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Clansroman, Giovanni


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Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
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  Extras

Rezension von

Frank Drehmel

Clansroman, Giovanni EinfĂŒhrende Worte erĂŒbrigen sich eigentlich insofern, als der “Clansroman Giovanni” der elfte Band eines auf dreizehn BĂŒcher angelegten Zyklusses mehr oder wenig lose zusammenhĂ€ngender Romane ist -zuzĂŒglich weiterer Sequels- und daher selbst eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Geschehens den Rahmen dieser Rezension sprengte. SpĂ€teinsteigern und von der “Welt der Dunkelheit” Unbefleckten sei allein wegen der sehr spezifischen Begriffe aus der Welt der Kainskinder die LektĂŒre des Rollenspielwerkes “Vampire - Die Maskerade” und/oder des “Camarilla-” bzw. “Sabbat-Handbuchs” -auf deutsch ebenfalls bei Feder & Schwert erschienen- nahegelegt. Als ich den Roman aufschlug und den vorangestellten kleinen Absatz “Über den Autor” las, war ich auf das “Schlimmste” gefasst: Justin Achilli lebe demnach auf dem “Grunde einer Wodka-Flasche”, und so bereitete ich mich gedanklich auf einen wirren und eher anstrengenden Roman vor. Schon nach wenigen Seiten musste ich meine Meinung revidieren, und nachdem ich das Buch durchgelesen habe, bin ich mir sicher: dieser Roman ist mit Abstand der beste aller erschienen dreizehn Clansromane zuzĂŒglich der abschließenden Anthologie. Die Handlung ist in wenigen Worten geschildert: Vampir und MafiaschlĂ€ger Chas Giovanni-Tello wird von seinem ebenso untoten wie brutalen Boss, dem New Yorker Paten Frankie Gee, beauftragt, den verschwundenen Benito Giovanni zu suchen. Gleichzeitig sendet Ambrogino, ein mĂ€chtiger Vertreter des europĂ€ischen Zweiges der Giovannis, Isabel Giovanni in die Neue Welt. Dort soll sie als Vermittlerin zwischen dem Bostoner Zweig des Clans und der Camarilla die Interessen der Giovannis innerhalb des akuten Konfliktes mit dem Sabbat dienen. In Las Vegas begegnen sich die beiden Gesandten und beschließen mehr oder wenig freiwillig aus GrĂŒnden der Effizienz ihre KrĂ€fte zu bĂŒndeln. WĂ€hrend es die beiden Vampire von einem Ort zum anderen, von Las Vegas nach Boston, New York, Havanna und in die SĂŒmpfe Louisianas verschlĂ€gt, erwĂ€chst dem Clan Giovanni eine neue tödliche Bedrohung: wegen eines verheerenden Krieges in der Geisterwelt verliert die Todesmagie der Giovannis rapide an Wirksamkeit, wĂ€hrend gleichzeitig eine Blutlinie uralter, mĂ€chtiger Vampire auftaucht, welche sich “Sendboten des Todes” nennen und die letzten Überlebenden des Clans der Kappadozianer zu sein scheinen, dem alten Clan, der einst von den Giovanni -fast- ausgelöscht wurde. Die wenigen Vampire, die ĂŒberleben konnten, erlangten wĂ€hrend ihres Exils in der Welt der Geister im Laufe der Jahrhunderte außergewöhnliche Macht und dĂŒrsten nun nach Vergeltung. Es sind mehrere Aspekte, die diesen Roman so lesenswert machen: dieses ist der erste Band des Zyklusses, der den Titel “Clansroman” wirklich verdient. Der romanĂŒbergreifende Handlungsbogen um die Jagd nach dem Auge Hazimels tritt zugunsten einer atmosphĂ€risch dichten Beschreibung giovannesker Absonderlichkeiten eher in den Hintergrund. Der Leser wird mit der “Tatsache” konfrontiert, dass es sich bei den Giovannis um einen Clan von Sodomisten, PĂ€derasten, Inzestuösen, LeichenschĂ€ndern, Lustmördern, Sklavenhaltern und Kidnappern handelt, die vor dem AusĂŒben jeder denkbaren Perversion nicht zurĂŒckschrecken und deren kapitalistischer Habitus und die SöldnermentalitĂ€t mehr Mittel als Zweck sind. Zweitens gelingt es Justin Achilli -auch dank des Übersetzers Jan-Peter Ewert- durch seine ErzĂ€hlweise, Metaphorik und teilweise drastische jedoch nie ordinĂ€re Sprache ein GemĂ€lde kainitischer Tristesse im allgemeinen und eines pervers morbiden Hedonismus des Nekromanten-Clans im besonderen zu entwerfen; die AtmosphĂ€re ist vom Beginn des Romans bis zu seinem bitteren Ende geprĂ€gt von DĂŒsternis und Hoffnungslosigkeit bis in den endgĂŒltigen Tod. Die Begegnung der beiden Hauptprotagonisten beispielsweise mit dem sinisteren Mr. Prudhomme, einem Vampir, der Kinder tötet, deren Leichen aufbahrt, um die Geister der Kleinen mit nekromantischen Ritualen an die toten Körper zu binden, in einer verfallenen Schule in den SĂŒmpfen Louisianas ist außerordentlich kraftvoll erzĂ€hlt. Drittens sind Isabel und mehr noch Chas außerordentlich facettenreiche Charaktere: Chas ist eindeutig der “menschlichere” der beiden Kainiten, weil er a) nach Vampirmaßstab jĂŒnger ist und b) nicht von der Dekadenz und dem perversen Gebaren -insbesondere den nekromantischen Ritualen- des europĂ€ischen Zweigs des Giovannis korrumpiert wurde. Ihm ist die Welt der Geister und Todesalben auch intellektuell nicht zugĂ€nglich. Die GrĂ€ueltaten, die er ohne zu zögern auf Befehl beging und immer noch begeht, und die “Unmenschlichkeit” seines Bosses lasten schwer auf ihm. Doch andererseits weiß er, dass, sollte er seinem Gewissen je nachgeben, es fĂŒr ihn die Auslöschung bedeutete. Und so mordet er weiter und zerbricht letztendlich an diesem inneren Konflikt. Isabel hingegen ist die Immanation des Giovannigeistes: gezeugt im Inzest, durch und durch kapitalistisch, skrupellos auf jeden Vorteil bedacht, in ihrer VerhandlungsfĂŒhrung mit den Camarilla- und Sabbat-Schergen brillant und dabei Ă€ußerst attraktiv und lasziv. Wenn sie am Ende des Buches eine blutige TrĂ€ne ob der Hoffnungslosigkeit ihrer und ihres Clans Zukunft weint, so zweifelt der Leser keinen Moment, dass dieses lediglich der Ausdruck tiefsten Selbstmitleides ist. Fazit: Selbst Neueinsteiger werden, wenn sie sich auf die “Welt der Dunkelheit” einlassen, an dem “Clansroman: Giovanni” ihre Freude haben, so dass dieses Buch uneingeschrĂ€nkt empfohlen werden kann.

