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Bücher

Tristan und Isolde


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Rezension von

Ragan Tanger

Tristan und Isolde Liebe - unvergänglich Wenn auf der Verpackung des neuen Hörbuchs des Hörverlags neben Titel auch der Autor steht, ist das im Gegensatz zu den meisten anderen Titeln, die dieser ausgesprochen renommierte Hörbuchverlag führt, historisch verwirrend und nicht ganz korrekt. Gottfried von Straßburg ist nämlich nicht der Erfinder der legendären Saga von Tristan und Isolde, er ist, durch glückliche Fügung oder mittelalterliches Schicksal, der einzige, dessen Version bis heute transkribiert worden ist. Und selbst das ist noch nicht einmal sicher. Es handelt sich letztlich um wissenschaftliche Rekonstruktionen, die auf gewissen Indizien aufbauen und Schlussfolgerungen zulassen. Lassen wir den historischen, kritischen Blick einmal weg und halten wir Folgendes fest: Als einer von vielen mittelalterlichen Poeten und Minnesängern hat es Gottfried von Straßburgs Tristan-Version als bedeutendes Liebesepos in die Neuzeit geschafft. Selbstverständlich gab und gibt es immer wieder philologische Neubearbeitungen, die den mittelhochdeutschen Stoff, den heute keiner mehr lesen könnte, in modernes Sprachverständnis umwandeln. Und da sich auch das moderne Sprachverständnis beständig wandelt, dürfen die Hörer dieser sechs CDs froh sein, eine Bearbeitung von 2003 genießen zu dürfen, die sprachlich auf der Höhe der Zeit logiert und die es selbst Jugendlichen möglich machen sollte, dem Stoff zu folgen. Falls jemand gerade an seinen Abiturprüfungen in Deutsch jenes Thema zu bearbeiten hat, ein leichter und nachvollziehbarer Einstieg. Aber Vorsicht, allzu leicht geht einem diese Version nicht ins Gehör. Grund dafür ist eine Aufzeichnung, die an die 1950er Jahre erinnert, als Fernseh- und Hörfunkspiele noch diese besonders authentische Form der Live-Qualität übertrugen. Rolf Boysen liest mit großer Stimmgewalt vor Publikum, das klatschend und räuspernd die Intimität der Sprecherkabine ersetzt. Eine gewöhnungsbedürftige, dann aber umso packendere Gestaltung des Vorlesens. Wovon aber handeln nun die 426 Minuten? Welcher Kritik muss sich der Inhalt der mittelalterlichen Barden stellen? Auf gewisse Art und Weise sind Klassiker, und das hier ist einer der ältesten, natürlicher aller inhaltlichen Kritik erhaben, sonst wären sie keine. Die herzergreifende Liebesgeschichte zwischen dem tugendhafter Ritter Tristan und der schönen Königstochter Isolde hat nicht nur im Mittelalter zu zahlreichen Adaptionen geführt, sie war Vorbild aller Beziehungsdramen bis heute. Den geheimen Liebestrunk, den die beiden zu sich nehmen und sich dadurch unsterblich ineinander verlieben, hat aber nur das Mittelalter zu bieten und wer wollte schon widersprechen, dass dies doch umso kraftvoller und magischer erscheint, als per Email oder Chatbörse Kontakt aufzunehmen. Welch grausame Perversion der Moderne. Und natürlich brechen die Liebenden den gesellschaftlichen und religiösen Kodex, ziehen die Wut der Obrigkeit, der Familien und der Intriganten auf sich und sterben, so will es das Drama, nach einigen Jahren der herzallerliebsten Zweisamkeit und furchterregendsten Verfolgungen an der Tricklist ihrer Häscher. An Kummer wohlgemerkt; eine weitere bedeutende Konnotation, denn ein moderner Biomediziner würde sowas ja gar nicht mehr zulassen, weil es nicht messbar ist. Wie schön also, dass wir mit dem Hörverlag und Rolf Boysen in die Kraft nicht nur des Mittelalters, sondern unserer eigenen Kulturgeschichte und jenem authentischen, naturbezogenen und so besonderen Gefühl der Lebendigkeit eintauchen dürfen. Nicht nur der Plot, sondern auch die Geschichte der Geschichte ist erfahrbar und lohnen sich deshalb umso mehr.

