ISBN | 3492303137 | |
Autor | Gaby Hauptmann | |
Verlag | Piper | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 320 | |
Erscheinungsjahr | 2013 | |
Extras | - |
Vor ihrer TĂ€tigkeit als Autorin und Journalistin war die 1957 in Trossingen geborene Gaby Hauptmann Chefredakteurin des Privatsenders Seefunk Radio Bodensee und arbeitete bei verschiedenen Fernsehsendern (HR, SWF, VOX) als Produzentin, Regisseurin und Moderatorin. Aus ihrer Feder stammen ĂŒber 20 Frauenromane, die in mehrere Sprachen ĂŒbersetzt verlegt und teils verfilmt wurden. Dazu gehören unter anderem Die Meute der Erben, Hengstparade oder auch Suche impotenten Mann fĂŒrs Leben. Mit Alexa - die Amazone, dem 1994 erschienenen DebĂŒtroman, wandte sich Gaby Hauptmann an ein jugendliches Publikum. An die gleiche Zielgruppe richtet sich auch ihre mittlerweile neun BĂ€nde umfassende Buchreihe Kaya - frei und stark.
Doch zurĂŒck zum gerade vor mir liegenden Buch. Auf das kam ich dank diverser Pressemeldungen. Loveletter meinte âEin kurzweiliger Frauenroman.â; die Neue WestfĂ€lische urteilte âSchon nach wenigen Seiten fĂŒhlt sich die Hauptfigur wie eine alte Freundin an.â Das klang so gut, dass ich mich nach lĂ€ngerer Pause wieder einmal fĂŒr einen Hauptmann-Roman entschied.
Obwohl ich keinen der bisher gelesenen Hauptmann-Romane als tiefschĂŒrfende, emotional geladene LektĂŒre bezeichnen möchte, haben mich alle auf entspannende Art unterhalten. Einen krassen Kontrast dazu bot mir jedoch Ich liebe dich, aber nicht heute. Und im Bezug auf die Zitate eben: Das Buch zĂ€hlt weder zu den kurzweiligsten Romanen, die ich in letzter Zeit gelesen habe, noch konnte ich mich mit der weiblichen Hauptfigur anfreunden. Stattdessen spukte mir beim Lesen unweigerlich das Wort Torschlusspanik durch den Kopf. Und mir kam die Redewendung in den Sinn: Wenn es dem Esel zu wohl wird, geht er aufs Eis.
Sie ist gut aussehend, beruflich erfolgreich, privat ein gern gesehener Gast bei Freunden. Doch weil ihr in ihrer Beziehung mit Marius ein wenig das Kribbeln abhandengekommen ist, beschlieĂt sie etwas dagegen zu unternehmen. Setzt sie dabei auf mehr SpontanitĂ€t? Herzerweichende Romantik? Einen anregenden Liebesurlaub? Ăberrascht sie ihn mit ReizwĂ€sche? Denkt sie sich Rollenspielchen aus? Nein, Lianes Idee dazu gestaltet sich anders, obwohl Hauptmann ihre weibliche Hauptfigur durchaus recht klar beschriebene Sex-Abenteuer erleben lĂ€sst. Allerdings mit anderen. Denn sie und Marius sollen eine Zeit lang getrennte Wege gehen, andere Partner suchen, sich verlieben und sich gegenseitig davon berichten. Wirklich betrĂŒgen können sie sich so nicht. Allerdings besteht natĂŒrlich grundsĂ€tzlich die Gefahr, dass derjenige, der sich verliebt, gar nicht in die alte Beziehung zurĂŒck will, doch die Option verdrĂ€ngt Liane erfolgreich.
Es gibt einen weiteren ErzÀhlstrang, in dem Liane durch einen dummen Zufall ins Visier skrupelloser Verbrecher gerÀt. Doch keine Angst, die Autorin hat nicht das Genre gewechselt - der Fokus liegt auf Lianes Versuch, mehr Prickeln in ihr eingefahrenes Leben zu bekommen.
