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Vergessene Reiche: Der Zorn


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Informationen zum Buch
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  Buchreihe
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  Verlag
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  Seiten
  Erscheinungsjahr
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Rezension von

Frank Drehmel

Der Zorn Was in einem kleinen Dorf als lockerer Drachentöter-Job fĂŒr vier Helden -Dorn, dem KĂ€mpfer, halb Mensch, halb Eisengolem, Will dem Halblings-Dieb, dem Priester Lathanders, Pavel, und schließlich dem Frostzwerg Ryran- begann, erweist sich schnell als Auftakt einer Queste, von deren Ausgang das Schicksal ganz FaerĂ»ns abhĂ€ngen könnte. Nach vielen Jahren der Ruhe sammeln sich in allen Ecken der Welt gute wie böse Drachen, getrieben von einem unerklĂ€rlichen Willen zu zerstören und zu töten. In Begleitung der geheimnisvollen Bardin Kara, einer abtrĂŒnnigen Lieddrachin in der Gestalt einer Menschenfrau, reisen die tapferen Streiter nach Lyrabar, um Königin Sambryl von der heraufziehenden Gefahr zu unterrichten und um der Ursache des Drachenzorns auf die Spur zu kommen. Kaum dort angekommen schließt sich ihnen ein weiterer Mitstreiter, der Avariel (Anm: ein geflĂŒgelter Elf) Taegan Nachtwind, an, dem der Zufall das “Buch der Drachen” in die HĂ€nde spielte, jenes heilige Werk des Drachenkultes, das von Sammaster selbst geschrieben sein soll. Zwar vermuten die Helden, dass sich irgendwo in den Texten Hinweise auf das aktuelle Problem finden lassen, jedoch sind sie nicht in der Lage, die verschlĂŒsselnden Schriftzeichen zu lesen oder zu deuten. Selbst die Magie eines weiteren VerbĂŒndeten, des Vampir-Drachens Schwefel, bringt sie keinen Schritt weiter. So beschließen die Abenteurer, ihre KrĂ€fte aufzuteilen: wĂ€hrend Taegan die lyrabarischen Truppen im unmittelbaren Kampf gegen die tobenden Monster unterstĂŒtzt, begeben sich Kara, Dorn, Will, Pavel und Ryran auf eine lange Reise, die den Spuren Sammaster folgt, um dadurch etwas ĂŒber die UrsprĂŒnge des Kultes und des Buches zu erfahren, das ihnen bei der EntschlĂŒsselung helfen könnte. Ein großartiges Buch, welches dem aufgeschlossen Leser tiefe Einblicke in die eigene Psyche und emotionale StabilitĂ€t bietet: vom Unglauben, dass sich ein Verleger fĂŒr diesen “Roman” finden ließ, ĂŒber die Wut, dafĂŒr Geld rausgeschmissen zu haben, die resignative Erkenntnis, dass frĂŒher sowieso alles besser war, bis hin zur Freude darĂŒber, dass man einen der schlechtesten (A)D&D-Romane ohne grĂ¶ĂŸere geistige nachhaltige BeeintrĂ€chtigung ĂŒberstanden hat, bietet der Roman alles an Emotionen, was sich ein masochistisch orientierter Leser -jemand der normal “tickt”, wird diesen Trash nach allerspĂ€testens Seite 100 dem Papier-Recycling zufĂŒhren (oder ihn ĂŒber ebay verhökern)- nur wĂŒnschen kann. Dabei beginnt das Trauerspiel gerade fĂŒr diejenigen ganz harmlos- um nicht zu sagen vielversprechend-, die sich als profunde Kenner der Materie in vorfreudiger Erregung mit den “alten” (A)D&D-QuellenbĂ€nden, “Der Bund der Harfner” von Ed Greenwood und “Der Drachenkult” von Dale Donovan, ein kleines, Appetit anregendes Hors dÂŽoeuvre genehmigt haben, denn tatsĂ€chlich wird der geneigte Leser mit D&D-spezifischen Begriffen -Personen-, StĂ€dte-, Monats-, Götter-, usw-Namen- so zugedröhnt, dass er nicht mehr weiß, ob er Mann oder Frau, Gnom oder Ork ist. NatĂŒrlich ist dieser sehr massive und rĂŒcksichtslose Einstieg in das “Vergessene Reiche”-Setting nichts fĂŒr D&D-Neulinge. Doch was soll’s? Als hintergrundsicherer Faktenhuber nĂ€hme man dieses gerne in Kauf, wenn die Geschichte ansonsten stimmig und die Charaktere lebendig wĂ€ren. Bedauerlicherweise aber ist die Story, also der Leim, der die ganzen schönen D&D-Wörter verbindet, nicht viel interessanter als der Index eines beliebigen Regelwerks und die Charaktere sind so platt, dass ihre Vita und ihr Hintergrund auf einem Charakterbogen in der GrĂ¶ĂŸe einer Briefmarke Platz fĂ€nden. Den grĂ¶ĂŸten Raum in diesem “Roman” nehmen Kampfbeschreibungen ein: große Drachen gegen kleine Drachen, chromatische Drachen gegen metallene Drachen, untote Drachen gegen lebende Drachen und mittendrin unsere Helden, die den Echsen mit ihren Todespfeilen, Todes-Kriegs-Killer-Monster-Schleudern und ihrem +12-HackmasterTM-Schwert zeigen, wo die kleinen Völker die Locken haben. Und vergessen wir den Priester nicht, der, wenn die literweise mitgefĂŒhrten HeiltrĂ€nke tatsĂ€chlich mal zu Neige gehen, mit seiner Magie die