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Benn - Sein Leben in Bildern und Texten


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Benn - Sein Leben in Bildern und Texten »Handschriften, Kranzschleifen, Photographien – alles das ist schon zu viel.« »Herkunft, Lebenslauf – Unsinn!« Diese beiden geschriebenen Äußerungen von Gottfried Benn exemplifizieren sein Bestreben, das Hiersein bar jedweder subjektiver Färbungen durch die Brille von Geburt, Stand oder sonstiger prägender Einflüsse reflexiv in Sprache zu bannen. Man könnte es auch so ausdrücken: Benn versuchte, dem Leben Erkenntnis abzutrotzen, trotz seiner Umgebung, die über lange Jahre eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten war. Dieses Faktum allein, wüsste man nicht mehr über Benn, würde genügen, um aufzuhorchen. Jedoch belegt der Schriftsteller einen der ersten Plätze in der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Gottfried Benn hat nicht weniger geleistet, als die deutsche Lyrik an die Moderne anzuschließen. Und die hatte überall sonst in Europa längst Einzug gehalten. Aber wer war dieser kantige Mensch, der Gedichte schrieb in der Tradition von Baudelaire und Rimbaud, ohne die Franzosen zu kopieren? Gut ein halbes Jahrhundert nach Benns Tod am 7. Juli 1956 legt Klett-Cotta eine opulente Bildbiographie vor. Der Verlag spricht davon, die Fotos würden selbst beste Benn-Kenner überraschen, - und er übertreibt damit nicht. Es ist nicht nur die erste Bildbiographie über Benn. Sie enthält Abbildungen, die bislang unveröffentlicht waren und auch solche, die einen Blick gewähren, der normalerweise verschlossen bleibt: So sind Eintragungen in von Benn gelesene Bücher dokumentiert, die für echte Benn-Verehrer unschätzbar sein dürften. Es finden sich Zeugnisse über seine Familie, Autographen, Kalendereintragungen, Zeitungsausschnitte und eine Fülle weiterer Dokumente, die sein Leben und Werk illustrieren, verdichten, unterstreichen. Über Jahre hat Herausgeber Holger Hof Archive, Dateien und Privatnachlässe akribisch durchforstet, um der Nachwelt einen möglichst nahen Blick zu gewähren. Hof ist Herausgeber der letzten beiden Bände der Stuttgarter Ausgabe der Werke Benns. Er hat den Briefwechsel Benns mit der Zeitschrift »Merkur« ediert und die Korrespondenz zwischen Benn und Ernst Jünger, die ebenfalls bei Klett-Cotta erschien. Diese Bildbiographie ist für jeden wertvoll, der sich für den Ausnahmemenschen Benn interessiert. Ist man Verehrer und kennt dessen Werk, so ist das großformatige, schwere Buch in der Lage, die Verehrung weiter zu vertiefen und bei einem guten Rotwein weiter zu bestätigen. Beginnt der Leser dagegen erst, sich mit Benn zu beschäftigen, so kann dieser Prachtband als ein Einstieg - ein Bekanntmachen dienen. Der Quartband ist eines von den Büchern, die man immer wieder gern zur Hand nehmen wird. Auf knapp 300 Seiten finden sich etwa 450 Schwarz-Weiß-Photos und eine farbige Abbildung. Die Liebe zum Detail prägt den Band. Die bedeutenden Porträtphotos Benns sind als seitenfüllende Tafeln abgebildet. Die Kapiteleinteilung folgt den wesentlichen Lebensstationen Benns. Unterstrichen wird die inhaltliche Gediegenheit durch die bibliophile Aufmachung in Halbleinen im Schuber, Fadenheftung, durchgehend zweifarbigem Druck auf hochwertigem 135-Gramm-Papier. Das perfekte Geschenk an den bibliophilen Literaturliebhaber.

»Handschriften, Kranzschleifen, Photographien – alles das ist schon zu viel.«

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»Herkunft, Lebenslauf – Unsinn!«

Diese beiden geschriebenen Äußerungen von Gottfried Benn exemplifizieren sein Bestreben, das Hiersein bar jedweder subjektiver Färbungen durch die Brille von Geburt, Stand oder sonstiger prägender Einflüsse reflexiv in Sprache zu bannen. Man könnte es auch so ausdrücken: Benn versuchte, dem Leben Erkenntnis abzutrotzen, trotz seiner Umgebung, die über lange Jahre eine Praxis für Haut- und Geschlechtskrankheiten war.

Dieses Faktum allein, wüsste man nicht mehr über Benn, würde genügen, um aufzuhorchen. Jedoch belegt der Schriftsteller einen der ersten Plätze in der deutschen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Gottfried Benn hat nicht weniger geleistet, als die deutsche Lyrik an die Moderne anzuschließen. Und die hatte überall sonst in Europa längst Einzug gehalten. Aber wer war dieser kantige Mensch, der Gedichte schrieb in der Tradition von Baudelaire und Rimbaud, ohne die Franzosen zu kopieren?

Gut ein halbes Jahrhundert nach Benns Tod am 7. Juli 1956 legt Klett-Cotta eine opulente Bildbiographie vor. Der Verlag spricht davon, die Fotos würden selbst beste Benn-Kenner überraschen, - und er übertreibt damit nicht. Es ist nicht nur die erste Bildbiographie über Benn. Sie enthält Abbildungen, die bislang unveröffentlicht waren und auch solche, die einen Blick gewähren, der normalerweise verschlossen bleibt: So sind Eintragungen in von Benn gelesene Bücher dokumentiert, die für echte Benn-Verehrer unschätzbar sein dürften. Es finden sich Zeugnisse über seine Familie, Autographen, Kalendereintragungen, Zeitungsausschnitte und eine Fülle weiterer Dokumente, die sein Leben und Werk illustrieren, verdichten, unterstreichen.

Über Jahre hat Herausgeber Holger Hof Archive, Dateien und Privatnachlässe akribisch durchforstet, um der Nachwelt einen möglichst nahen Blick zu gewähren. Hof ist Herausgeber der letzten beiden Bände der Stuttgarter Ausgabe der Werke Benns. Er hat den Briefwechsel Benns mit der Zeitschrift »Merkur« ediert und die Korrespondenz zwischen Benn und Ernst Jünger, die ebenfalls bei Klett-Cotta erschien.

Diese Bildbiographie ist für jeden wertvoll, der sich für den Ausnahmemenschen Benn interessiert. Ist man Verehrer und kennt dessen Werk, so ist das großformatige, schwere Buch in der Lage, die Verehrung weiter zu vertiefen und bei einem guten Rotwein weiter zu bestätigen. Beginnt der Leser dagegen erst, sich mit Benn zu beschäftigen, so kann dieser Prachtband als ein Einstieg - ein Bekanntmachen dienen.

Der Quartband ist eines von den Büchern, die man immer wieder gern zur Hand nehmen wird. Auf knapp 300 Seiten finden sich etwa 450 Schwarz-Weiß-Photos und eine farbige Abbildung. Die Liebe zum Detail prägt den Band. Die bedeutenden Porträtphotos Benns sind als seitenfüllende Tafeln abgebildet. Die Kapiteleinteilung folgt den wesentlichen Lebensstationen Benns. Unterstrichen wird die inhaltliche Gediegenheit durch die bibliophile Aufmachung in Halbleinen im Schuber, Fadenheftung, durchgehend zweifarbigem Druck auf hochwertigem 135-Gramm-Papier. Das perfekte Geschenk an den bibliophilen Literaturliebhaber.

geschrieben am 09.10.2007 | 441 Wörter | 2740 Zeichen

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