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Made in Germany. Die 100 besten deutschen Platten


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Rezension von

Dr. Hermann Joosten

Made in Germany. Die 100 besten deutschen Platten Ein Buch mit solch einem Titel kann ja nur ein Streitfall sein. Zwar heißt es, dass man über Geschmack nicht streiten könne. Jedoch ist dies nur eine bloße Sprachformel, die den Sozialfrieden erhalten soll. Denn seit Jahrtausenden gibt es Kriterien und Wertvorstellungen für das Niveau einer Schöpfung. Es ist eben nicht dasselbe, ob einem etwas gefällt oder ob etwas künstlerischen Wert hat. Breites Gefallen finden ja im allgemeinen eher die schlichten Werke. Anderesseits gibt es vieles Gute, was man aber aus persönlichen Gründen nicht mag - diese Musik ist aber von einem übergreifenden Standpunkt (Komplexität der Komposition, Originalität, Stimme, instrumentelle Qualität usf.) gleichwohl gut. Auf 240 Seiten werden die Platten vorgestellt. Diese Vorstellungen beinhalten eine Beschreibung der Entstehung, einiges zum Inhalt und teilweise Interviews. Dazu kommen einige Artikel zur Geschichte der deutschen Rock- und Popmusik. Die Cover der Alben bzw. CDs sind abgebildet. Die Musik wurde ausgewählt von einer Jury – fast alle Mitglieder sind Musikjournalisten. An der Qualität der Artikel gibt es nicht viel einzuwenden. Man erfährt viel über die Geschichte samt Hintergründen. Was fehlt, ist eine durchgängige und tiefer gehende musikalische Beschreibung der Alben – die gibt es nur in Einzelfällen oder ist oberflächlich und liest sich fast wie ein Werbetext. So wird der Grund für die Aufnahme in die Bestenliste nicht wirklich ersichtlich. Das ist sehr schade, denn es hätte dem Leser viel mehr Einblick in die Kriterien von Qualität der Musik gegeben. Aber die Jury umfasste rund 36 Journalisten, und da wurde wohl eben abgestimmt. Nun zur Auswahl. Die Überraschung: Es gibt gar nicht so viel Strittiges. Die Auswahl ist insgesamt sehr gelungen. Der Rezensent kennt (natürlich) nicht alle Alben, so dass bei einigen ein eigenes Urteil nicht möglich ist. Aber es ist durchaus eine Frage wert, wieso z.B. Grönemeyer, Nina Hagen, die Rattles oder Nena in dieser Liste auftauchen. Hat sich die Jury doch von kommerziellen Gesichtspunkten leiten lassen? Musste einiges, was sich gut verkauft hat, auch in die Liste? Aber guter Verkauf steht nicht für Qualität, sondern meist für schlichte Komposition (Tanzen, Schunkeln und Mitsingen auf 99 grünen Luftballons – oder waren die gelb?). Auch die Aufnahme der Blödelplatten der (NDW) Neuen Deutschen Welle ist durchaus fragwürdig – diese erreichen doch kaum ein künstlerisches Niveau. Wenn man nun die Perspektive wechselt und schaut, was fehlt, wird das Bild deutlicher. So vermisst man z.B. Annette Berr, Ramses oder City. Oder kennt die von der Jury keiner? So taucht in einem das Bild auf, dass die Herausgeber des Buches vermeiden wollten, dass die Leser aufschreien, weil gewisse populäre Musiker einfach fehlen (Pop-Musik ist übrigens eine anglizistische Abkürzung für populäre Musik. Und "populär" leitet sich aus dem lateinischen Populus = Volk ab). Klar ist natürlich, dass Alben ab ca. dem Jahre 2000 nicht ausgewählt werden konnten, weil das Buch wohl um diese Zeit herum entstanden ist. Überhaupt offenbart sich hier eine konzeptionelle Unklarheit. Der Untertitel "Die hundert besten deutschen Platten." verschweigt die Einengung auf sogenannte Rockmusik. Und dann waren sich die Redakteure wohl nicht im klaren, ob sie die Geschichte nachzeichnen wollten (Da kann man Nena, die NDW und andere durchaus aufführen.) oder ob sie wirklich nur die besten Platten unabhängig von zeitgebundenen modischen Trends zusammenstellen wollten. Somit sind wir bei einem anderen Punkt: Es wäre gut gewesen, weitere Künstler aufzuführen und zu begründen, warum diese nicht in die Liste gekommen sind. Für den Leser wäre es eine wunderbare Möglichkeit, sich mit der Frage von Qualität und Kommerz im Musikbetrieb auseinanderzusetzen. Auch wäre ein Index hilfreich, der Künstler und Alben listet - das Herumsuchen im Inhaltsvereichnis ist mühselig. Abschließend kann man sagen, dass die Auswahl zu ungefähr 85 % wirklich gut ist. Das Buch ist empfehlenswert: Als gute, auch persönlich dargestellte Rockgeschichte und als Tipp-Liste für Einkäufe.