EinfĂŒhrende Worte erĂŒbrigen sich eigentlich insofern, als der “Clansroman Giovanni” der elfte Band eines auf dreizehn BĂŒcher angelegten Zyklusses mehr oder wenig lose zusammenhĂ€ngender Romane ist -zuzĂŒglich weiterer Sequels- und daher selbst eine kurze Zusammenfassung des bisherigen Geschehens den Rahmen dieser Rezension sprengte. SpĂ€teinsteigern und von der “Welt der Dunkelheit” Unbefleckten sei allein wegen der sehr spezifischen Begriffe aus der Welt der Kainskinder die LektĂŒre des Rollenspielwerkes “Vampire - Die Maskerade” und/oder des “Camarilla-” bzw. “Sabbat-Handbuchs” -auf deutsch ebenfalls bei Feder & Schwert erschienen- nahegelegt.

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Als ich den Roman aufschlug und den vorangestellten kleinen Absatz “Über den Autor” las, war ich auf das “Schlimmste” gefasst: Justin Achilli lebe demnach auf dem “Grunde einer Wodka-Flasche”, und so bereitete ich mich gedanklich auf einen wirren und eher anstrengenden Roman vor. Schon nach wenigen Seiten musste ich meine Meinung revidieren, und nachdem ich das Buch durchgelesen habe, bin ich mir sicher: dieser Roman ist mit Abstand der beste aller erschienen dreizehn Clansromane zuzĂŒglich der abschließenden Anthologie.

