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Der namenlose Tag: Roman


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Der namenlose Tag: Roman Der pensionierte Kommissar Jakob Franck ist die Hauptfigur einer neuen Krimireihe aus der Feder von Friedrich Ani. Ani ist vielen Lesern durch den vom ihm geschaffenen Ermittler Tabor Süden bekannt und ein fester Begriff in der deutschen Krimiliteratur. Franck ermittelt durchaus unkonventionell, wie der Leser im Lauf der Zeit feststellt. Neben den klassischen Methoden der Quellensuche und –auswertung ist es Francks besondere Fähigkeit, sich auf einen Sachverhalt so sehr einzulassen, dass er ihn wie aus anderer Sicht betrachten kann, um so mögliche Sackgassen, die er aus Polizistensicht zielsicher betreten würde, zu vermeiden. Eigentlich könnte Jakob Franck seinen frisch angetretenen Ruhestand genießen, aber so einfach ist das nicht. Er ist seit etlichen Jahren geschieden, kinderlos, was im Laufe der ersten Kapitel ganz grandios in einem Nebensatz eingeführt wird, und kann von alten Gewohnheiten nicht lassen. Wie bei vielen Kriminalisten kommt es aber bei auch noch erschwerend hinzu, dass er von alten Fällen regelrecht heimgesucht wird. Das geht sogar so weit, dass er diese Geistergäste bewirtet und in sein Leben integriert hat – denn los wird er sie ohnehin nicht. Zu diesen ungebetenen Gästen gesellt sich dann Esther Winther durch den Besuch ihres Vaters Ludwig Winther bei Franck. Esther wurde im Park an einem Strang aufgehängt gefunden und nach kurzer Zeit als Selbstmord veraktet. Die Familie hatte geschwiegen, es gab Verdächtigungen, aber keine Verdachtsmomente. Aber Schweigen arbeitet und gärt, keiner weiß das besser als Jakob Franck. Und als fast zwanzig Jahre nach Esthers Tod ihr Vater nun den Kontakt zu Franck sucht, weil ihn der Gedanke immer noch umtreibt, dass es doch ein Mord gewesen sein könnte, muss sich Franck wieder tief in den Fall einarbeiten, der für ihn ohnehin eine Besonderheit hatte: als er die Todesnachricht überbrachte, war nur Esthers Mutter anwesend und er hatte sie sieben Stunden, ohne ein Wort zu sagen, in den Armen gehalten und ihr so beigestanden. Dass aber in diesem Zusammenhang jeder etwas zu verbergen hatte und jeder zu viel schwieg und keiner sich mit Unschuld brüsten kann, deckt Franck Stück für Stück auf. Er ist auf seine Weise beharrlich und gelangt so hinter die Schutzmauern, die die Menschen um sich herum aufrichten. Im Roman gelingt dies jedenfalls. Ob dies in der Realität auch so gelänge, mag dahingestellt sein. Zusammen mit seiner »Gedankenfühligkeit« genannten Selbstvertiefung in den Fall kommt Franck zu erstaunlichen Ergebnissen, die aber zwanzig Jahre später allenfalls für Klarheit, nicht aber zwingend für Erlösung sorgen. Der Roman ist gut, keine Frage. Er führt den Leser auf eine unspektakuläre Art zum Wesen des neuen Ermittlers, an dessen Schlussfolgerungen er teilnehmen darf. Es ist auch eine subtile Grundspannung vorhanden, die aber gerade nicht auf reißerische Cliffhanger und Entdeckungen setzt, sondern den Leser mit den aufgeklärten Grausamkeiten und Nebenkriegsschauplätzen in einer Art konfrontiert, die eine Reflektion ermöglicht, die über die Geschichte hinausgeht. Ob das fortan in jedem neuen Fall von Jakob Franck gelingen wird, bleibt abzuwarten. Mit dem hier gefundenen Ende ist der Krimi aber der Realität viel näher gekommen, als es viele andere Romane tun. Und das ist erschreckend genug.

