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Lazarus, Bd. 1: Die Macht der Familien


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Rezension von

Thomas Stumpf

Die Macht der Familien „Lazarus“ ist eine düstere Dysthopie und inhaltlich teilweise gar nicht mehr weit von heute entfernt. Oder, wie es im Vorwort so treffend heißt, gute Science-Fiction ist immer Social-Fiction. Und daher wendet sich Greg Rucka der spannenden Frage zu, wie sich unsere heutige Welt in nicht allzu ferner Zukunft ausnehmen könnte, wenn nur eine Handvoll globaler Konzerne, geführt von einzelnen Familien, die Welt beherrschen, indem sie Informationen, Resourcen, Politik und Geldfluss kontrollieren (ein kleiner Seitenhieb auf Monsanto dürfte darin durchaus erkennbar sein). Das eine Prozent dieser mächtigen Oberschicht hat die Welt unter sich aufgeteilt und herrscht über ganze Länder und Kontinente. Die übrige Menschheit ist recht simpel klassifiziert: es gibt die etwas besser gestellten wenigen „Knechte“, die den privilegierten Familien dienen, der Rest der Menschheit, die einfache Bevölkerung ist schlicht der „Abfall“. Sie haben keine Rechte, bekommen ihre Essensrationen zugeteilt und vegetieren in zerfallenen Großstädten dahin. Die Familien konkurrieren und intrigieren gegeneinander, führen Kriege um Resourcen und Vorherrschaft. Jede Familie hält sich selbst einen Lazarus. Es ist dies ein biologisch perfektionierter Mensch, alleine darauf trainiert, seiner Familie zu dienen und zum Kämpfen und Töten ausgebildet, letztlich ein Vollstrecker. Durch Implantate und modifizierte Stammzellen und genetische Manipulationen ist ein Lazarus beinahe unsterblich, selbst schlimmste und tödliche Verwundungen sind dank seiner unfassbaren Selbstheilungsfähigkeiten kein Hindernis (eine Fähigkeit, die man bereits von Marvels Wolverine kennt – mit dem Marveluniversum ist Rucka bestens vertraut, hat er doch für viele renommierte Serien bereits getextet, u.a. Spiderman, Batman und Punisher). Dies hier ist die Geschichte der Familie Carlye, die den Westen Amerikas beherrscht und deren Wahlspruch „Familie über alles“ lautet. Protagonistin der Comicreihe ist ihr Lazarus, die wunderschöne Forever Carlye, genannt Eve. Eve dient ihrer Familie treu und ist der Meinung, sie sei eines der fünf leiblichen Kinder des Patriarchen der Carlyles. Tatsächlich sind aber nur ihre vier Geschwister natürlich gezeugt, während Eve ein wunschgemäßes gentechnisches Produkt aus dem Reagenzglas ist, was sie nicht weiß. Tatsächlich wird sie lediglich ausgenutzt und als Werkzeug für die Drecksarbeit verwendet. Jedes Familienmitglied versucht, sie für seine jeweiligen eigenen Zwecke einzusetzen. Die Carlyles selbst sind nämlich untereinander ebenfalls zerstritten und führen einen familieninternen Kampf um die Vorherrschaft für den Fall, dass das Familienoberhaupt irgendwann abtritt. Eve entwickelt mit der Zeit durchaus so etwas wie ein Gewissen und beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, und es zeichnet sich zudem ab, dass sie sich bald in einem Identitätskonflikt befinden wird. Zu allem Überfluss gibt es Probleme mit einer verfeindeten Familie, die Mexiko beherrscht, wobei Eve Verhandlungen führen soll. Dort trifft sie auf den Lazarus der Familie Morray. Die beiden scheinen nicht voneinander abgeneigt zu sein, was alles noch ein wenig komplizierter zu machen droht. Das hier ist ein toller Comic. Eine düstere Story mit vielen Anleihen anderer SF-Vorbilder und verschiedenen literarischen Elementen. Das Verhältnis der beiden rivalisierenden Familien Carlye und Morray und ihren beiden zwischen den Fronten stehenden Lazarus-Kindern hat was shakespearehaftes und erinnert ein wenig an „Romeo und Julia“. Eve selbst ist eine Mischung aus einer weiblichen Terminatorin und einem empathischen „Bladerunner“. Da Eve auch ermitteln muss, finden sich Krimielemente und – selbstredend – eine Menge Actionsequenzen. Dennoch bleibt alles beinharte und, abgesehen von der Beinahe-Unsterblichkeit der Protagonistin, recht realistische SF. Der Name „Lazarus“ für die biologischen High-Tech-Kampfmaschinen ist natürlich thematisch an der Bibel angebunden, was die Fähigkeit zur Wiederauferstehung auch nach letalen Wunden und Verletzungen beschreiben soll. Man findet viele Reminiszenzen und es macht Spaß, im Comic danach zu suchen. Das Artwork von Michael Lark ist sehr gelungen. Die Zeichnungen sind am Realismus orientiert und wirken bei aller Präzision dabei sehr organisch. Oft werden einzelne Sequenzen und Bilderfolgen vollständig ohne Text geliefert und es ist großartig, wie nur durch Bilder Stimmungen und Handlungsdetails transportiert werden. Die weiche Colorierung trägt ganz wesentlich hierzu bei. Die Panels einer Seite haben jeweils einen einheitlichen Look in Form eines durchgehenden Farbschemas, womit zugleich einzelne Handlungsabschnitte optisch abgesetzt werden. Die Gewaltdarstellungen sind explizit, es fließt reichlich Blut in den Kampfeinsätzen, vor allem im Nahkampf (das hier ist für Erwachsene). Bereits die großartig gezeichnete Eröffnungssequenz zieht den Leser direkt in den Bann und man will mehr über Eve wissen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

