ISBN | 3882216433 | |
Autor | Peter Trawny | |
Verlag | Matthes & Seitz Berlin | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 208 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | - |
Der Arbeiter gilt noch heute als das politische Hauptwerk Ernst Jüngers. Der Anspruch des Autoren ist kein geringerer, als die neue, die kommende Ordnung zu beschreiben. Jünger konstatiert, im technischen Zeitalter zu leben. Die Revolution von Technik, Nihilismus und Masse dringe in alle Lebensbereiche. Auf das vollständige Versagen des Bürgers folge nun die Gestalt des Arbeiters. Dieser ist jedoch nicht der bisherige Proletarier, Erniedrigte oder Klassenkämpfer. Jüngers Arbeiter ist die metaphysische Gestalt, die im Besitz der Macht ist, weil ihr bewusst ist, Vollzugsorgan des Schicksals zu sein.
Als das stattliche Buch im September 1932 erscheint, ist die Weimarer Republik auf einem Tiefpunkt angelangt: Nachdem Kanzler Papen gescheitert ist, ist Reichspräsident Hindenburg gezwungen, zum fünften Mal im selben Jahr Wahlen auszurufen. In dieser überhitzten Atmosphäre, die jederzeit in einen offenen Bürgerkrieg hätte eskalieren können, erscheint Jüngers Vision und Manifest der zukünftigen Weltherrschaft. Das anspruchsvolle Buch wird sofort ein beachtlicher Verkaufserfolg, bis zum Jahresende allein gibt es drei stattliche Auflagen.
Peter Trawny sieht Jünger als dezidiert politischen Autoren und will dies mit seinem kleinen Buch »Die Autorität des zeugen – Ernst Jüngers politisches Werk« belegen. Ernst Jünger war in den Jahren zwischen 1925 und 1934 der meistpublizierende nationalkonservative Schriftsteller in Deutschland. Die politische Entwicklung ging ab 1933 in eine Richtung, die er nicht unterstützte. Die Nazis jedoch suchten – wo sie konnten – Jünger für sich zu vereinnahmen. Der hochdekorierte Erste Weltkriegs-Offizier zog sich nach der Machtergreifung aus dem Feld der unmittelbaren politischen Publizistik zurück. Trawnys These dennoch: Jünger war auch danach politisch.
Trawny vertritt dabei einen spezifischen Begriff des Politischen. Er sieht als politisch über Jüngers Engagement für einen bestimmten Nationalismus hinaus jedwede »Handlung, die über ihn als Individuum hinausweist«. Trawny schreibt: »Eigentlich ist alles, was er tut und denkt, exemplarisch. Noch die schlichte Bestellung seines Gartens oder der Besuch eines Grabes wird zu einem bedeutsamen Akt, der eine spezifische Lebensweise repräsentiert.«
Der 1964 geborene Peter Trawny lehrt als Gastprofessor an den Universitäten Wuppertal, Wien, Stockholm und Shanghai. Er ist Mitherausgeber der Martin Heidegger-Gesamtausgabe und Autor zahlreicher politisch-philosophischer Bücher, unter anderen zu Hannah Arendt und Heidegger und Hölderlin.
Trawny nähert sich der politischen Dimension des Autoren Jünger über die beiden Schlüsselbegriffe Autorität und Repräsentation. Politisch ist die Repräsentation nach Carl Schmitt dann, wenn sie sich auf eine Idee bezieht, die eine politische Bedeutung markiert. Trawny sieht in dem »Orden« des »neuen Typus« in der Schrift die Schnittstelle von klerikaler und militärischer Gemeinschaft.
Trawny tritt den Nachweis an, dass Jünger als Autor Autorität sowohl evoziert wie auch repräsentiert habe. Dazu gehöre, eine jeweils authentische Zeugenschaft. Fast alle der bis zum Arbeiter erschienenen Bücher Jüngers sind getragen vom Heldentum, der Tapferkeit und den zahlreichen Verwundungen des Frontkämpfers. So ist das Leben des Autoren quasi die Projektionsfläche, auf der er die Grundlage für sein Werk provoziert. Trawny sieht Jüngers Anspruch nach 1933 als gescheitert an. Eine glaubwürdige Zeugenschaft hätte des Opfers bedurft.
geschrieben am 10.11.2009 | 478 Wörter | 3059 Zeichen
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