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Claude Lorrain


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Claude Lorrain Das StĂ€del Museum in Frankfurt am Main bestĂ€tigt seinen Ruf als eine erste Ausstellungs-Adresse der Region: Eine fulminante Schau prĂ€sentiert etwa 130 Werke des in Frankreich geborenen Malers Claude Lorrain (1600-1682). Die Ausstellung berĂŒcksichtigt den neuesten Forschungsstand und kann so erstmalig die Bedeutung von Zeichnungen und Skizzen im Werk eines der bedeutendsten Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts verdeutlichen. Ganze Generationen von Malern hat er mit seinem Stil der ins Morgenlicht seidig getauchten Landschaft beeinflusst. Der bekannteste ist vielleicht William Turner (1775-1851), der Lieblingsmaler von Beau Brummell. Claude Lorrain hieß eigentlich Claude GellĂ©e und wurde wegen seiner Herkunft Lorrain (Lothringer) genannt. Was wir heute von seinem Leben wissen, stammt aus zwei zeitgenössischen Biographien. Eine davon ist die des deutschen Malers Joachim von Sandrart, der Claude kennengelernt und sich mit ihm angefreundet hatte. Claude war frĂŒh nach Rom gegangen und verkehrte dort in enger Beziehung zu anderen Malern. Anders als sie, wanderte er frĂŒhmorgens und abends in die Umgebung, um die SonnenaufgĂ€nge und -untergĂ€nge zu studieren. Sandrart weiß davon zu berichten, dass sein Freund und Kollege die Farben vor Ort nach den Lichteffekten abgestimmt habe, um anschließend zu Hause seine GemĂ€lde »mit viel grĂ¶ĂŸerer NatĂŒrlichkeit« ausfĂŒhren zu können. In den 1630er-Jahren stellte sich ein ungeheurer Erfolg fĂŒr Lorrain ein. Dessen Höhepunkt markiert das Jahr 1637, als ihn Papst Urban VIII. persönlich empfing und gleich vier Bilder bei ihm bestellte. Lorrains Stil bestand in der Darstellung romantischer Landschaftsszenen von großer Ruhe und Melancholie, in deren arkadischem Charakter die dargestellten Menschen nur Randerscheinungen sind. Lorrains Arbeitsmethode war, sich die Darstellung von antiken GebĂ€uden aus verschiedenen Perspektiven so anzutrainieren, dass er sie wie Schablonen in seine Phantasielandschaften einfĂŒgen konnte. Sein ungeheurer Erfolg hatte allerdings auch seinen Preis: Lorrain wurde umfangreich kopiert. Schnell waren GemĂ€lde auf dem Markt, die angeblich von ihm sein sollten, dabei lediglich plumpe FĂ€lschungen waren, die seinen Ruf gefĂ€hrdeten. Der genialische Maler wĂ€re nicht Lorrain gewesen, hĂ€tte er sich nicht zu helfen gewusst: 1636 begann er, seine GemĂ€lde, sobald sie fertiggestellt waren, zu kopieren und diese Zeichnungen in sein Liber Veritatis, einem nur fĂŒr ihn selbst bestimmten, gebundenen Werkverzeichnis, einzufĂŒgen. Das Buch wurde bereits im 18. Jahrhundert auseinandergenommen. Die Ausstellung zeigt einige seiner Zeichnungen. Das Katalogbuch aus dem Hatje Cantz Kunstbuchverlag dokumentiert alle ausgestellten GemĂ€lde, Zeichnungen und Druckgraphiken. Schon aufgrund von QualitĂ€t und QuantitĂ€t der Schau empfiehlt sich der gelungene Band. Neben einfĂŒhrenden Essays in das Leben des Malers und die einzelnen Gattungen wird jedes ausgestellte Werk einzeln erlĂ€utert. Lorrain war auf seinen Erfolg bedacht, und die Bedeutung der Druckgraphiken in seinem ƒuvre wurde lange unterschĂ€tzt. Diese waren fĂŒr den Maler damals ein modernes Mittel, seine GemĂ€lde bekannter zu machen und sich AuftrĂ€ge zu generieren. Das wohlgestaltete Buch lĂ€sst eine tiefere BeschĂ€ftigung mit diesem AusnahmekĂŒnstler auch lange nach der Ausstellung zu, die noch bis zum 6. Mai 2012 lĂ€uft.

