ISBN | 3492051006 | |
Autoren | Dirk Maxeiner , Michael Miersch | |
Verlag | Piper | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 240 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | broschierte Ausgabe |
Alles Öko oder was? ist man geneigt zu fragen, gilt doch bei Lebensmitteln nur noch das als gut, was das Label des ökologischen Anbaus trägt. Die Umweltjournalisten Dirk Maxeiner und Michael Miersch räumen in ihrem neuen Buch »Biokost & Ökokult« mit so manchem Vorurteil gründlich auf.
Kaum eine Branche hat in den vergangenen 10 Jahren derartige Zuwachsraten zu verzeichnen gehabt wie die Bio-Nahrungsmittel. Noch in den 1990er Jahren waren ökologische Lebensmittel ein Nischenprodukt. Dazu gehörte unbedingt die nach außen zur Schau gestellte gesamte übrige Lebenseinstellung. Jesuslatschen, schlechtsitzende aber dafür selbstgestrickte Folkware, gern einmal Schweißgeruch, aber dafür benutze man kein Deodorant, was Hautkrebs verursachen könnte und multinationale Konzerne reicher machte.
Die Vorstellung ist ja auch zu schön: Wir gehen in einen kleinen Laden und wissen, alles, was wir an der Kasse zum Kaufe ablegen, ist weder mit Pestiziden gespritzt noch darf es sonst einer künstlichen Veränderung entsprungen sein. Doch ist es wirklich so einfach? Von den beiden Autoren erfahren wir, dass bis heute keinerlei gesundheitliche Auswirkungen von Biokost im Vergleich zu herkömmlichen Lebensmitteln nachgewiesen sind. Das gilt auch umgekehrt. Weder das eine noch das andere ist für den menschlichen Organismus nachweisbar gesünder. Dies wird durch Untersuchungen und Aussagen von Wissenschaftlern gestützt.
Teilweise muss man sogar nach dem heutigen Forschungsstand vom Gegenteil ausgehen. So weist der interviewte Lebensmittelchemiker Udo Pollmer in dem Buch darauf hin, dass Biobauern bei ihrem Obst- und Gemüseanbau Schwermetalle wie Kupfer spritzen dürfen. Und die sammeln sich im Boden an. Hier wäre der konventionelle Landwirt ökologisch gesehen im Vorteil.
Nach der Lektüre des Buches weiß man immer noch nicht genau, was man nun essen soll oder nicht. Aber genau darum geht es: Gerade wir Deutschen, die wir zur Hysterie neigen, sollten uns nicht verrückt machen lassen. Die Autoren empfehlen uns, wir sollten uns ausgewogen und möglichst vielseitig ernähren. Ihrer Meinung nach ist es richtiger, einen gespritzten Apfel zu essen, als darauf zu verzichten, einen Apfel zu essen.
Dies ist genau der Gewinn der Lektüre. Der Leser verliert den Aberglauben, das eine sei eindeutig besser als das andere. Oder anders ausgedrückt: Es gäbe eine Instanz, die uns mit göttlicher Weisheit sagen kann, was wir essen sollten und was nicht.
Sicher nicht zufällig schließt das kleine Büchlein mit einem kleinen »Ratgeber für den Medienkonsum«. Hierin raten die Journalisten, die wohl wissen, wovon sie sprechen, bei der Veröffentlichung einer Studie in den Medien darauf zu achten, wann diese veröffentlicht wurde und von wem. »Einen Hinweis auf die Seriosität von Studien gibt oft schon der Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung. Wird in der Weihnachtszeit vor belasteten Lebkuchen gewarnt und an Ostern vor Medikamentenrückständen in Eiern, dann liegt zumindest der Verdacht nahe, dass es hier weniger um Verbraucherschutz als vielmehr um die Erzeugung öffentlicher Aufmerksamkeit geht. Sind die Auftraggeber der entsprechenden Untersuchungen dann auch noch Medien oder Spendenorganisationen«, so Maxeiner und Miersch weiter, »dann sollte man zumindest einmal abwarten, was unabhängige Wissenschaftler und Behörden dazu sagen.«
Doch welcher Wissenschaftler ist noch unabhängig. Geschweige denn welche Behörde?
geschrieben am 14.06.2008 | 490 Wörter | 2972 Zeichen
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