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Die Haarteppichknüpfer


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Rezension von

Alexander Rosell

Die Haarteppichknüpfer Es ist ein verrückter Gedanke, daß ein ganzes Volk seine wichtigste Aufgabe darin sehen könnte, Teppiche für den Hof ihres Kaisers zu knüpfen; besonders, wenn man sich vor Augen hält, daß es sich dabei um Haarteppiche handelt, die Männer so dicht und fein aus den Haaren ihrer Frauen knüpfen, daß sie ihr gesamtes Leben auf diese Arbeit verwenden. Verwoben in seinen Traditionen ist diesem Volk noch nie der Gedanke gekommen, das bestehende System anzuzweifeln, oder auch nur kritisch zu hinterfragen. Seit Jahrtausenden, schier seit dem Anbeginn der Zeit, entrichten die Menschen ihren heiligen Frondienst am Gottkaiser, indem sie ihre Haarteppiche knüpfen. Erst als das Gerücht vom Fall des Kaisers und mit ihm ein junger Raumfahrer auftaucht, scheint überhaupt Bewegung in den verstockten Alltag eines ganzen Planeten zu kommen. Der junge Raumfahrer gehört zu der Rebellenbewegung, die den Kaiser nach Jahrtausenden gestürzt hat und nun vor den Scherben des alten Reiches steht. Erst nach und nach erraten die Angehörigen dieser Bewegung den grausamen Sinn, der hinter den Haarteppichen steht, und verstehen die unbegreifliche Struktur des alten Reiches. Aus dieser undenkbaren Situation knüpft der Autor, Andreas Eschbach, mit legendärem Geschick eine Geschichte der ganz besonderen Art; man fühlt sich regelrecht in die Welt der Haarteppichknüpfer hineinversetzt. Diese Welt ist sehr eindrucksvoll beschrieben und in sich vollständig schlüssig. Man fühlt sich leicht an die Lebensweise im Mittelalter erinnert, die sich stark an einem Kaiser orientiert, der allerdings nur durch seine Steuereintreiber und (Haarteppich-) Händler bei den Menschen in Erscheinung tritt. Glücklicherweise verfällt Eschbach nicht dem Fehler vieler Science Fiction Autoren, die ihre Handlungen mit allerhand exotischem überfrachten, sondern läßt seine karge Welt unverfälscht auf den Leser wirken. Die eindrucksvolle Umgebung wird von einer reichhaltigen Schar von Charakteren bevölkert, die stellenweise so detailliert beschrieben werden, daß man sie mit Hauptcharakteren gleichsetzen könnte. Die Handlung läßt an sich allerdings keine Hauptcharaktere zu, da sie sich mehr oder weniger aus einzelnen Geschichten zusammensetzt. Diese Art des Erzählens birgt natürlich den Vorteil, daß die Frage um den Sinn der Haarteppichknüpfer im Vordergrund steht, läßt aber den Erzählfluß an einigen Stellen ins Stocken geraten. Noch bevor ein Handlungsstrang aufgelöst werden kann, bricht der Autor meist abrupt ab, um seine Geschichte an einer anderen Stelle fortzusetzen. Nur selten greift er einen alten Handlungsstrang noch einmal auf, kaschiert dann aber das grobe Abreißen eher durch eine oberflächliche Geschichte. Zum Beispiel verliert sich die Spur des vorhin erwähnten Raumfahrers mitten im Buch, um gegen Ende recht unspektakulär und unscharf aufgeklärt zu werden. Eine karge Welt ist es also, in der Menschen ihrem imaginären Kaiser wertvolle Haarteppiche knüpfen. Dennoch versteht der Autor, Andreas Eschbach, seine Geschichte höchst eindrucksvoll und stichhaltig zu erzählen. Kein Inhaltlicher Fehler scheint im dabei unterlaufen zu sein und die einzelnen Handlungsstränge sind mit ihren realistischen Charakteren durchweg gelungen. Was zu einem gelungen Roman noch fehlt, ist ein überzeugendes Ende der Geschichte. Allerdings dürfte sich keiner der schon mal ein Buch von Andreas Eschbach gelesen hat, darum Sorgen machen: Auch die Geschichte der Haarteppichknüpfer findet zu einem gelungenen Abschluß. Nur so viel sei verraten: Zur Nominierung zum besten deutschen SF-Roman (1995) hat es gereicht.