Bedauerlicherweise kam bei keinem ErzĂ€hlstrang wirkliche Spannung oder LesespaĂ auf. Auch die gerade erwĂ€hnten Sex-Abenteuer sind nicht so prickelnd beschrieben, dass sie mich zu einem schnelleren UmblĂ€ttern animierten. Insgesamt erscheint der gesamte Roman sehr distanziert. Wirkliche GefĂŒhle konnte ich weder bei Liane noch bei Marius, der recht rasch auf Lianes Plan eingeht, entdecken.
Positiv zu erwĂ€hnen ist jedoch, dass Liane mit ihren anfĂ€nglichen BeweggrĂŒnden nicht völlig aus der Luft gegriffen wirkt. Auch ihre Idee dĂŒrften reale Paare schon vorgelebt haben. Doch greifbarer macht das Hauptmanns Hauptfigur nicht.
Zu den ĂŒbrigen Beteiligten ist zu sagen, dass sie samt und sonders eher unscheinbar bleiben, sind sie doch allenfalls schmĂŒckendes oder seitenfĂŒllendes Beiwerk fĂŒr Lianes Egotrip. Sie werden auf ihre PlĂ€tze verwiesen und/oder wieder hervorgeholt, sobald es Liane in den Kram passt.
Emotionen kann man durch die Art der Beschreibung als LeserIn nicht miterleben und bleibt auĂen vor. Ich weiĂ zwar, dass die Hauptfigur vom Bodensee nach England, von dort ganz spontan nach Italien und zurĂŒck an den See, kurz nach Ibiza und wieder zurĂŒck an den See flattert, doch mitgerissen hat sie mich nicht. Zu trocken gestaltete sich in diesem Zusammenhang manchmal auch die Beschreibung der Handlungsorte.
Der zweite ErzĂ€hlstrang könnte spannend sein, wirkt aber im Hinblick auf Lianes Verhalten schlicht unglaubwĂŒrdig. GerĂ€t sie in Panik? Das sollte man angesichts der Ereignisse annehmen. Zumindest eine sehr begrĂŒndete Angst wĂ€re schlĂŒssig. Doch bei Liane hĂ€lt so etwas gerade mal so lange vor, bis sie sich daran erinnert, dass sie doch eigentlich etwas erleben möchte. Ihre amourösen Abenteuer scheinen nicht nur wichtiger als ihre Arbeit oder ihre Beziehung zu sein, ihr Leben an sich nimmt offenbar ebenfalls keinen allzugroĂen Stellenwert ein.
Die Intention hinter der Aktion - Leben in die leicht abgestandene Beziehung von Liane und Marius zu bringen - erscheint verwaschen. Hauptmanns Beschreibungen lassen Liane wie jemanden wirken, der einfach nichts mit sich anzufangen weiĂ. Der Angst hat etwas zu verpassen, ohne wirklich verzweifelt darĂŒber zu sein. Und angesichts der Retourkutsche von Marius sollte man annehmen, dass es da mehr zu schreiben gĂ€be. Allerdings beschreibt die Autorin die Segeltour eingangs wesentlich ausfĂŒhrlicher, als das klĂ€rende GesprĂ€ch zwischen Liane und ihrem Partner, bevor sie das Ende rosarot angehaucht ausklingen lĂ€sst.
Fazit:
Lebendige, spritzige Dialoge hĂ€tten die eine oder andere LĂ€nge ĂŒbertĂŒnchen können, doch die habe ich in dem Buch meist vergeblich gesucht. Wesentlich öfter fand ich zĂ€he Ăberlegungen, PlattitĂŒden und leicht pseudo-philosophische Schwafeleien. Ein Buch, in dem sich blasse Charaktere in der seicht vor sich hinplĂ€tschernden Handlung eher treiben lassen als agieren. Irgendwie hatte ich meine anderen Hauptmann-Romane unterhaltsamer und peppiger in Erinnerung. Ausgerechnet die interessanteren Passagen werden zu oberflĂ€chlich abgehandelt, sodass der Roman keinen bleibenden Eindruck bei mir hinterlĂ€sst.
Copyright ©, 2013 Antje JĂŒrgens (AJ)
geschrieben am 12.05.2013 | 869 Wörter | 5234 Zeichen
Kommentare zur Rezension (0)
Platz für Anregungen und Ergänzungen