ISBN | 3715207086 | |
Autoren | Max Bolliger , Jürg Obrist | |
Verlag | Atlantis Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 32 | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Extras | - |
Max Bolliger ist ein begnadeter Kinderbuchautor. Er hat nicht nur tolle Einzeltitel, etwa das âRiesenfestâ oder das Buch ĂŒber den kleinen Esel Alois, sondern auch BĂŒcher mit Fabeln oder Legenden fĂŒr Kinder verfasst. Der Illustrator JĂŒrg Obrist hat schon vielen BĂŒchern und Charakteren seine Feder prĂ€gend aufgedrĂŒckt, aber auch schon Werke von Bolliger in Szene gesetzt, zuletzt âDer Hase mit den himmelblauen Ohrenâ. Das Interesse von Kindern als Leser und Betrachter des Buches wird schon durch die spannenden Details der Bebilderung geweckt, wo die Tiere pointiert hervorgehoben sind und die Landschaft sich herrlich schrĂ€g in die Seiten schmiegt. Zwei Stellen möchte ich dabei besonders hervorheben, weil ich sie graphisch so gut umgesetzt finde: zum einen, als man beim Herumstolzieren von Kater Clemens nur die Schatten der ihn beobachtenden Hofmitbewohner sieht. Zum anderen, wenn die Bewunderung der anderen Tiere in Spott umschlĂ€gt und sich dementsprechend auch ihre Mimik verĂ€ndert. Beides wird durch die Zeichnungen so schön transportiert, dass man schon einen freudigen Vorgriff auf die ErzĂ€hlung hat.
Worum geht es in der Geschichte? Um den Hofkater Clemens. Der mag es, wie alle Katzen, durch die Natur rund um den Bauernhof zu streifen, MĂ€use zu jagen oder sich schlicht in der Sonne zu recken und zu strecken. Die anderen Tiere des Hofes mögen ihn sehr, jedes Tier bevorzugt ein anderes Detail an ihm, von den Augen bis zu den Krallen. Das findet Clemens so toll, dass er fortan seine sonstigen TĂ€tigkeiten als Kater aufgibt und sich auf das Herumstolzieren und Bewundertwerden verlegt. Die anderen Tiere, nicht dumm, merken das natĂŒrlich und lassen ihn spĂŒren, dass ihre Bewunderung fĂŒr sein natĂŒrliches Verhalten nicht in so ein Gehabe umschlagen sollte. Also ĂŒberzeugen sie ihn davon, dass er mit ein paar Accessoires noch schöner aussĂ€he, zum Beispiel mit einer Brille, mit Schuhen oder gar mit rot lackierten Krallen. Als er dann so geckenhaft ausstaffiert ĂŒber den Hof flaniert, lachen sich die Tiere zu Recht kaputt. Clemens erschrickt, zieht sich zurĂŒck, lĂ€sst den ganzen Klimbim fortan weg und ist wieder der liebenswerte Hofkater, der er vorher war.
Die Geschichte hat somit einen fĂŒr Kinder gut nachzuvollziehenden Clou und â wie so oft bei Bolliger â eine dezente, aber liebenswerte ĂŒbergeordnete Botschaft.
Das einzige, was mich an dem Buch stört, ist die Rolle des Kaninchens. Zum einen lebt das in einem engen KĂ€fig und sehnt sich nach der Freiheit, die Clemens genieĂt. Zum anderen hat das Kaninchen am Ende gar keinen Vorteil aus der Geschichte gezogen. Die anderen Tiere hatten ihren SpaĂ, Clemens hat seine Lektion gelernt, aber der kleine Hoppler sitzt immer noch hinter Gittern und bewundert Clemensâ SprĂŒnge in Freiheit. Das ist doch ein wenig bedrĂŒckend und nicht ganz stimmig zum Restkonzept.
Ansonsten aber ein sehr empfehlenswertes Kinderbuch, inhaltlich und optisch.
geschrieben am 16.03.2016 | 456 Wörter | 2502 Zeichen
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