Mit-Helden ruckizucki genesen lĂ€sst. Dass diese stupiden und stereotypen KĂ€mpfe schnell maßlos langweilig werden, weil der Leser zu keinem Zeitpunkt das GefĂŒhl hat, einer der Guten wĂŒrde auch nur in der Gefahr schweben, sich dauerhaft die Fönfrisur zu ramponieren, erkennt der Autor entweder nicht, oder er ignoriert es mangels besserer Story-Ideen geflissentlich. Zudem degradiert Byers en passant eines der mythischsten D&D-Wesen, den Drachen, zu einem vertrottelten und letztlich auch harmlosen Horthocker, der -Heuschrecken-like- nur gefĂ€hrlich ist, wenn er in Massen auftritt. Ein Ă€hnliche Diminutivierung widerfĂ€hrt auch dem Onkel Sammaster, seines Zeichens Ex-AuserwĂ€hlter Mystras, einer, den die Götter selbst gefĂŒrchtet haben, einer, den die Byers-Leser fortan als Sammasterlein bezeichnen werden, als lustigen Leichnam, ein bisschen böse zwar, aber nicht grauenhaft gefĂ€hrlich. Der Rest der Story -also das, was nicht Hauerei ist- erscheint auf den ersten, zweiten und dritten Blick wie die uninspirierte, unoriginelle und letztlich auch uninformative NacherzĂ€hlung einer Samstag-Abend-RPG-Runde durch einen Autor, der den Unterschied zwischen Roman und Abenteuermodul nicht begriffen zu haben scheint. Insbesondere das Fehlen von Innenansichten der Protagonisten und die absolut mangelhaften, oberflĂ€chlichen Bilder bzw. Beschreibungen von Handlungsorten verhindern, dass der Leser, der die Geschichte -anders als ein Rollenspieler- nicht selbst “erleben” kann, eine Beziehung zu den Figuren aufbaut bzw. sich in das Handlungsgeschehen einbinden und von ihm mitreißen lĂ€sst. Einige Passagen wiederum wirken in höchstem Maße lĂ€cherlich und deplatziert: wenn die Helden in Crime Scene Investigation-(oder kurz: CSI-)Manier, das Papier und die Tinte des Drachenbuches (magisch) analysieren, um so seine Herkunft und sein chronologisches Werden zu evaluieren, so kann die einzig angemessene Reaktion auf diesen Blödsinn eigentlich nur ein mitleidiges Lachen sein. In Bezug auf die Charaktere besteht -neben dem Mangel an glaubwĂŒrdigen, nachvollziehbaren Emotionen und Motiven- ein weiteres Problem darin, dass sie mit Ausnahme Dorns keinerlei Vergangenheit haben, dementsprechend nur durch ihre D&D-klischeehafte FunktionalitĂ€t (Priester, Dieb, KĂ€mpfer, Barde) in der Geschichte verankert sind und vollkommen austauschbar erscheinen. Selbst Dorns Drachenhass erscheint unter diesem Licht als vordergrĂŒndiger AufhĂ€nger fĂŒr öde Action, denn auch seine Vita ist so kurz gehalten, dass sich daraus nichts plausibel ableiten lĂ€sst. Äußerst Ă€rgerlich ist zudem, dass Dorns Existenz als Halb-Eisengolem und die sich daraus ergebenden Fragen und Probleme nicht thematisiert werden, und nur insoweit von Handlungsrelevanz sind, als es die KĂ€mpfe betrifft: Metallarm nach vorne und durch! Stilistisch kommt der “Der Zorn” mainstreamhaft daher, ohne Wortgewalt oder fordernden Satzbau, sodass auch Kinder zumindest von dieser Seite her keine Probleme mit dem Buch haben sollten. Dass sich der Autor ĂŒber den Aufbau der Geschichte und ihre innere Logik kaum Gedanken gemacht hat, die weiter als bis zur nĂ€chsten Dödeldorfer Drachenkloppe reichen, zeigt sich besonders deutlich an einer Stelle: Kara erzĂ€hlt den vier Drachentötern “ihre Geschichte”. FĂŒr Byers ist dieses kein Anlass, seine auktoriale ErzĂ€hlperspektive -als allwissender ErzĂ€hler- zu verlassen, um das Geschehen durch die Augen der Lieddrachin als Ich-ErzĂ€hlerin zu schildern. Wozu auch? Das erforderte Nachdenken, ein Hineinversetzen in die erzĂ€hlende Person, machte Arbeit, die ein Leser sowieso nicht honorierte. Ein letzter Minuspunkt -jener, der das Fass zum Überlaufen bringt und mir die Entscheidung leicht macht, mich von dieser Trilogie im besonderen und Feder & Schwert-Romanen im allgemeinen zu verabschieden- betrifft den mir vollkommen unverstĂ€ndlichen, von einem lĂ€cherlich kĂŒnstlerisch-elitĂ€ren Habitus getragenen Verzicht des Verlags auf die Umsetzung der nicht mehr ganz so neuen Rechtschreibreform 2004. Man mag mich fĂŒr kleinlich halten, aber ein Verlag, der sich einer Weiterentwicklung und einer in weiten Teilen logischen Erneuerung der Sprachkultur aus rein missionarischen, nicht sachgerechten GrĂŒnden verweigert, verdient allenfalls meine Nicht-Beachtung, ganz gewiss aber nicht mein Geld. Fazit: Der fraglos interessante Ansatz um den Drachenzorn und Sammasters RĂŒckkehr wird vom Autor gnadenlos in den “Sand gesetzt”. Die einfache und zuweilen einfĂ€ltige Story um vollkommen charakterlose Charaktere bietet D&D-Kennern -und Einsteigern sowieso- nichts als langweilige Dumpf-Action.

