und sein bester Freund ist ein blasenschwacher Tanzbär. Die Einwohner(innen) des KommunismuserlebnisparkTM sind sehr bemüht, den Besucher(inne)n ein möglichst klischeebehaftetes Bild der real existierenden Sozialismus zu bieten und zeigen sich äußerst kreativ in der Erfindung des Mangels und der Schikane. Das Paradox: die ganze Inszenierung des real existierenden Sozialismus mit sämtlichen Fehlentwicklungen ist eingebettet in eine Welt der Erlebnisparks und Teil einer Unterhaltungsindustrie, in der es auch schon einmal zu einer feindlichen Übernahme kommen kann. Der Autor vergisst nicht, das Ganze mit religiösen Bezügen zu würzen.

Thomas Duschlbauers Satire funktioniert auf mehreren Ebenen. Da ist zum einen die Grundidee, dass der Sozialismus als Erlebnispark nach kapitalistischen Gesichtspunkten funktioniert, zum anderen karikiert er eingeübte Sprachmuster, wenn er etwa von „stimmungsvoll verfallenen Gebäuden“ oder die „Mannschaft der Handballerinnen und -ballerinas“ schreibt. Das dritte Mittel das Duschlbauer einsetzt ist die Absurdität respektive Vulgarität.

Moskwa Blues ist eine Kritik der Systeme. Einerseits fühlt dich der Protagonist Igor in seinem selbst gewählten Leben voller Entbehrungen wohl, auf der anderen Seite wird die Disneyfizierung der Welt durch Erlebnisparks und die damit verbundenen Bedürfnisse nach Zerstreuung und Erlebniskultur aufs Korn genommen.

Der Autor, Thomas Duschlbauer ist Jahrgang 1968. Er studierte Publizistik- und Kommunikationswissenschaft in Wien. Lehrtätigkeit an verschiedenen Universitäten.

Preise/Auszeichnungen: u.a. Talentförderpreise der Stadt Linz und des Landes Oberösterreich, Hermes Lyrik Preis (2. Preis), Anerkennungspreis der Dr.-Ernst-Koref-Stiftung (Essay), Mitarbeit an einem Design-Projekt das mit einem Innovationspreis des Landes OÖ sowie mit dem Trigos Preis ausgezeichnet wurde.

Als Autor ist Duschlbauer vornehmlich als Lyriker aufgetreten. Seine Literarische Publikationen sind: u.a. "Ein Stuhl im Niemandsland", "Unvorhersehungen", "Moskwa Blues". Seine

Wissenschaftliche Publikationen: u.a. "Medien und Kultur im Zeitalter der X-Kommunikation", "Medium.Macht.Manipulation", "Brand.Design"

geschrieben am 28.11.2009 | 382 Wörter | 2637 Zeichen

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