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Löwen wecken


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Löwen wecken Das Fazit darf gleich am Anfang stehen: das Buch ist gut, aber nicht herausragend. Das liegt zum einen daran, dass hier eine Mischung der Genres stattfindet, nĂ€mlich Krimi und modernes Selbsterkenntnisdrama, zum anderen dass es viel zu lang geworden ist. Es ist nĂ€mlich eine weitaus höhere Kunst, kurze Romane zu schreiben. Hier aber, auf mehr als 420 eng bedruckten Seiten, hĂ€tte nach meinem Empfinden mehrfach straffend eingegriffen werden können, ohne dass die ansonsten hohe sprachliche QualitĂ€t des Romans sonderlich gelitten hĂ€tte. So aber rast man mitunter durch Seiten und Passagen einfach quer hindurch, weil irgendwann die Kraft der ErzĂ€hlung einfach nachlĂ€sst und die Geschichte ausfranst. Worum geht es inhaltlich? Ein israelischer Neurochirurg, Etan Grien, entschließt sich nach einem anstrengenden Dienst im Krankenhaus, nicht sofort nach Hause zu fahren, sondern in der nahe gelegenen WĂŒste mit seinem Jeep ein wenig herumzucruisen. NĂ€chtlicher Stressabbau mit SUV. Leider ĂŒberfĂ€hrt er dabei einen illegalen eritreischen Einwanderer. Und flĂŒchtet vom Tatort. Bald danach suchen ihn nicht nur das schlechte Gewissen, sondern auch die Ehefrau des Eritreers, Sirkit, heim bzw. auf. Etan denkt, sich mit Geld aus der Sache herauskaufen zu können, doch Sirkit nimmt das Geld an und fordert ihn zusĂ€tzlich auf, ab sofort die Illegalen nachts in einer alten Autowerkstatt kostenlos zu behandeln. Etan geht zunĂ€chst darauf ein und muss fortan ein Doppelleben fĂŒhren, um seiner Familie die Tat und seine Buße zu verheimlichen. Was es doppelt schwer macht ist der Umstand, dass seine Ehefrau Liat Kriminalbeamtin ist und auch noch den Fall des toten Eritreers untersucht. Physische und psychische Belastung aller Beteiligten steigen an, es kommt zu zahlreichen Gedankenkaskaden ĂŒber sich selbst, ĂŒber die anderen, ĂŒber das Leben an sich und nebenbei prescht die Handlung voran und Etan widerfahren noch einige wunderliche und spannende Dinge, sogar seine Ehe droht zu zerbrechen. Am Ende gibt es noch mehr Leichen und einen Showdown, sowohl einen körperlichen als auch in den Köpfen der Beteiligten. Das durchaus zynische wie auch tragische Ende des Romans lĂ€sst den Leser dann durchaus betroffen zurĂŒck. Positiv herauszustellen ist die auch in der Übersetzung beeindruckende sprachliche QualitĂ€t des Romans. Einige Beispiele fĂŒr tiefsinnige Satzschöpfungen: „Denn du musst einen Ort haben, an dem es keine Fragen und keine Zweifel gibt. Sonst ist es wirklich traurig.“ (S. 85) oder „Es gibt nichts WiderwĂ€rtigeres als das Pfeifen eines Menschen, den man nicht ausstehen kann.“ (S. 126) oder „Zwei Menschen begegnen sich wieder und sind eigentlich zu viert. Jeder trĂ€gt ein bestimmtes Bild des anderen in sich.“ (S. 278). Die Autorin schafft es immer wieder, in ihren prĂ€gnanten Beschreibungen den Blick auch in das Innere der Personen zu wenden. Dazu kommen die vielen Metathemen, die der Roman aufgreift. Liebe, Treue, Verrat, Gewissen, dazu die klassische Midlife-Crisis, die Bedeutung von Familie, die Entscheidungen des Lebensweges, dazu die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Staat Israel, das Schicksal der Illegalen und der Umgang der Gesellschaft mit ihnen aber auch ihr Umgang untereinander. Es ist nur, wie eingangs beschrieben, am Ende einfach ĂŒberall ein Tick zu viel des Guten. Insbesondere wird die Figur Liat meiner Ansicht nach viel zu sehr mit Seiten und Bedeutung beschwert, wo es doch maßgeblich um Etan und Sirkit geht. Insgesamt also ein lesenswertes, gut geschriebenes Buch, das aber aufgrund der dargestellten LĂ€ngen und Ausschweifungen - von mir - nicht die volle Bewertungszahl erhĂ€lt.

