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Wie Dracula den Kopf verlor und Sissi die Lust


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Rezension von

Ragan Tanger

Wie Dracula den Kopf verlor und Sissi die Lust Kultradio goes Printmedium ZeitZeichen ist eine tägliche Radiosendung, die vom WDR produziert wird und im Jahre 2012 40jährigen Geburtstag feiert. Damit eine Radiosendung nicht nur dieses biblische Alter erreicht, sondern in einem Buch mit anschließender Rezension entsprechend gewürdigt wird, muss sie schon Einiges zu bieten haben. Es klingt unspektakulär, befriedigt aber das Bedürfnis der medialen Öffentlichkeit nach historischen Geschichten, die ja im wahrsten Sinne des Wortes als solche durchgehen dürfen. Im Gegensatz zu Guido Knopps halbgarem Aufwasch im Fernsehen orientieren sich die auditiven Erzählungen aber mehr am historischen Diktum, vernachlässigen dabei aber in keiner Weise den publikumswirksamen Bezug. Pünktlich zum Feiertag gibt’s dazu nun ein Feierbuch. Egal, dass sich das Konzept im Hörfunk mittlerweile von mehren auf ein Thema pro Sendung verschoben hat, ob Auszüge des Zeitzeichens im WDR-Stichtag zu hören sind und das mittlerweile Ereignisse, Personen (deren Geburtstag oder ähnlich besondere Tage) hervorgehoben wollen – die Spannung und das Interesse bleiben bestehen und die besten Geschichten aus der Geschichte gibt es nun im KiWi-Verlag zum Nachlesen. 21 unerhörte Geschichten aus 21 Jahrhunderten, so der Klappentext. Allerdings verteilen sich die Geschichten nicht auf die 21 Jahrhunderte, sondern, wie in der Wissenschaft nun mal üblich, nimmt die frühe und moderne Neuzeit einen größeren Teil ein – nun, da gibt es einfach mehr Quellen, wie der Geschichtsmethodiker zu berichten weiß. Unerhört sind die Geschichten, zumindest für Interessierte, auch nicht immer (Die Tulpenkrise in Holland, Olympe de Gouges oder der jüdische Chemiker Fritz Haber dürften auch populärmedial Bekanntheit erreicht haben), aber sie sind äußerst lesenswert und richtig unterhaltsam. Wenn Geiserich mit seinen Vandalen durch die Lande plündert, wenn Theodor Neuhausen König von Korsika wird oder unser aller Kaiserin Sissi als Hobbydichterin und Gehörnte (aufgrund ihrer Magersucht nicht stattfindenden Sexualität) reüssiert. Fünf Autoren zeichnen sich für die Transkription aus, Herausgeber Roland Feisel bietet dazu eine appetitliche und wohlschmeckende Einleitung, in der lebhafter Bezug auf die spannende Geschichte innerhalb des ZeitZeichens genommen wird. Neben ihm sind weitere Polit- oder Geschichtsakademiker vertreten, also Männer rund Frauen vom Fach, die ganz nebenbei auch schön schreiben und publizieren können. Einzig Ralph Erdenberger fällt da qualitativ ein wenig ab, vielleicht liegt’s daran, dass er als studierter Psychologe einen so ganz anderen Blick auf die Geschichte hat – einen ahistorischen, mit dem er in jeder Grundstudiumsklausur durchfallen würde. Zu gegenwartsbezogen, zu egozentrisch fabuliert er beispielsweise über Leonardo da Vincis Militärmaschinenpläne als schrecklich und unmenschlich. Das wäre so, als würde der große Leonardo Erdenbergers Handy- und Tabletkonsum als weltverstörend bezeichnen. Nein, nein, Geschichte kann nicht retroperspektivisch übergestülpt werden und schon gar nicht faktisch bewertet werden (man denke hier an Hayden Whites berühmtes Diktum!), aber der Mann hat dies eben nicht gelernt und so ein bisschen Klamauk und Melancholie (just jene Bereiche erfüllt der Autor nämlich) sind ja auch nicht verkehrt. Fazit: Ein unterhaltsames, historisch zumeist korrektes und auch für viele Eingeweihte fast immer aufregendes Buch, das kurzweilig Vergangenes Revue passieren lässt. Man bekommt durchs Lesen richtig Lust sich die täglichen Podcasts vom WDR herunterzuladen oder einfach mal den sowieso richtig starken Sender WDR 5 öfter anzuhören. ZeitZeichen wird somit selbst zum ZeitZeichen.