Was in einem kleinen Dorf als lockerer Drachentöter-Job fĂŒr vier Helden -Dorn, dem KĂ€mpfer, halb Mensch, halb Eisengolem, Will dem Halblings-Dieb, dem Priester Lathanders, Pavel, und schließlich dem Frostzwerg Ryran- begann, erweist sich schnell als Auftakt einer Queste, von deren Ausgang das Schicksal ganz FaerĂ»ns abhĂ€ngen könnte. Nach vielen Jahren der Ruhe sammeln sich in allen Ecken der Welt gute wie böse Drachen, getrieben von einem unerklĂ€rlichen Willen zu zerstören und zu töten.

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In Begleitung der geheimnisvollen Bardin Kara, einer abtrĂŒnnigen Lieddrachin in der Gestalt einer Menschenfrau, reisen die tapferen Streiter nach Lyrabar, um Königin Sambryl von der heraufziehenden Gefahr zu unterrichten und um der Ursache des Drachenzorns auf die Spur zu kommen. Kaum dort angekommen schließt sich ihnen ein weiterer Mitstreiter, der Avariel (Anm: ein geflĂŒgelter Elf) Taegan Nachtwind, an, dem der Zufall das “Buch der Drachen” in die HĂ€nde spielte, jenes heilige Werk des Drachenkultes, das von Sammaster selbst geschrieben sein soll.

Zwar vermuten die Helden, dass sich irgendwo in den Texten Hinweise auf das aktuelle Problem finden lassen, jedoch sind sie nicht in der Lage, die verschlĂŒsselnden Schriftzeichen zu lesen oder zu deuten. Selbst die Magie eines weiteren VerbĂŒndeten, des Vampir-Drachens Schwefel, bringt sie keinen Schritt weiter. So beschließen die Abenteurer, ihre KrĂ€fte aufzuteilen: wĂ€hrend Taegan die lyrabarischen Truppen im unmittelbaren Kampf gegen die tobenden Monster unterstĂŒtzt, begeben sich Kara, Dorn, Will, Pavel und Ryran auf eine lange Reise, die den Spuren Sammaster folgt, um dadurch etwas ĂŒber die UrsprĂŒnge des Kultes und des Buches zu erfahren, das ihnen bei der EntschlĂŒsselung helfen könnte.

