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Lazarus, Bd. 2: Der Treck der Verlierer


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Rezension von

Thomas Stumpf

Der Treck der Verlierer Mit Band 2 erhält die Saga um die genetisch-biologisch modifizierte High-Tech Vollstreckerin Forever Carlyle, genannt Eve, deutlich mehr Tiefe. Im ersten Band „Die Macht der Familien“ hat sich Autor Greg Rucka im Grunde nur an der Oberfläche bewegt und die Fäden der Geschichte ausgelegt. Diese Vorgehensweise war absolut erforderlich, um die Aufmerksamkeit und Neugier der Leser einzufangen. Wir sind Eve bei ihrem ersten Auftrag für die Familie begegnet, die Einführung war actiongeladen und schnell. Es sind kurz die jeweiligen Seiten und Grundkonflikte eingeführt worden. Der perfekte Auftakt. Mit Band 2 geht es nun in die Tiefe, ohne allerdings dabei auf Spannungselemente zu verzichten. Die Action wird akzentuierter gesetzt und ist ein Teil der Dramaturgie und Charakterentwicklung. Dies ist zugleich auch ein gutes Stichwort, denn Band 2 setzt nicht direkt den ersten Band fort, sondern beginnt mit einer Rückblende in Eves Kindheit. Wir sehen, wie sie schon von klein auf in übelster Weise vom Familienoberhaupt, ihrem alles beherrschenden „Vater“ manipuliert und emotional erpresst wurde, um ihren späteren stahlharten Charakter zu formen und sie auf ihre brutale Zukunft als Schlächterin und Vollstreckerin der Familie vorzubereiten. Das Kind leidet darunter, kann sich aber nur ihrer persönlichen Trainerin Marisol anvertrauen. Auch körperlich wird sie gepeinigt und im „Training“ drangsaliert, ständig besteht ein starkes Gefälle zwischen dem Mädchen, das nur ihrem Vater gefallen und gehorchen will, und den Erwachsenen, die sie ausbilden, ganz gemäß dem Familienmotto „oderint dum metuant“ – „Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten“. Doch Eve ist willensstark und clever, und schließlich besteht sie die ihr auferlegte Prüfung, wenn auch nicht so, wie ihr Vater sich das gedacht hatte. Der zweite Handlungsstrang folgt wieder der erwachsenen Eve und knüpft lose an den ersten Band an. Hier ermittelt Eve die Hintergründe einer kleinen Widerstandsgruppe (aus Sicht der Familie: Terroristen), die einen Bombenanschlag auf die Familie Carlyle plant. Es wird von ihr erwartet, dass sie dies verhindert, daran bestehen keine Zweifel, Versagen wird nicht geduldet. So macht sich Eve an die dreckige Arbeit. Zugleich versucht sie, die eigenen Untergebenen zu disziplinieren und für Ordnung zu sorgen. Als dritter Handlungsstrang schließlich folgen wir der Familie Barrett. Diese macht sich, nachdem Unwetter ihr gesamtes Hab und Gut zerstört haben und sie keinerlei Hilfe mehr zu erwarten haben, auf, um einem Bewerbungstest beizuwohnen. Hierzu müssen sie hunderte Meilen durch die Badlands zurücklegen. Unterwegs machen sie Schlimmes durch und müssen schließlich feststellen, dass sich Zehntausende oder mehr zu diesem „Treck der Verlierer“ aufgemacht haben. Es handelt sich hierbei – wie bei den Barretts – um „Abfall“, Menschen also, die keiner herrschenden Familie angehören und die von diesen vollkommen abhängig sind. Durch den Bewerbungstest, dessen Auswahlverfahren willkürlich ist, haben sie die Chance zum „Knecht“ aufzusteigen und können so auf ein besseres Leben hoffen. Doch die Konkurrenz ist groß. Am Ende werden die beiden Hauptstränge geschickt wieder zusammengeführt. „Lazarus“ bleibt knallharte Sozialkritik und blickt auch in Band 2 in eine düstere, pessimistische Zukunft. Die Story und vor allem Eves Charakter gewinnen deutlich mehr an Tiefe. Eve bleibt innerlich gespalten, hin- und hergerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl und ihrem sich regenden Gewissen. Dieses war bereits in ihrer Kindheit stark ausgeprägt und konnte auch durch den härtesten Drill ihres Vaters nicht beseitigt werden. Ihr innerer Konflikt zeichnet sich immer deutlicher ab. Greg Rucka ist ein starker Autor, was man in seinem Comic „Whiteout“, der mit Kate Beckinsale verfilmt wurde, bereits bewundern konnte. Michael Lark ein begnadeter Zeichner mit dem Auge für Stimmungen und Settings. Noch einmal muss ich aber ganz besonders die tolle Colorierung von Santi Arcas hervorheben. Die war in Band 1 schon hervorragend und stimmungstragend, fällt hier jetzt noch düsterer aus. Die Panels bleiben auch hier jeweils in einem einheitlichen Look gehalten, so dass bereits durch die reine Farbgebung einzelne inhaltliche Abschnitte voneinander getrennt werden. Dabei gehen keinesfalls Details verloren, im Gegenteil. Besonders gelungen sind z.B. die Effekte reflektierenden Poolwassers an der Zimmerdecke und auf den Gesichtern von Eve und Johanna. Wenn die Story stringent weitererzählt wird, dürften die ersten offenen Konflikte zwischen Eve und ihrer Familie nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Mit Band 2 erhält die Saga um die genetisch-biologisch modifizierte High-Tech Vollstreckerin Forever Carlyle, genannt Eve, deutlich mehr Tiefe. Im ersten Band „Die Macht der Familien“ hat sich Autor Greg Rucka im Grunde nur an der Oberfläche bewegt und die Fäden der Geschichte ausgelegt. Diese Vorgehensweise war absolut erforderlich, um die Aufmerksamkeit und Neugier der Leser einzufangen. Wir sind Eve bei ihrem ersten Auftrag für die Familie begegnet, die Einführung war actiongeladen und schnell. Es sind kurz die jeweiligen Seiten und Grundkonflikte eingeführt worden. Der perfekte Auftakt.