Der pensionierte Kommissar Jakob Franck ist die Hauptfigur einer neuen Krimireihe aus der Feder von Friedrich Ani. Ani ist vielen Lesern durch den vom ihm geschaffenen Ermittler Tabor Süden bekannt und ein fester Begriff in der deutschen Krimiliteratur. Franck ermittelt durchaus unkonventionell, wie der Leser im Lauf der Zeit feststellt. Neben den klassischen Methoden der Quellensuche und –auswertung ist es Francks besondere Fähigkeit, sich auf einen Sachverhalt so sehr einzulassen, dass er ihn wie aus anderer Sicht betrachten kann, um so mögliche Sackgassen, die er aus Polizistensicht zielsicher betreten würde, zu vermeiden.

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Eigentlich könnte Jakob Franck seinen frisch angetretenen Ruhestand genießen, aber so einfach ist das nicht. Er ist seit etlichen Jahren geschieden, kinderlos, was im Laufe der ersten Kapitel ganz grandios in einem Nebensatz eingeführt wird, und kann von alten Gewohnheiten nicht lassen. Wie bei vielen Kriminalisten kommt es aber bei auch noch erschwerend hinzu, dass er von alten Fällen regelrecht heimgesucht wird. Das geht sogar so weit, dass er diese Geistergäste bewirtet und in sein Leben integriert hat – denn los wird er sie ohnehin nicht.

Zu diesen ungebetenen Gästen gesellt sich dann Esther Winther durch den Besuch ihres Vaters Ludwig Winther bei Franck. Esther wurde im Park an einem Strang aufgehängt gefunden und nach kurzer Zeit als Selbstmord veraktet. Die Familie hatte geschwiegen, es gab Verdächtigungen, aber keine Verdachtsmomente. Aber Schweigen arbeitet und gärt, keiner weiß das besser als Jakob Franck. Und als fast zwanzig Jahre nach Esthers Tod ihr Vater nun den Kontakt zu Franck sucht, weil ihn der Gedanke immer noch umtreibt, dass es doch ein Mord gewesen sein könnte, muss sich Franck wieder tief in den Fall einarbeiten, der für ihn ohnehin eine Besonderheit hatte: als er die Todesnachricht überbrachte, war nur Esthers Mutter anwesend und er hatte sie sieben Stunden, ohne ein Wort zu sagen, in den Armen gehalten und ihr so beigestanden.

Dass aber in diesem Zusammenhang jeder etwas zu verbergen hatte und jeder zu viel schwieg und keiner sich mit Unschuld brüsten kann, deckt Franck Stück für Stück auf. Er ist auf seine Weise beharrlich und gelangt so hinter die Schutzmauern, die die Menschen um sich herum aufrichten. Im Roman gelingt dies jedenfalls. Ob dies in der Realität auch so gelänge, mag dahingestellt sein. Zusammen mit seiner »Gedankenfühligkeit« genannten Selbstvertiefung in den Fall kommt Franck zu erstaunlichen Ergebnissen, die aber zwanzig Jahre später allenfalls für Klarheit, nicht aber zwingend für Erlösung sorgen.

Der Roman ist gut, keine Frage. Er führt den Leser auf eine unspektakuläre Art zum Wesen des neuen Ermittlers, an dessen Schlussfolgerungen er teilnehmen darf. Es ist auch eine subtile Grundspannung vorhanden, die aber gerade nicht auf reißerische Cliffhanger und Entdeckungen setzt, sondern den Leser mit den aufgeklärten Grausamkeiten und Nebenkriegsschauplätzen in einer Art konfrontiert, die eine Reflektion ermöglicht, die über die Geschichte hinausgeht. Ob das fortan in jedem neuen Fall von Jakob Franck gelingen wird, bleibt abzuwarten. Mit dem hier gefundenen Ende ist der Krimi aber der Realität viel näher gekommen, als es viele andere Romane tun. Und das ist erschreckend genug.

geschrieben am 27.08.2015 | 504 Wörter | 2842 Zeichen

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