Ein großartiges Buch, welches dem aufgeschlossen Leser tiefe Einblicke in die eigene Psyche und emotionale StabilitĂ€t bietet: vom Unglauben, dass sich ein Verleger fĂŒr diesen “Roman” finden ließ, ĂŒber die Wut, dafĂŒr Geld rausgeschmissen zu haben, die resignative Erkenntnis, dass frĂŒher sowieso alles besser war, bis hin zur Freude darĂŒber, dass man einen der schlechtesten (A)D&D-Romane ohne grĂ¶ĂŸere geistige nachhaltige BeeintrĂ€chtigung ĂŒberstanden hat, bietet der Roman alles an Emotionen, was sich ein masochistisch orientierter Leser -jemand der normal “tickt”, wird diesen Trash nach allerspĂ€testens Seite 100 dem Papier-Recycling zufĂŒhren (oder ihn ĂŒber ebay verhökern)- nur wĂŒnschen kann.

Dabei beginnt das Trauerspiel gerade fĂŒr diejenigen ganz harmlos- um nicht zu sagen vielversprechend-, die sich als profunde Kenner der Materie in vorfreudiger Erregung mit den “alten” (A)D&D-QuellenbĂ€nden, “Der Bund der Harfner” von Ed Greenwood und “Der Drachenkult” von Dale Donovan, ein kleines, Appetit anregendes Hors dÂŽoeuvre genehmigt haben, denn tatsĂ€chlich wird der geneigte Leser mit D&D-spezifischen Begriffen -Personen-, StĂ€dte-, Monats-, Götter-, usw-Namen- so zugedröhnt, dass er nicht mehr weiß, ob er Mann oder Frau, Gnom oder Ork ist. NatĂŒrlich ist dieser sehr massive und rĂŒcksichtslose Einstieg in das “Vergessene Reiche”-Setting nichts fĂŒr D&D-Neulinge. Doch was soll’s? Als hintergrundsicherer Faktenhuber nĂ€hme man dieses gerne in Kauf, wenn die Geschichte ansonsten stimmig und die Charaktere lebendig wĂ€ren. Bedauerlicherweise aber ist die Story, also der Leim, der die ganzen schönen D&D-Wörter verbindet, nicht viel interessanter als der Index eines beliebigen Regelwerks und die Charaktere sind so platt, dass ihre Vita und ihr Hintergrund auf einem Charakterbogen in der GrĂ¶ĂŸe einer Briefmarke Platz fĂ€nden.

Den grĂ¶ĂŸten Raum in diesem “Roman” nehmen Kampfbeschreibungen ein: große Drachen gegen kleine Drachen, chromatische Drachen gegen metallene Drachen, untote Drachen gegen lebende Drachen und mittendrin unsere Helden, die den Echsen mit ihren Todespfeilen, Todes-Kriegs-Killer-Monster-Schleudern und ihrem +12-HackmasterTM-Schwert zeigen, wo die kleinen Völker die Locken haben. Und vergessen wir den Priester nicht, der, wenn die literweise mitgefĂŒhrten HeiltrĂ€nke tatsĂ€chlich mal zu Neige gehen, mit seiner Magie die Mit-Helden ruckizucki genesen lĂ€sst.

Dass diese stupiden und stereotypen KĂ€mpfe schnell maßlos langweilig werden, weil der Leser zu keinem Zeitpunkt das GefĂŒhl hat, einer der Guten wĂŒrde auch nur in der Gefahr schweben, sich dauerhaft die Fönfrisur zu ramponieren, erkennt der Autor entweder nicht, oder er ignoriert es mangels besserer Story-Ideen geflissentlich. Zudem degradiert Byers en passant eines der mythischsten D&D-Wesen, den Drachen, zu einem vertrottelten und letztlich auch harmlosen Horthocker, der -Heuschrecken-like- nur gefĂ€hrlich ist, wenn er in Massen auftritt. Ein Ă€hnliche Diminutivierung widerfĂ€hrt auch dem Onkel Sammaster, seines Zeichens Ex-AuserwĂ€hlter Mystras, einer, den die Götter selbst gefĂŒrchtet haben, einer, den die Byers-Leser fortan als Sammasterlein bezeichnen werden, als lustigen Leichnam, ein bisschen böse zwar, aber nicht grauenhaft gefĂ€hrlich.

