ISBN | 3899013948 | |
Autor | Frieder Anders | |
Verlag | Kamphausen | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 288 | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Extras | - |
Typengerechte Bewegungskunst
Nicht nur auf der physischen Ebene, etwa beim Anblick eines Taiji-Meisters, lässt sich dessen innere Stärke erkennen. Auch in dem bei Theseus veröffentlichen Buch von Frieder Anders steckt die Kraft des Wissens und der Erkenntnis des Autors. Von der Einleitung bis zum Anhang ein weich fließender, sanfter und dennoch ungemein energiegeladener Fluss, der für alle Interessierten dieses für Westler so fremden Kampfstils eine große Bereicherung darstellt. Die zahlreiche Anhänger, die auch hierzulande diese Bewegungskunst auszuführen gedenken, sind gut beraten die Impulse von Frieder Anders mit einzubeziehen, denn er bietet etwas, das den meisten anderen Büchern vollkommen fehlt: die individuelle Veranlagung.
Es ist keine esoterische Behauptung, sondern eine physikalisch begründbare Abhängigkeit, gegeben von den Anziehungskräften der beiden wichtigsten Gestirne, die unseren Mutterplaneten umkreisen (und vor allen Dingen: bewegen): Es gibt zwei verschiedene Atemtypen, einen solaren und einen lunaren, abhängig vom Einfluss und von der Lichtintensität bei der Geburt. Wer das nicht glaubt, sollte es zunächst bei sich selbst einmal beobachten. Die Auffälligkeiten und Beweise sind allzu frappierend, die Unkenntnis einer ganzen Menschenschar gegenüber dieser simplen, offensichtlichen und vor allen Dingen naturgegebene Tatsache allzu seltsam.
Denn das Einatmen oder Ausatmen als impulsgebende Kraft hat einen entsprechend großen Einfluß auf alle möglichen Bereiche des Lebens: Körperzonen, die sanft oder stark massiert werden wollen, Beschäftigungsvorlieben, Schlafgewohnheiten und nicht zuletzt biophysiche Auswirkungen auf Haltung und Bewegungsfluss. Und genau dieser Tatsache widmet sich Frieder intensiv in diesem Buch.
Frieder ist der erste Europäer, der in der Yang-Tradition vom asiatischen Großmeister die Ernennung erhalten hat, den Stil, der im 19. Jahrhundert seinen Ursprung hat, weiterzugeben. Doch damit nicht genug: Anders integriert somit als Erster die Problematik, die bei vielen Taiji-Anhängern, nicht nur dieses expliziten Stils, immer wieder auftritt: Warum differenzieren sich manche Formen, woher kommen die unterschiedlichen Vorlieben der Meister und warum kommen manche Schüler mit einer aufrechten, manche mit einer leicht gebeugten Haltung besser zurecht? Erraten, hier kommt den Atemtypen die entscheidende Rolle zu und Frieder Anders präsentiert auf über 200 Seiten Schritt für Schritt die Form - eine grundlegende Übung von 81 Einzelbewegungen, die Bezug zu den acht Trigrammen des I-Ging nehmen und ebenso Erde, Himmel und Mensch, die vollkommene Drei des Taiji, integriert.
Überhaupt breitet Anders seine praktischen Anleitungen auf einer sehr soliden Grundlage aus. Eine Definition des Taiji sowie deren historische, kulturelle und philosophische Hintergründe, dazu das dem Taiji letztlich voranstehende Qigong: in Anlehnung an seine persönliche Geschichte beschenkt der Autor den Leser nicht nur mit dem authentischen Yang-Stil. Und alles besticht durch die klare, authentische, sanfte und doch so zielgerichtete Sprache und Anweisung. Genau so, wie man sich einen Meister des inneren Taiji vorstellen will und kann.
Die Überwinden de Schwerkraft mag naturwissenschaftlich unmöglich sein, ein Taiji-Meister weiß aber sie perfekt zu nutzen. Leichtigkeit und Freundlichkeit ist das Resultat dieser perfekten Anpassung an unseren biologischen Grundlagen. Ergo: Wieder einmal ein großer Wurf von Frieder Anders, die Integration der beiden Atemtypen ist eine der essentiellsten Besonderheiten, denen sich de Rest der Bewegungsgwissenschaften noch stellen muss. Das hier ist ein erster, wichtiger Schritt.
geschrieben am 16.01.2012 | 500 Wörter | 3209 Zeichen
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