„Lazarus“ ist eine düstere Dysthopie und inhaltlich teilweise gar nicht mehr weit von heute entfernt. Oder, wie es im Vorwort so treffend heißt, gute Science-Fiction ist immer Social-Fiction. Und daher wendet sich Greg Rucka der spannenden Frage zu, wie sich unsere heutige Welt in nicht allzu ferner Zukunft ausnehmen könnte, wenn nur eine Handvoll globaler Konzerne, geführt von einzelnen Familien, die Welt beherrschen, indem sie Informationen, Resourcen, Politik und Geldfluss kontrollieren (ein kleiner Seitenhieb auf Monsanto dürfte darin durchaus erkennbar sein). Das eine Prozent dieser mächtigen Oberschicht hat die Welt unter sich aufgeteilt und herrscht über ganze Länder und Kontinente. Die übrige Menschheit ist recht simpel klassifiziert: es gibt die etwas besser gestellten wenigen „Knechte“, die den privilegierten Familien dienen, der Rest der Menschheit, die einfache Bevölkerung ist schlicht der „Abfall“. Sie haben keine Rechte, bekommen ihre Essensrationen zugeteilt und vegetieren in zerfallenen Großstädten dahin. Die Familien konkurrieren und intrigieren gegeneinander, führen Kriege um Resourcen und Vorherrschaft. Jede Familie hält sich selbst einen Lazarus. Es ist dies ein biologisch perfektionierter Mensch, alleine darauf trainiert, seiner Familie zu dienen und zum Kämpfen und Töten ausgebildet, letztlich ein Vollstrecker. Durch Implantate und modifizierte Stammzellen und genetische Manipulationen ist ein Lazarus beinahe unsterblich, selbst schlimmste und tödliche Verwundungen sind dank seiner unfassbaren Selbstheilungsfähigkeiten kein Hindernis (eine Fähigkeit, die man bereits von Marvels Wolverine kennt – mit dem Marveluniversum ist Rucka bestens vertraut, hat er doch für viele renommierte Serien bereits getextet, u.a. Spiderman, Batman und Punisher).

