ISBN | 3958392202 | |
Buchreihe | Lazarus | |
Autoren | Greg Rucka , Michael Lark | |
Verlag | Splitter | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 144 | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Extras | - |
Nachdem mit Band 2: Treck der Verlierer die Saga um die mÀchtige Familie Carlyle mehr psychologische und emotionale Tiefe erfuhr, geht mit Band 3: Konklave die Reihe in die Breite und die Story wird durch machtpolitische Intrigen zunehmend komplexer. Das handelnde Personal wird deutlich aufgestockt und wir machen die Bekanntschaft aller wichtiger Familien. Diese werden im Vorspann zum Comic inklusive ihrer geografischen Herrschaftsbereiche und der ihnen dienenden Lazari vorgestellt. Als weiteres Special gibt es eine farbige Weltkarte, auf der die Machtregionen der jeweiligen Familien eingezeichnet sind.
Wie Band 2 setzt auch Band 3 nicht unmittelbar an der Handlung des vorangegangenen Bandes an, sondern steigt mit einem neuen Handlungsstrang ein, diesmal an das Verschwinden von Jonah Carlyle im ersten Band. Dieser setzte sich von der Familie ab, sein FluggerĂ€t landete gezwungenermaĂen jedoch auf dem Territorium der verfeindeten Familie Hock. Diese nimmt Jonah gefangen und will ĂŒber dessen Blut und DNA das Geheimnis der Familie Carlyle gelangen: wie sie es schafft, quasi ewig jung, gesund und extrem langlebig zu sein. Er will diesen Vorteil zum einen ganz persönlich fĂŒr sich selbst nutzen (Dr. Hock ist sehr alt und gebrechlich), zum anderen will er die anderen Familien auf seine Seite ziehen, indem er sie an diesem Geheimnis teilhaben lassen will. Als seine Folter beginnt, bereut Jonah seine Entscheidung sehr schnell.
Da es zwischen den Familien Carlyle und Hock zu einer Auseinandersetzung ĂŒber den âentfĂŒhrtenâ Jonah Carlyle gibt, wird gemÀà der bestehenden Regularien ein Konklave auf neutralem Boden abgehalten, zu dem alle Familien inklusive ihrer Lazari teilnehmen. Doch die Situation eskaliert und es kommt zu offener Anfeindung und Beschuldigung. Um die Sache zu klĂ€ren einigt man sich auf ein Duell der Champions der beiden Familien: Eve Carlyle muss gegen einen anderen Lazarus um die Ehre ihrer Familie kĂ€mpfen. Es ist ihre Freundin Sonja Bittner. Wie die Sache ausgeht, soll natĂŒrlich nicht verraten werden, auch nicht das Ende des Bandes.
Auch Eves Entwicklung schreitet weiter voran und der sich bereits andeutende IdentitĂ€tskonflikt bahnt sich seinen Weg als sie die Wahrheit ĂŒber ihre Herkunft erfĂ€hrt. Es bleibt abzuwarten, ob aus dem IdentitĂ€tskonflikt auch ein LoyalitĂ€tskonflikt erwĂ€chst. Doch bisher hĂ€lt sie der Familie die Treue.
Zeichnerisch ist das wieder stark umgesetzt. Das Konklave findet bei stĂŒrmischem Wetter und schwerem Seegang auf einer Bohrinsel der Familie Armitage statt. Was fĂŒr ein Setting! Toll in Szene gesetzt. Zudem kann der Comic mit weiteren starken Sequenzen aufwarten, etwa, wenn der Lazarus Sonja Bittner im Schneegestöber erstmals erscheint und in Aktion tritt â phantastisch in AtmosphĂ€re und Detail. Der Zweikampf zwischen Sonja und Eve (Duell mit Klingen) ist ein absolutes Highlight und die Bildabfolge zeichnet sich durch perfektes Timing aus.
Zwischenfazit: die ersten drei BĂ€nde zur Reihe âLazarusâ sind Ă€uĂerst abwechslungsreich und fĂŒgen der immer komplexer werdenden Geschichte stets neue Facetten hinzu. ErzĂ€hlerisch und zeichnerisch ist das alles sehr gelungen und ein Paradebeispiel fĂŒr die hohe QualitĂ€t aus dem Hause Splitter. Der Spannungslevel wird in Band 3 noch einmal deutlich gesteigert. Sehr interessant ist auch das VerhĂ€ltnis der Lazari untereinander: Obwohl sie auf Befehl ihrer Familie den anderen töten und dessen Familie auslöschen wĂŒrden, hegen sie im persönlichen Umgang keinerlei Groll gegeneinander, vielmehr sind sie sogar teilweise untereinander gut befreundet oder (im Falle von Eve) sogar amourös verbunden. Das ĂŒberaus atmosphĂ€risch dichte Pokerspiel ist ein gutes Beispiel hierfĂŒr oder auch wenn sie gemeinsam trainieren.
Nach wie vor lassen sich auch in Band 3 Anleihen an Klassiker des SF-Genres finden. Im Falle des Machtbereichs der Familie Hock kommt man an einem Vergleich zu Orwells â1984â nicht vorbei. Das Setting schreit gerade hiernach: riesige VideowĂ€nde mit dem Antlitz der Familie Hock ĂŒberwachen die Untertanen, in den StraĂen herrscht eine stĂ€ndige Beschallung mit Regeln und Desinformationen, die Untertanen mĂŒssen regelmĂ€Ăig ihre âMedizinâ einnehmen (was wiederum an Huxleys âBrave New Worldâ erinnert).
Bisher konnte sich âLazarusâ mit jedem Band steigern. So kann es weiter gehen.
geschrieben am 26.07.2016 | 640 Wörter | 3745 Zeichen
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