Es ist ein verrückter Gedanke, daß ein ganzes Volk seine wichtigste Aufgabe darin sehen könnte, Teppiche für den Hof ihres Kaisers zu knüpfen; besonders, wenn man sich vor Augen hält, daß es sich dabei um Haarteppiche handelt, die Männer so dicht und fein aus den Haaren ihrer Frauen knüpfen, daß sie ihr gesamtes Leben auf diese Arbeit verwenden.

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Verwoben in seinen Traditionen ist diesem Volk noch nie der Gedanke gekommen, das bestehende System anzuzweifeln, oder auch nur kritisch zu hinterfragen. Seit Jahrtausenden, schier seit dem Anbeginn der Zeit, entrichten die Menschen ihren heiligen Frondienst am Gottkaiser, indem sie ihre Haarteppiche knüpfen. Erst als das Gerücht vom Fall des Kaisers und mit ihm ein junger Raumfahrer auftaucht, scheint überhaupt Bewegung in den verstockten Alltag eines ganzen Planeten zu kommen.

Der junge Raumfahrer gehört zu der Rebellenbewegung, die den Kaiser nach Jahrtausenden gestürzt hat und nun vor den Scherben des alten Reiches steht. Erst nach und nach erraten die Angehörigen dieser Bewegung den grausamen Sinn, der hinter den Haarteppichen steht, und verstehen die unbegreifliche Struktur des alten Reiches.

Aus dieser undenkbaren Situation knüpft der Autor, Andreas Eschbach, mit legendärem Geschick eine Geschichte der ganz besonderen Art; man fühlt sich regelrecht in die Welt der Haarteppichknüpfer hineinversetzt.

Diese Welt ist sehr eindrucksvoll beschrieben und in sich vollständig schlüssig. Man fühlt sich leicht an die Lebensweise im Mittelalter erinnert, die sich stark an einem Kaiser orientiert, der allerdings nur durch seine Steuereintreiber und (Haarteppich-) Händler bei den Menschen in Erscheinung tritt. Glücklicherweise verfällt Eschbach nicht dem Fehler vieler Science Fiction Autoren, die ihre Handlungen mit allerhand exotischem überfrachten, sondern läßt seine karge Welt unverfälscht auf den Leser wirken.

Die eindrucksvolle Umgebung wird von einer reichhaltigen Schar von Charakteren bevölkert, die stellenweise so detailliert beschrieben werden, daß man sie mit Hauptcharakteren gleichsetzen könnte. Die Handlung läßt an sich allerdings keine Hauptcharaktere zu, da sie sich mehr oder weniger aus einzelnen Geschichten zusammensetzt.

Diese Art des Erzählens birgt natürlich den Vorteil, daß die Frage um den Sinn der Haarteppichknüpfer im Vordergrund steht, läßt aber den Erzählfluß an einigen Stellen ins Stocken geraten. Noch bevor ein Handlungsstrang aufgelöst werden kann, bricht der Autor meist abrupt ab, um seine Geschichte an einer anderen Stelle fortzusetzen. Nur selten greift er einen alten Handlungsstrang noch einmal auf, kaschiert dann aber das grobe Abreißen eher durch eine oberflächliche Geschichte. Zum Beispiel verliert sich die Spur des vorhin erwähnten Raumfahrers mitten im Buch, um gegen Ende recht unspektakulär und unscharf aufgeklärt zu werden.

Eine karge Welt ist es also, in der Menschen ihrem imaginären Kaiser wertvolle Haarteppiche knüpfen. Dennoch versteht der Autor, Andreas Eschbach, seine Geschichte höchst eindrucksvoll und stichhaltig zu erzählen. Kein Inhaltlicher Fehler scheint im dabei unterlaufen zu sein und die einzelnen Handlungsstränge sind mit ihren realistischen Charakteren durchweg gelungen. Was zu einem gelungen Roman noch fehlt, ist ein überzeugendes Ende der Geschichte. Allerdings dürfte sich keiner der schon mal ein Buch von Andreas Eschbach gelesen hat, darum Sorgen machen: Auch die Geschichte der Haarteppichknüpfer findet zu einem gelungenen Abschluß. Nur so viel sei verraten: Zur Nominierung zum besten deutschen SF-Roman (1995) hat es gereicht.

geschrieben am 13.09.2004 | 515 Wörter | 3129 Zeichen

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