Ein Buch mit solch einem Titel kann ja nur ein Streitfall sein. Zwar heißt es, dass man über Geschmack nicht streiten könne. Jedoch ist dies nur eine bloße Sprachformel, die den Sozialfrieden erhalten soll. Denn seit Jahrtausenden gibt es Kriterien und Wertvorstellungen für das Niveau einer Schöpfung. Es ist eben nicht dasselbe, ob einem etwas gefällt oder ob etwas künstlerischen Wert hat. Breites Gefallen finden ja im allgemeinen eher die schlichten Werke. Anderesseits gibt es vieles Gute, was man aber aus persönlichen Gründen nicht mag - diese Musik ist aber von einem übergreifenden Standpunkt (Komplexität der Komposition, Originalität, Stimme, instrumentelle Qualität usf.) gleichwohl gut.

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Auf 240 Seiten werden die Platten vorgestellt. Diese Vorstellungen beinhalten eine Beschreibung der Entstehung, einiges zum Inhalt und teilweise Interviews. Dazu kommen einige Artikel zur Geschichte der deutschen Rock- und Popmusik. Die Cover der Alben bzw. CDs sind abgebildet. Die Musik wurde ausgewählt von einer Jury – fast alle Mitglieder sind Musikjournalisten. An der Qualität der Artikel gibt es nicht viel einzuwenden. Man erfährt viel über die Geschichte samt Hintergründen.

Was fehlt, ist eine durchgängige und tiefer gehende musikalische Beschreibung der Alben – die gibt es nur in Einzelfällen oder ist oberflächlich und liest sich fast wie ein Werbetext. So wird der Grund für die Aufnahme in die Bestenliste nicht wirklich ersichtlich. Das ist sehr schade, denn es hätte dem Leser viel mehr Einblick in die Kriterien von Qualität der Musik gegeben. Aber die Jury umfasste rund 36 Journalisten, und da wurde wohl eben abgestimmt.

Nun zur Auswahl. Die Überraschung: Es gibt gar nicht so viel Strittiges. Die Auswahl ist insgesamt sehr gelungen. Der Rezensent kennt (natürlich) nicht alle Alben, so dass bei einigen ein eigenes Urteil nicht möglich ist. Aber es ist durchaus eine Frage wert, wieso z.B. Grönemeyer, Nina Hagen, die Rattles oder Nena in dieser Liste auftauchen. Hat sich die Jury doch von kommerziellen Gesichtspunkten leiten lassen? Musste einiges, was sich gut verkauft hat, auch in die Liste? Aber guter Verkauf steht nicht für Qualität, sondern meist für schlichte Komposition (Tanzen, Schunkeln und Mitsingen auf 99 grünen Luftballons – oder waren die gelb?). Auch die Aufnahme der Blödelplatten der (NDW) Neuen Deutschen Welle ist durchaus fragwürdig – diese erreichen doch kaum ein künstlerisches Niveau. Wenn man nun die Perspektive wechselt und schaut, was fehlt, wird das Bild deutlicher. So vermisst man z.B. Annette Berr, Ramses oder City. Oder kennt die von der Jury keiner? So taucht in einem das Bild auf, dass die Herausgeber des Buches vermeiden wollten, dass die Leser aufschreien, weil gewisse populäre Musiker einfach fehlen (Pop-Musik ist übrigens eine anglizistische Abkürzung für populäre Musik. Und "populär" leitet sich aus dem lateinischen Populus = Volk ab). Klar ist natürlich, dass Alben ab ca. dem Jahre 2000 nicht ausgewählt werden konnten, weil das Buch wohl um diese Zeit herum entstanden ist. Überhaupt offenbart sich hier eine konzeptionelle Unklarheit. Der Untertitel "Die hundert besten deutschen Platten." verschweigt die Einengung auf sogenannte Rockmusik. Und dann waren sich die Redakteure wohl nicht im klaren, ob sie die Geschichte nachzeichnen wollten (Da kann man Nena, die NDW und andere durchaus aufführen.) oder ob sie wirklich nur die besten Platten unabhängig von zeitgebundenen modischen Trends zusammenstellen wollten.

Somit sind wir bei einem anderen Punkt: Es wäre gut gewesen, weitere Künstler aufzuführen und zu begründen, warum diese nicht in die Liste gekommen sind. Für den Leser wäre es eine wunderbare Möglichkeit, sich mit der Frage von Qualität und Kommerz im Musikbetrieb auseinanderzusetzen. Auch wäre ein Index hilfreich, der Künstler und Alben listet - das Herumsuchen im Inhaltsvereichnis ist mühselig.

Abschließend kann man sagen, dass die Auswahl zu ungefähr 85 % wirklich gut ist. Das Buch ist empfehlenswert: Als gute, auch persönlich dargestellte Rockgeschichte und als Tipp-Liste für Einkäufe.

geschrieben am 28.08.2006 | 616 Wörter | 3547 Zeichen

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