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Dies hier ist die Geschichte der Familie Carlye, die den Westen Amerikas beherrscht und deren Wahlspruch „Familie über alles“ lautet. Protagonistin der Comicreihe ist ihr Lazarus, die wunderschöne Forever Carlye, genannt Eve. Eve dient ihrer Familie treu und ist der Meinung, sie sei eines der fünf leiblichen Kinder des Patriarchen der Carlyles. Tatsächlich sind aber nur ihre vier Geschwister natürlich gezeugt, während Eve ein wunschgemäßes gentechnisches Produkt aus dem Reagenzglas ist, was sie nicht weiß. Tatsächlich wird sie lediglich ausgenutzt und als Werkzeug für die Drecksarbeit verwendet. Jedes Familienmitglied versucht, sie für seine jeweiligen eigenen Zwecke einzusetzen. Die Carlyles selbst sind nämlich untereinander ebenfalls zerstritten und führen einen familieninternen Kampf um die Vorherrschaft für den Fall, dass das Familienoberhaupt irgendwann abtritt. Eve entwickelt mit der Zeit durchaus so etwas wie ein Gewissen und beginnt, unangenehme Fragen zu stellen, und es zeichnet sich zudem ab, dass sie sich bald in einem Identitätskonflikt befinden wird. Zu allem Überfluss gibt es Probleme mit einer verfeindeten Familie, die Mexiko beherrscht, wobei Eve Verhandlungen führen soll. Dort trifft sie auf den Lazarus der Familie Morray. Die beiden scheinen nicht voneinander abgeneigt zu sein, was alles noch ein wenig komplizierter zu machen droht.

Das hier ist ein toller Comic. Eine düstere Story mit vielen Anleihen anderer SF-Vorbilder und verschiedenen literarischen Elementen. Das Verhältnis der beiden rivalisierenden Familien Carlye und Morray und ihren beiden zwischen den Fronten stehenden Lazarus-Kindern hat was shakespearehaftes und erinnert ein wenig an „Romeo und Julia“. Eve selbst ist eine Mischung aus einer weiblichen Terminatorin und einem empathischen „Bladerunner“. Da Eve auch ermitteln muss, finden sich Krimielemente und – selbstredend – eine Menge Actionsequenzen. Dennoch bleibt alles beinharte und, abgesehen von der Beinahe-Unsterblichkeit der Protagonistin, recht realistische SF. Der Name „Lazarus“ für die biologischen High-Tech-Kampfmaschinen ist natürlich thematisch an der Bibel angebunden, was die Fähigkeit zur Wiederauferstehung auch nach letalen Wunden und Verletzungen beschreiben soll. Man findet viele Reminiszenzen und es macht Spaß, im Comic danach zu suchen.

Das Artwork von Michael Lark ist sehr gelungen. Die Zeichnungen sind am Realismus orientiert und wirken bei aller Präzision dabei sehr organisch. Oft werden einzelne Sequenzen und Bilderfolgen vollständig ohne Text geliefert und es ist großartig, wie nur durch Bilder Stimmungen und Handlungsdetails transportiert werden. Die weiche Colorierung trägt ganz wesentlich hierzu bei. Die Panels einer Seite haben jeweils einen einheitlichen Look in Form eines durchgehenden Farbschemas, womit zugleich einzelne Handlungsabschnitte optisch abgesetzt werden. Die Gewaltdarstellungen sind explizit, es fließt reichlich Blut in den Kampfeinsätzen, vor allem im Nahkampf (das hier ist für Erwachsene). Bereits die großartig gezeichnete Eröffnungssequenz zieht den Leser direkt in den Bann und man will mehr über Eve wissen. Ich freue mich auf die Fortsetzung.

geschrieben am 04.07.2016 | 687 Wörter | 4373 Zeichen

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