Das Fazit darf gleich am Anfang stehen: das Buch ist gut, aber nicht herausragend. Das liegt zum einen daran, dass hier eine Mischung der Genres stattfindet, nÀmlich Krimi und modernes Selbsterkenntnisdrama, zum anderen dass es viel zu lang geworden ist. Es ist nÀmlich eine weitaus höhere Kunst, kurze Romane zu schreiben. Hier aber, auf mehr als 420 eng bedruckten Seiten, hÀtte nach meinem Empfinden mehrfach straffend eingegriffen werden können, ohne dass die ansonsten hohe sprachliche QualitÀt des Romans sonderlich gelitten hÀtte. So aber rast man mitunter durch Seiten und Passagen einfach quer hindurch, weil irgendwann die Kraft der ErzÀhlung einfach nachlÀsst und die Geschichte ausfranst.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Worum geht es inhaltlich? Ein israelischer Neurochirurg, Etan Grien, entschließt sich nach einem anstrengenden Dienst im Krankenhaus, nicht sofort nach Hause zu fahren, sondern in der nahe gelegenen WĂŒste mit seinem Jeep ein wenig herumzucruisen. NĂ€chtlicher Stressabbau mit SUV. Leider ĂŒberfĂ€hrt er dabei einen illegalen eritreischen Einwanderer. Und flĂŒchtet vom Tatort. Bald danach suchen ihn nicht nur das schlechte Gewissen, sondern auch die Ehefrau des Eritreers, Sirkit, heim bzw. auf. Etan denkt, sich mit Geld aus der Sache herauskaufen zu können, doch Sirkit nimmt das Geld an und fordert ihn zusĂ€tzlich auf, ab sofort die Illegalen nachts in einer alten Autowerkstatt kostenlos zu behandeln. Etan geht zunĂ€chst darauf ein und muss fortan ein Doppelleben fĂŒhren, um seiner Familie die Tat und seine Buße zu verheimlichen. Was es doppelt schwer macht ist der Umstand, dass seine Ehefrau Liat Kriminalbeamtin ist und auch noch den Fall des toten Eritreers untersucht. Physische und psychische Belastung aller Beteiligten steigen an, es kommt zu zahlreichen Gedankenkaskaden ĂŒber sich selbst, ĂŒber die anderen, ĂŒber das Leben an sich und nebenbei prescht die Handlung voran und Etan widerfahren noch einige wunderliche und spannende Dinge, sogar seine Ehe droht zu zerbrechen. Am Ende gibt es noch mehr Leichen und einen Showdown, sowohl einen körperlichen als auch in den Köpfen der Beteiligten. Das durchaus zynische wie auch tragische Ende des Romans lĂ€sst den Leser dann durchaus betroffen zurĂŒck.

Positiv herauszustellen ist die auch in der Übersetzung beeindruckende sprachliche QualitĂ€t des Romans. Einige Beispiele fĂŒr tiefsinnige Satzschöpfungen: „Denn du musst einen Ort haben, an dem es keine Fragen und keine Zweifel gibt. Sonst ist es wirklich traurig.“ (S. 85) oder „Es gibt nichts WiderwĂ€rtigeres als das Pfeifen eines Menschen, den man nicht ausstehen kann.“ (S. 126) oder „Zwei Menschen begegnen sich wieder und sind eigentlich zu viert. Jeder trĂ€gt ein bestimmtes Bild des anderen in sich.“ (S. 278). Die Autorin schafft es immer wieder, in ihren prĂ€gnanten Beschreibungen den Blick auch in das Innere der Personen zu wenden.

Dazu kommen die vielen Metathemen, die der Roman aufgreift. Liebe, Treue, Verrat, Gewissen, dazu die klassische Midlife-Crisis, die Bedeutung von Familie, die Entscheidungen des Lebensweges, dazu die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Staat Israel, das Schicksal der Illegalen und der Umgang der Gesellschaft mit ihnen aber auch ihr Umgang untereinander. Es ist nur, wie eingangs beschrieben, am Ende einfach ĂŒberall ein Tick zu viel des Guten. Insbesondere wird die Figur Liat meiner Ansicht nach viel zu sehr mit Seiten und Bedeutung beschwert, wo es doch maßgeblich um Etan und Sirkit geht.

Insgesamt also ein lesenswertes, gut geschriebenes Buch, das aber aufgrund der dargestellten LÀngen und Ausschweifungen - von mir - nicht die volle Bewertungszahl erhÀlt.

geschrieben am 28.06.2015 | 545 Wörter | 3125 Zeichen

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