Kultradio goes Printmedium

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ZeitZeichen ist eine tägliche Radiosendung, die vom WDR produziert wird und im Jahre 2012 40jährigen Geburtstag feiert. Damit eine Radiosendung nicht nur dieses biblische Alter erreicht, sondern in einem Buch mit anschließender Rezension entsprechend gewürdigt wird, muss sie schon Einiges zu bieten haben. Es klingt unspektakulär, befriedigt aber das Bedürfnis der medialen Öffentlichkeit nach historischen Geschichten, die ja im wahrsten Sinne des Wortes als solche durchgehen dürfen. Im Gegensatz zu Guido Knopps halbgarem Aufwasch im Fernsehen orientieren sich die auditiven Erzählungen aber mehr am historischen Diktum, vernachlässigen dabei aber in keiner Weise den publikumswirksamen Bezug. Pünktlich zum Feiertag gibt’s dazu nun ein Feierbuch.

Egal, dass sich das Konzept im Hörfunk mittlerweile von mehren auf ein Thema pro Sendung verschoben hat, ob Auszüge des Zeitzeichens im WDR-Stichtag zu hören sind und das mittlerweile Ereignisse, Personen (deren Geburtstag oder ähnlich besondere Tage) hervorgehoben wollen – die Spannung und das Interesse bleiben bestehen und die besten Geschichten aus der Geschichte gibt es nun im KiWi-Verlag zum Nachlesen. 21 unerhörte Geschichten aus 21 Jahrhunderten, so der Klappentext. Allerdings verteilen sich die Geschichten nicht auf die 21 Jahrhunderte, sondern, wie in der Wissenschaft nun mal üblich, nimmt die frühe und moderne Neuzeit einen größeren Teil ein – nun, da gibt es einfach mehr Quellen, wie der Geschichtsmethodiker zu berichten weiß.

Unerhört sind die Geschichten, zumindest für Interessierte, auch nicht immer (Die Tulpenkrise in Holland, Olympe de Gouges oder der jüdische Chemiker Fritz Haber dürften auch populärmedial Bekanntheit erreicht haben), aber sie sind äußerst lesenswert und richtig unterhaltsam. Wenn Geiserich mit seinen Vandalen durch die Lande plündert, wenn Theodor Neuhausen König von Korsika wird oder unser aller Kaiserin Sissi als Hobbydichterin und Gehörnte (aufgrund ihrer Magersucht nicht stattfindenden Sexualität) reüssiert.

Fünf Autoren zeichnen sich für die Transkription aus, Herausgeber Roland Feisel bietet dazu eine appetitliche und wohlschmeckende Einleitung, in der lebhafter Bezug auf die spannende Geschichte innerhalb des ZeitZeichens genommen wird. Neben ihm sind weitere Polit- oder Geschichtsakademiker vertreten, also Männer rund Frauen vom Fach, die ganz nebenbei auch schön schreiben und publizieren können. Einzig Ralph Erdenberger fällt da qualitativ ein wenig ab, vielleicht liegt’s daran, dass er als studierter Psychologe einen so ganz anderen Blick auf die Geschichte hat – einen ahistorischen, mit dem er in jeder Grundstudiumsklausur durchfallen würde. Zu gegenwartsbezogen, zu egozentrisch fabuliert er beispielsweise über Leonardo da Vincis Militärmaschinenpläne als schrecklich und unmenschlich. Das wäre so, als würde der große Leonardo Erdenbergers Handy- und Tabletkonsum als weltverstörend bezeichnen. Nein, nein, Geschichte kann nicht retroperspektivisch übergestülpt werden und schon gar nicht faktisch bewertet werden (man denke hier an Hayden Whites berühmtes Diktum!), aber der Mann hat dies eben nicht gelernt und so ein bisschen Klamauk und Melancholie (just jene Bereiche erfüllt der Autor nämlich) sind ja auch nicht verkehrt.

Fazit:

Ein unterhaltsames, historisch zumeist korrektes und auch für viele Eingeweihte fast immer aufregendes Buch, das kurzweilig Vergangenes Revue passieren lässt. Man bekommt durchs Lesen richtig Lust sich die täglichen Podcasts vom WDR herunterzuladen oder einfach mal den sowieso richtig starken Sender WDR 5 öfter anzuhören. ZeitZeichen wird somit selbst zum ZeitZeichen.

geschrieben am 11.04.2012 | 511 Wörter | 3223 Zeichen

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