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Mit Band 2 geht es nun in die Tiefe, ohne allerdings dabei auf Spannungselemente zu verzichten. Die Action wird akzentuierter gesetzt und ist ein Teil der Dramaturgie und Charakterentwicklung. Dies ist zugleich auch ein gutes Stichwort, denn Band 2 setzt nicht direkt den ersten Band fort, sondern beginnt mit einer Rückblende in Eves Kindheit. Wir sehen, wie sie schon von klein auf in übelster Weise vom Familienoberhaupt, ihrem alles beherrschenden „Vater“ manipuliert und emotional erpresst wurde, um ihren späteren stahlharten Charakter zu formen und sie auf ihre brutale Zukunft als Schlächterin und Vollstreckerin der Familie vorzubereiten. Das Kind leidet darunter, kann sich aber nur ihrer persönlichen Trainerin Marisol anvertrauen. Auch körperlich wird sie gepeinigt und im „Training“ drangsaliert, ständig besteht ein starkes Gefälle zwischen dem Mädchen, das nur ihrem Vater gefallen und gehorchen will, und den Erwachsenen, die sie ausbilden, ganz gemäß dem Familienmotto „oderint dum metuant“ – „Mögen sie mich hassen, wenn sie mich nur fürchten“. Doch Eve ist willensstark und clever, und schließlich besteht sie die ihr auferlegte Prüfung, wenn auch nicht so, wie ihr Vater sich das gedacht hatte.

Der zweite Handlungsstrang folgt wieder der erwachsenen Eve und knĂĽpft lose an den ersten Band an. Hier ermittelt Eve die HintergrĂĽnde einer kleinen Widerstandsgruppe (aus Sicht der Familie: Terroristen), die einen Bombenanschlag auf die Familie Carlyle plant. Es wird von ihr erwartet, dass sie dies verhindert, daran bestehen keine Zweifel, Versagen wird nicht geduldet. So macht sich Eve an die dreckige Arbeit. Zugleich versucht sie, die eigenen Untergebenen zu disziplinieren und fĂĽr Ordnung zu sorgen.

Als dritter Handlungsstrang schließlich folgen wir der Familie Barrett. Diese macht sich, nachdem Unwetter ihr gesamtes Hab und Gut zerstört haben und sie keinerlei Hilfe mehr zu erwarten haben, auf, um einem Bewerbungstest beizuwohnen. Hierzu müssen sie hunderte Meilen durch die Badlands zurücklegen. Unterwegs machen sie Schlimmes durch und müssen schließlich feststellen, dass sich Zehntausende oder mehr zu diesem „Treck der Verlierer“ aufgemacht haben. Es handelt sich hierbei – wie bei den Barretts – um „Abfall“, Menschen also, die keiner herrschenden Familie angehören und die von diesen vollkommen abhängig sind. Durch den Bewerbungstest, dessen Auswahlverfahren willkürlich ist, haben sie die Chance zum „Knecht“ aufzusteigen und können so auf ein besseres Leben hoffen. Doch die Konkurrenz ist groß.

Am Ende werden die beiden Hauptstränge geschickt wieder zusammengeführt.

„Lazarus“ bleibt knallharte Sozialkritik und blickt auch in Band 2 in eine düstere, pessimistische Zukunft. Die Story und vor allem Eves Charakter gewinnen deutlich mehr an Tiefe. Eve bleibt innerlich gespalten, hin- und hergerissen zwischen ihrem Pflichtgefühl und ihrem sich regenden Gewissen. Dieses war bereits in ihrer Kindheit stark ausgeprägt und konnte auch durch den härtesten Drill ihres Vaters nicht beseitigt werden. Ihr innerer Konflikt zeichnet sich immer deutlicher ab. Greg Rucka ist ein starker Autor, was man in seinem Comic „Whiteout“, der mit Kate Beckinsale verfilmt wurde, bereits bewundern konnte.

Michael Lark ein begnadeter Zeichner mit dem Auge für Stimmungen und Settings. Noch einmal muss ich aber ganz besonders die tolle Colorierung von Santi Arcas hervorheben. Die war in Band 1 schon hervorragend und stimmungstragend, fällt hier jetzt noch düsterer aus. Die Panels bleiben auch hier jeweils in einem einheitlichen Look gehalten, so dass bereits durch die reine Farbgebung einzelne inhaltliche Abschnitte voneinander getrennt werden. Dabei gehen keinesfalls Details verloren, im Gegenteil. Besonders gelungen sind z.B. die Effekte reflektierenden Poolwassers an der Zimmerdecke und auf den Gesichtern von Eve und Johanna. Wenn die Story stringent weitererzählt wird, dürften die ersten offenen Konflikte zwischen Eve und ihrer Familie nicht mehr lange auf sich warten lassen.

geschrieben am 14.07.2016 | 675 Wörter | 4031 Zeichen

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