Die Handlung ist in wenigen Worten geschildert: Vampir und MafiaschlĂ€ger Chas Giovanni-Tello wird von seinem ebenso untoten wie brutalen Boss, dem New Yorker Paten Frankie Gee, beauftragt, den verschwundenen Benito Giovanni zu suchen. Gleichzeitig sendet Ambrogino, ein mĂ€chtiger Vertreter des europĂ€ischen Zweiges der Giovannis, Isabel Giovanni in die Neue Welt. Dort soll sie als Vermittlerin zwischen dem Bostoner Zweig des Clans und der Camarilla die Interessen der Giovannis innerhalb des akuten Konfliktes mit dem Sabbat dienen. In Las Vegas begegnen sich die beiden Gesandten und beschließen mehr oder wenig freiwillig aus GrĂŒnden der Effizienz ihre KrĂ€fte zu bĂŒndeln. WĂ€hrend es die beiden Vampire von einem Ort zum anderen, von Las Vegas nach Boston, New York, Havanna und in die SĂŒmpfe Louisianas verschlĂ€gt, erwĂ€chst dem Clan Giovanni eine neue tödliche Bedrohung: wegen eines verheerenden Krieges in der Geisterwelt verliert die Todesmagie der Giovannis rapide an Wirksamkeit, wĂ€hrend gleichzeitig eine Blutlinie uralter, mĂ€chtiger Vampire auftaucht, welche sich “Sendboten des Todes” nennen und die letzten Überlebenden des Clans der Kappadozianer zu sein scheinen, dem alten Clan, der einst von den Giovanni -fast- ausgelöscht wurde. Die wenigen Vampire, die ĂŒberleben konnten, erlangten wĂ€hrend ihres Exils in der Welt der Geister im Laufe der Jahrhunderte außergewöhnliche Macht und dĂŒrsten nun nach Vergeltung.

Es sind mehrere Aspekte, die diesen Roman so lesenswert machen: dieses ist der erste Band des Zyklusses, der den Titel “Clansroman” wirklich verdient. Der romanĂŒbergreifende Handlungsbogen um die Jagd nach dem Auge Hazimels tritt zugunsten einer atmosphĂ€risch dichten Beschreibung giovannesker Absonderlichkeiten eher in den Hintergrund. Der Leser wird mit der “Tatsache” konfrontiert, dass es sich bei den Giovannis um einen Clan von Sodomisten, PĂ€derasten, Inzestuösen, LeichenschĂ€ndern, Lustmördern, Sklavenhaltern und Kidnappern handelt, die vor dem AusĂŒben jeder denkbaren Perversion nicht zurĂŒckschrecken und deren kapitalistischer Habitus und die SöldnermentalitĂ€t mehr Mittel als Zweck sind.

Zweitens gelingt es Justin Achilli -auch dank des Übersetzers Jan-Peter Ewert- durch seine ErzĂ€hlweise, Metaphorik und teilweise drastische jedoch nie ordinĂ€re Sprache ein GemĂ€lde kainitischer Tristesse im allgemeinen und eines pervers morbiden Hedonismus des Nekromanten-Clans im besonderen zu entwerfen; die AtmosphĂ€re ist vom Beginn des Romans bis zu seinem bitteren Ende geprĂ€gt von DĂŒsternis und Hoffnungslosigkeit bis in den endgĂŒltigen Tod. Die Begegnung der beiden Hauptprotagonisten beispielsweise mit dem sinisteren Mr. Prudhomme, einem Vampir, der Kinder tötet, deren Leichen aufbahrt, um die Geister der Kleinen mit nekromantischen Ritualen an die toten Körper zu binden, in einer verfallenen Schule in den SĂŒmpfen Louisianas ist außerordentlich kraftvoll erzĂ€hlt.

Drittens sind Isabel und mehr noch Chas außerordentlich facettenreiche Charaktere: Chas ist eindeutig der “menschlichere” der beiden Kainiten, weil er a) nach Vampirmaßstab jĂŒnger ist und b) nicht von der Dekadenz und dem perversen Gebaren -insbesondere den nekromantischen Ritualen- des europĂ€ischen Zweigs des Giovannis korrumpiert wurde. Ihm ist die Welt der Geister und Todesalben auch intellektuell nicht zugĂ€nglich. Die GrĂ€ueltaten, die er ohne zu zögern auf Befehl beging und immer noch begeht, und die “Unmenschlichkeit” seines Bosses lasten schwer auf ihm. Doch andererseits weiß er, dass, sollte er seinem Gewissen je nachgeben, es fĂŒr ihn die Auslöschung bedeutete. Und so mordet er weiter und zerbricht letztendlich an diesem inneren Konflikt.

Isabel hingegen ist die Immanation des Giovannigeistes: gezeugt im Inzest, durch und durch kapitalistisch, skrupellos auf jeden Vorteil bedacht, in ihrer VerhandlungsfĂŒhrung mit den Camarilla- und Sabbat-Schergen brillant und dabei Ă€ußerst attraktiv und lasziv. Wenn sie am Ende des Buches eine blutige TrĂ€ne ob der Hoffnungslosigkeit ihrer und ihres Clans Zukunft weint, so zweifelt der Leser keinen Moment, dass dieses lediglich der Ausdruck tiefsten Selbstmitleides ist.

Fazit: Selbst Neueinsteiger werden, wenn sie sich auf die “Welt der Dunkelheit” einlassen, an dem “Clansroman: Giovanni” ihre Freude haben, so dass dieses Buch uneingeschrĂ€nkt empfohlen werden kann.

geschrieben am 12.11.2004 | 770 Wörter | 4867 Zeichen

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