Das StÀdel Museum in Frankfurt am Main bestÀtigt seinen Ruf als eine erste Ausstellungs-Adresse der Region: Eine fulminante Schau prÀsentiert etwa 130 Werke des in Frankreich geborenen Malers Claude Lorrain (1600-1682).

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Die Ausstellung berĂŒcksichtigt den neuesten Forschungsstand und kann so erstmalig die Bedeutung von Zeichnungen und Skizzen im Werk eines der bedeutendsten Landschaftsmaler des 17. Jahrhunderts verdeutlichen. Ganze Generationen von Malern hat er mit seinem Stil der ins Morgenlicht seidig getauchten Landschaft beeinflusst. Der bekannteste ist vielleicht William Turner (1775-1851), der Lieblingsmaler von Beau Brummell.

Claude Lorrain hieß eigentlich Claude GellĂ©e und wurde wegen seiner Herkunft Lorrain (Lothringer) genannt. Was wir heute von seinem Leben wissen, stammt aus zwei zeitgenössischen Biographien. Eine davon ist die des deutschen Malers Joachim von Sandrart, der Claude kennengelernt und sich mit ihm angefreundet hatte. Claude war frĂŒh nach Rom gegangen und verkehrte dort in enger Beziehung zu anderen Malern. Anders als sie, wanderte er frĂŒhmorgens und abends in die Umgebung, um die SonnenaufgĂ€nge und -untergĂ€nge zu studieren. Sandrart weiß davon zu berichten, dass sein Freund und Kollege die Farben vor Ort nach den Lichteffekten abgestimmt habe, um anschließend zu Hause seine GemĂ€lde »mit viel grĂ¶ĂŸerer NatĂŒrlichkeit« ausfĂŒhren zu können.

In den 1630er-Jahren stellte sich ein ungeheurer Erfolg fĂŒr Lorrain ein. Dessen Höhepunkt markiert das Jahr 1637, als ihn Papst Urban VIII. persönlich empfing und gleich vier Bilder bei ihm bestellte. Lorrains Stil bestand in der Darstellung romantischer Landschaftsszenen von großer Ruhe und Melancholie, in deren arkadischem Charakter die dargestellten Menschen nur Randerscheinungen sind. Lorrains Arbeitsmethode war, sich die Darstellung von antiken GebĂ€uden aus verschiedenen Perspektiven so anzutrainieren, dass er sie wie Schablonen in seine Phantasielandschaften einfĂŒgen konnte.

Sein ungeheurer Erfolg hatte allerdings auch seinen Preis: Lorrain wurde umfangreich kopiert. Schnell waren GemĂ€lde auf dem Markt, die angeblich von ihm sein sollten, dabei lediglich plumpe FĂ€lschungen waren, die seinen Ruf gefĂ€hrdeten. Der genialische Maler wĂ€re nicht Lorrain gewesen, hĂ€tte er sich nicht zu helfen gewusst: 1636 begann er, seine GemĂ€lde, sobald sie fertiggestellt waren, zu kopieren und diese Zeichnungen in sein Liber Veritatis, einem nur fĂŒr ihn selbst bestimmten, gebundenen Werkverzeichnis, einzufĂŒgen. Das Buch wurde bereits im 18. Jahrhundert auseinandergenommen. Die Ausstellung zeigt einige seiner Zeichnungen.

Das Katalogbuch aus dem Hatje Cantz Kunstbuchverlag dokumentiert alle ausgestellten GemĂ€lde, Zeichnungen und Druckgraphiken. Schon aufgrund von QualitĂ€t und QuantitĂ€t der Schau empfiehlt sich der gelungene Band. Neben einfĂŒhrenden Essays in das Leben des Malers und die einzelnen Gattungen wird jedes ausgestellte Werk einzeln erlĂ€utert. Lorrain war auf seinen Erfolg bedacht, und die Bedeutung der Druckgraphiken in seinem ƒuvre wurde lange unterschĂ€tzt. Diese waren fĂŒr den Maler damals ein modernes Mittel, seine GemĂ€lde bekannter zu machen und sich AuftrĂ€ge zu generieren.

Das wohlgestaltete Buch lĂ€sst eine tiefere BeschĂ€ftigung mit diesem AusnahmekĂŒnstler auch lange nach der Ausstellung zu, die noch bis zum 6. Mai 2012 lĂ€uft.

geschrieben am 25.02.2012 | 466 Wörter | 2927 Zeichen

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