ISBN | 3498057952 | |
Autor | Eugen Ruge | |
Verlag | Rowohlt | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 203 | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Extras | - |
Nach dem großen Erfolg von „In Zeiten des abnehmenden Lichts“ durfte man gespannt sein, wie das Folgewerk von Eugen Ruge einerseits aussehen, andererseits aufgenommen werden würde. Die bisherigen Rezensionen, die ich gelesen habe, waren ausnahmslos positiv und auch ich kann dem Buch nichts Schlechtes attestieren. Es ist – zum Glück – ganz anders als der Vorgängerroman, eher eine Novelle und bei weitem nicht so tragend und raumgreifend, wobei einige identische Elemente der beiden Bücher nicht zu verleugnen sind: Der Protagonist muss persönliche und gesellschaftliche Brüche verkraften und flieht in ein spanischsprachiges Land und zwar an einen Fleck, den man getrost als das Ende der Welt bezeichnen könnte. Dort liest er eine identische spanische Zeitung immer wieder, ohne sie wirklich zu verstehen, und erinnert sich zudem an seine Großmutter, die im Exil in Mexiko lebte. All das trifft auf den Protagonisten Peter, aber auch auf Alexander Umnitzer aus dem Vorgängerroman zu.
Zum Inhalt: Peter kündigt kurz nach der Wende zunächst seine Stelle als Chemiker, danach seine Wohnung und alle Versicherungen und beschließt, in den Süden zu reisen, wo er zumindest erst einmal kein schlechtes Wetter befürchten muss und möglicherweise seine Schriftstellerkarriere durch neue Eindrücke voranbringen kann. Mehr durch Zufall landet er in Andalusien in Cabo de Gata und will dort zunächst nur einen Tag bleiben und dann nach Afrika weiterreisen, auch weil der Ort mehr als ungastlich daherkommt. Dann allerdings bringen ihn ein paar zufällige Umstände doch dazu, einige Wochen im Ort zu verbringen. Er arrangiert sich sodann mit seiner Zimmervermieterin, gewöhnt sich eine Arbeits- und Freizeitroutine an, auch wenn sich dabei zunächst keine belastbaren schriftstellerischen Ergebnisse einstellen, und trifft einige Durchreisende, wird nach einiger Zeit sogar von den Einheimischen gegrüßt. Trotzdem verbleiben in ihm etliche Rätsel über den Ort, die er aber nicht lösen, nur benennen kann. Ein Wendepunkt der Geschichte tritt sodann ein, als ihm beim Abschicken von Postkarten ein Kätzchen vor die Füße läuft und ihn sogar bis in sein Zimmer begleitet, wo er es anzufüttern versucht. Das ist zunächst nicht von Erfolg gekrönt, aber am Ende kommt das Kätzchen wieder und verbringt sogar die Nächte bei ihm im Zimmer. Er bemerkt an sich selbst, dass er die Gesellschaft des Tieres sehr schätzt, kein Wunder bei der Beschreibung der Bevölkerung vor Ort. Er gewöhnt sich einen solchen gleichbleibenden Alltagsablauf an, dass er irgendwann das Gefühl verspürt, die Zeit habe angehalten. Dieser Eindruck wird aber durch eine Rückkehr ins Leben zerstört, als sich nämlich einerseits Cabo de Gata zu Frühlingsbeginn mit Touristen füllt, andererseits das Kätzchen trächtig ist und Peter, als der trotz Abwehrversuchen des Kätzchens versucht, es am Bauch zu streicheln, einen Prankenhieb verpasst bekommt und die Katze fortan nicht mehr gesehen ward. Der Schluss des Buches ist ein Rückblick des jetzt erfolgreichen Autors nach etlichen Jahren auf diese Zeit des Stillstands und der Selbstbesinnung und den dann doch fertiggestellten Roman in dieser Zeit.
Die Lektüre ist angenehm, die Sprache trotz der kargen Umstände der Geschichte reichhaltig und schön, man liest gewissermaßen in einem Rutsch durch und kann am Ende den Empfindungen des Autors über das Erinnern, das Sichbedingen von Hoffen auf eine Situation und deren Eintritt oder auch die Unergründlichkeit des Lebens selbst innerlich zustimmen. Das einzig Bedauernswerte nach der Lektüre ist: es bleibt nichts haften. Die Geschichte passiert und verschwindet wieder aus dem Gedächtnis des Lesers. Auch das ist gute Literatur, aber eben kein Meilenstein.
geschrieben am 10.08.2013 | 559 Wörter | 3212 Zeichen
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