ISBN | 3864100968 | |
Autor | Don J. Goewey | |
Verlag | Windpferd | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 256 | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Extras | - |
Nur siegen geht nicht
Was lösen Begriffe wie ultimativ, für immer oder perfekt in Ihnen aus? Dass es sich hierbei um Übertreibungen handelt, die es so in der Welt gar nicht geben kann? Vielleicht denken Sie aber einfach auch nur an den American way of life, dessen Tellerwäscherideologie auf derlei oberflächlicher Massivsuggestion aufgebaut ist. Beides zusammen ergeben die Grundlagen des an sich hochinteressanten und toll recherchierten Buches von Don Joseph Goeway, das das ultimative (sic!) Übungsbuch für ein stressfreies Leben sein soll. Vorneweg: die Übungen sind toll und bedienen sich bei den größten spirituellen und mentalen Referenzen, es ist ein Leitfaden, mit dem man sich und seine Verhaltensweisen erkennen, durchschauen und tatsächlich verändern kann. Das ist alles nichts Neues, aber in dieser Kompilation lesens- und beachtenswert. Schön auch, dass der Windpferd-Verlag eine reiche Auswahl an Übungsfolgen per Download mit Barcode anbietet. Wer jetzt also noch keinen der ungezählten Ratgeber in jenem Bereich der Psychologie zu Hause hat, dem kann man dieses Werk warmherzig empfehlen. Aber sind Leute, die auf diesen Titel ansprechen, nicht schon mit dem vertraut, was sie erwartet?
Grundsätzlich problematisch ist die eingangs erwähnte Übertreibung der Sachverhalte und die auffällig falsch verstandene Wortwahl. Auch wenn Goeway nahezu alle Referenzen der Psychologie, Traumforschung, Spiritualität und Neurobiologe kennt und vernünftig in seine Argumentation einbaut - die Kommunikationsforscher lässt er außer Acht. Stress besiegen - was löst das wohl für Assoziationen aus? Gewaltfrei? Sie merken schon, das ist ein wenig halbgar.
Problematisch natürlich auch die Verweise bzw. die stetige Vergewisserung der neurobiologischen Absicherung. Das mag zwar hilfreich sein, wenn jemand entdeckt, dass bestimmte Gehirnfunktionen mit Symptomatiken in Verbindung zu bringen sind, erweckt aber auch immer den Eindruck, als wäre dies, wie ein Gehirn, programmierbar. Gefühle der Freude oder Angst sitzen nicht in einer bestimmten Körperregion, sondern sind unerschöpflicher Teil ihres Daseins.
Nichts drückt die gesunde Mischung aus Kraft und Schwäche dieses Buches besser aus, als das Mantra "Stattdessen könnte ich meinen Frieden damit machen", das in bestimmten Stresssituationen rezitiert werden soll. Wozu dient denn an dieser Stelle der Konjunktiv? Warum machen Sie nicht einfach ihren Frieden?
geschrieben am 22.07.2015 | 343 Wörter | 2106 Zeichen
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