Liebe - unvergänglich

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Wenn auf der Verpackung des neuen Hörbuchs des Hörverlags neben Titel auch der Autor steht, ist das im Gegensatz zu den meisten anderen Titeln, die dieser ausgesprochen renommierte Hörbuchverlag führt, historisch verwirrend und nicht ganz korrekt. Gottfried von Straßburg ist nämlich nicht der Erfinder der legendären Saga von Tristan und Isolde, er ist, durch glückliche Fügung oder mittelalterliches Schicksal, der einzige, dessen Version bis heute transkribiert worden ist. Und selbst das ist noch nicht einmal sicher. Es handelt sich letztlich um wissenschaftliche Rekonstruktionen, die auf gewissen Indizien aufbauen und Schlussfolgerungen zulassen. Lassen wir den historischen, kritischen Blick einmal weg und halten wir Folgendes fest: Als einer von vielen mittelalterlichen Poeten und Minnesängern hat es Gottfried von Straßburgs Tristan-Version als bedeutendes Liebesepos in die Neuzeit geschafft.

Selbstverständlich gab und gibt es immer wieder philologische Neubearbeitungen, die den mittelhochdeutschen Stoff, den heute keiner mehr lesen könnte, in modernes Sprachverständnis umwandeln. Und da sich auch das moderne Sprachverständnis beständig wandelt, dürfen die Hörer dieser sechs CDs froh sein, eine Bearbeitung von 2003 genießen zu dürfen, die sprachlich auf der Höhe der Zeit logiert und die es selbst Jugendlichen möglich machen sollte, dem Stoff zu folgen. Falls jemand gerade an seinen Abiturprüfungen in Deutsch jenes Thema zu bearbeiten hat, ein leichter und nachvollziehbarer Einstieg.

Aber Vorsicht, allzu leicht geht einem diese Version nicht ins Gehör. Grund dafür ist eine Aufzeichnung, die an die 1950er Jahre erinnert, als Fernseh- und Hörfunkspiele noch diese besonders authentische Form der Live-Qualität übertrugen. Rolf Boysen liest mit großer Stimmgewalt vor Publikum, das klatschend und räuspernd die Intimität der Sprecherkabine ersetzt. Eine gewöhnungsbedürftige, dann aber umso packendere Gestaltung des Vorlesens.

Wovon aber handeln nun die 426 Minuten? Welcher Kritik muss sich der Inhalt der mittelalterlichen Barden stellen? Auf gewisse Art und Weise sind Klassiker, und das hier ist einer der ältesten, natürlicher aller inhaltlichen Kritik erhaben, sonst wären sie keine. Die herzergreifende Liebesgeschichte zwischen dem tugendhafter Ritter Tristan und der schönen Königstochter Isolde hat nicht nur im Mittelalter zu zahlreichen Adaptionen geführt, sie war Vorbild aller Beziehungsdramen bis heute. Den geheimen Liebestrunk, den die beiden zu sich nehmen und sich dadurch unsterblich ineinander verlieben, hat aber nur das Mittelalter zu bieten und wer wollte schon widersprechen, dass dies doch umso kraftvoller und magischer erscheint, als per Email oder Chatbörse Kontakt aufzunehmen. Welch grausame Perversion der Moderne.

Und natürlich brechen die Liebenden den gesellschaftlichen und religiösen Kodex, ziehen die Wut der Obrigkeit, der Familien und der Intriganten auf sich und sterben, so will es das Drama, nach einigen Jahren der herzallerliebsten Zweisamkeit und furchterregendsten Verfolgungen an der Tricklist ihrer Häscher. An Kummer wohlgemerkt; eine weitere bedeutende Konnotation, denn ein moderner Biomediziner würde sowas ja gar nicht mehr zulassen, weil es nicht messbar ist. Wie schön also, dass wir mit dem Hörverlag und Rolf Boysen in die Kraft nicht nur des Mittelalters, sondern unserer eigenen Kulturgeschichte und jenem authentischen, naturbezogenen und so besonderen Gefühl der Lebendigkeit eintauchen dürfen. Nicht nur der Plot, sondern auch die Geschichte der Geschichte ist erfahrbar und lohnen sich deshalb umso mehr.

geschrieben am 27.09.2010 | 506 Wörter | 3159 Zeichen

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