Der Rest der Story -also das, was nicht Hauerei ist- erscheint auf den ersten, zweiten und dritten Blick wie die uninspirierte, unoriginelle und letztlich auch uninformative NacherzĂ€hlung einer Samstag-Abend-RPG-Runde durch einen Autor, der den Unterschied zwischen Roman und Abenteuermodul nicht begriffen zu haben scheint. Insbesondere das Fehlen von Innenansichten der Protagonisten und die absolut mangelhaften, oberflĂ€chlichen Bilder bzw. Beschreibungen von Handlungsorten verhindern, dass der Leser, der die Geschichte -anders als ein Rollenspieler- nicht selbst “erleben” kann, eine Beziehung zu den Figuren aufbaut bzw. sich in das Handlungsgeschehen einbinden und von ihm mitreißen lĂ€sst. Einige Passagen wiederum wirken in höchstem Maße lĂ€cherlich und deplatziert: wenn die Helden in Crime Scene Investigation-(oder kurz: CSI-)Manier, das Papier und die Tinte des Drachenbuches (magisch) analysieren, um so seine Herkunft und sein chronologisches Werden zu evaluieren, so kann die einzig angemessene Reaktion auf diesen Blödsinn eigentlich nur ein mitleidiges Lachen sein.

In Bezug auf die Charaktere besteht -neben dem Mangel an glaubwĂŒrdigen, nachvollziehbaren Emotionen und Motiven- ein weiteres Problem darin, dass sie mit Ausnahme Dorns keinerlei Vergangenheit haben, dementsprechend nur durch ihre D&D-klischeehafte FunktionalitĂ€t (Priester, Dieb, KĂ€mpfer, Barde) in der Geschichte verankert sind und vollkommen austauschbar erscheinen. Selbst Dorns Drachenhass erscheint unter diesem Licht als vordergrĂŒndiger AufhĂ€nger fĂŒr öde Action, denn auch seine Vita ist so kurz gehalten, dass sich daraus nichts plausibel ableiten lĂ€sst. Äußerst Ă€rgerlich ist zudem, dass Dorns Existenz als Halb-Eisengolem und die sich daraus ergebenden Fragen und Probleme nicht thematisiert werden, und nur insoweit von Handlungsrelevanz sind, als es die KĂ€mpfe betrifft: Metallarm nach vorne und durch!

Stilistisch kommt der “Der Zorn” mainstreamhaft daher, ohne Wortgewalt oder fordernden Satzbau, sodass auch Kinder zumindest von dieser Seite her keine Probleme mit dem Buch haben sollten. Dass sich der Autor ĂŒber den Aufbau der Geschichte und ihre innere Logik kaum Gedanken gemacht hat, die weiter als bis zur nĂ€chsten Dödeldorfer Drachenkloppe reichen, zeigt sich besonders deutlich an einer Stelle: Kara erzĂ€hlt den vier Drachentötern “ihre Geschichte”. FĂŒr Byers ist dieses kein Anlass, seine auktoriale ErzĂ€hlperspektive -als allwissender ErzĂ€hler- zu verlassen, um das Geschehen durch die Augen der Lieddrachin als Ich-ErzĂ€hlerin zu schildern. Wozu auch? Das erforderte Nachdenken, ein Hineinversetzen in die erzĂ€hlende Person, machte Arbeit, die ein Leser sowieso nicht honorierte.

Ein letzter Minuspunkt -jener, der das Fass zum Überlaufen bringt und mir die Entscheidung leicht macht, mich von dieser Trilogie im besonderen und Feder & Schwert-Romanen im allgemeinen zu verabschieden- betrifft den mir vollkommen unverstĂ€ndlichen, von einem lĂ€cherlich kĂŒnstlerisch-elitĂ€ren Habitus getragenen Verzicht des Verlags auf die Umsetzung der nicht mehr ganz so neuen Rechtschreibreform 2004. Man mag mich fĂŒr kleinlich halten, aber ein Verlag, der sich einer Weiterentwicklung und einer in weiten Teilen logischen Erneuerung der Sprachkultur aus rein missionarischen, nicht sachgerechten GrĂŒnden verweigert, verdient allenfalls meine Nicht-Beachtung, ganz gewiss aber nicht mein Geld.

Fazit: Der fraglos interessante Ansatz um den Drachenzorn und Sammasters RĂŒckkehr wird vom Autor gnadenlos in den “Sand gesetzt”. Die einfache und zuweilen einfĂ€ltige Story um vollkommen charakterlose Charaktere bietet D&D-Kennern -und Einsteigern sowieso- nichts als langweilige Dumpf-Action.

geschrieben am 21.07.2006 | 1201 Wörter | 7633 Zeichen

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