ISBN | 3866077785 | |
Buchreihe | Preacher | |
Autoren | Garth Ennis , Steve Dillon | |
Verlag | Panini Comics | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 240 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | - |
Der fĂŒnfte Band der auf neun BĂ€nde angelegten Preacher-Edition des Panini Verlags enthĂ€lt neben dem Oneshot âPreacher Special: Cassidy â Blood Whiskeyâ die Ausgaben # 27 bis # 33 der regulĂ€ren Serie.
Bevor er Custer und seine beiden Freunde ihre Suche nach Gottes kosmischen Eiern fortsetzen lÀsst, damit die drei den alten, feigen Mistkerl bei selbigen packen können, plaudert Ennis ein wenig aus Cassidys Vergangenheit.
Vor nicht allzu langer Zeit: der lebenslustige, trinkfeste, promiskuitive Blutsauger irischer Abstammung treibt sich in New Orleans rum. Sein Geruchssinn fĂŒhrt ihn zu Eccarius, einem Vampir, der geistig noch nicht in der Moderne angekommen scheint und der sich von einer Bande Gothic-Kids, die sich selbst den originellen, hippen Namen âLes Enfants du Sangâ gegeben haben, als Meister feiern lĂ€sst. Cass beschlieĂt, dem versnobten Wichser zu zeigen, wo der Frosch die Locken hat, und fĂŒhrt Eccarius in die mondĂ€ne Welt der Strip-Schuppen und abgefuckten Bars ein. Als sich jedoch unerwartet herausstellt, dass die HinterwĂ€ldler-AttitĂŒde des weiĂhaarigen Möchtegern-Meisters nicht mehr als Fassade ist, bereitet ihm Cassidy eine heiĂe Ăberraschung.
ZurĂŒck im Hier und Jetzt: in Tulips und Jesses Beziehung kriselt es heftig. Der blonden Frau mit den schnellen Colts geht es gewaltig gegen den Strich, dass ihr der Reverend nicht hinreichend vertraut, um sie ihn seine PlĂ€ne einzuweihen, bzw. sie fĂŒr zu schwach hĂ€lt, ihrer beider Probleme zu handeln. Als ihr dann auch noch Cassidy in einem schwachen Augenblick seine Liebe gesteht, gerĂ€t die Dreierbeziehung insgesamt ins Wanken.
Als wĂ€re die Lage nicht kompliziert genug, bahnen sich weitere Unannehmlichkeiten an: Herr Starr ist zurĂŒck! Und er hat mit Jesse Custer noch eine sehr persönliche Rechnung offen, denn nach einer Messerattacke des Predigers sieht der kahle Kopf Starrs aus wie ein Riesenpenis. Dann wĂ€re da noch Arschgesicht, der sich einerseits zum RĂ€cher von Witwen und Waisen berufen fĂŒhlt und andererseits Custer fĂŒr den Tod seines Vaters bĂŒĂen lassen will.
Da die Suche nach Gott etwas auf der Stelle zu treten scheint, reift in Jesse der Plan, der in seinem Inneren hausenden EntitĂ€t namens Genesis das Wissen zu entreiĂen, auf das er keinen Zugriff hat. GlĂŒcklicherweise kennt Cassidy einen Voodoopriester, Xavier, der in der Lage sein sollte, ein Ritual durchzufĂŒhren das Licht in das Dunkel von Custers Unwissenheit bringt. TatsĂ€chlich scheint die Zeremonie von Erfolg gekrönt, als plötzlich die bis zu den ZĂ€hnen bewaffneten âLes Enfants du Sangâ dazwischenfunken, weil sie mit dem Vampir noch eine Rechnung offen haben.
Verglichen mit den bisherigen BĂ€nden der Preacher-Reihe kommt âStadt der Verdammtenâ deutlich ruhiger und nicht ganz ohne LĂ€ngen daher. Die praktizierte Beziehungspflege, das Gelaber ĂŒber persönliche und zwischenmenschliche Problemchen ist nicht jedermanns Sache, hat allerdings seine Berechtigung in einer umfassenden Abrechnung mit einer hedonistischen, gewalttĂ€tigen Gesellschaft, in der Ich-Bezogenheit ein tragendes Element ist. Der nervtötendste Charakter in diesem Teil der Story ist eindeutig Tulip, die angesichts Cassidys zarter Avancen irrational und geradezu hysterisch ĂŒberreagiert ... naja ... eben wie eine Frau.
Doch auch wenn den kleinen und groĂen Dramen des GefĂŒhlslebens viel Raum eingerĂ€umt wird, so ist dennoch Platz fĂŒr zahlreiche Seitenhiebe und -tritte, angefangen bei der grandiosen Demontage der Gothic-Szene mit ihren schwuchteligen Outfits und dem melodramatischen Pathos ĂŒber die Trivialisierung von Anne Rices Lestat-Stereotyp bis hin zum Ausloten der Untiefen von Starkult und Musikindustrie.
DafĂŒr dass die Konflikte nicht nur in gewohnt deftiger Sprache ausgetragen werden, sondern auch die Gewalt â wie die Komik - visuell ansprechend inszeniert wird, sorgt einmal mehr das klare, kalte Artwork des begnadeten Steve Dillon und seiner Koloristen.
Fazit: GefĂŒhlsechter als die ersten vier BĂ€nde; dennoch schmutzig, bissig und gemein genug, um nicht geliebt zu werden.
geschrieben am 10.04.2009 | 588 Wörter | 3498 Zeichen
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