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N M Rothschild & Sons


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

N M Rothschild & Sons Wer sich heute über Märkte und Preise informieren möchte, für den reicht ein Blick ins Internet. In Echtzeit kann man die Kurse an den großen Börsenplätzen beobachten und Informationen aus Politik und Wirtschaft gehen mit der Geschwindigkeit eines elektrischen Impulses um die Welt. Das war nicht immer so. Vor dem modernen Kommunikationszeitalter konnte es Tage mit unter Wochen dauern bis das Wissen über ein Ereignis, das den Finanzmarkt beeinflussen konnte, die interessierten Empfänger erreichte. Wer zu erst vom Ausgang einer Schlacht, dem Tod eines Monarchen oder dem Ausbruch einer Revolte oder auch nur die üblichen Preisschwankungen eines Gutes auf einem ausländischen Markt erfuhr, konnte seine Gewinne erhebliche Maximieren. Zu diesem Zweck errichteten die Rothschilds, jene berühmte und bedeutendste jüdische Bankiersfamilie des 19. Jahrhunderts, ein umfassendes Netzwerk von Informanten und Kommunikationswegen, die ihnen einen Informationsvorsprung gegenüber den Zeitungen, ja sogar gegenüber den Regierungen verschaffen konnte. Rainer Liedtke beschreibt diese Kommunikationswege anhand der Quellen des Rothschild-Archivs und mit dem theoretischen Ansatz der Netzwerkanalyse. Die Rothschilds hatten ein Netzwerk von Agenten, die sie regelmäßig über Börsendaten und politische Ereignisse unterrichteten. Die ersten dokumentierten Kontakte zu Agenten ergaben sich aus der Kontinentalsperre während der napoleonischen Kriege. In der ersten Hälfte der 20er Jahre des 19 Jahrhunderts vergrößerte sich das Agentennetzwerk „explosionsartig.“ Waren zu erst hauptsächlich Familienmitglieder die Hauptpartner der geschäftlichen Korrespondenz, nahmen in den Räumen, in denen keine Rothschilds zu gegen waren, die professionellen Agenten und Geschäftspartner ihren Platz ein. Schließlich reichte ihr Netzwerk sogar bis nach Übersee. Mit dem Auftreten moderner Kommunikationsmittel wie dem elektrischen Telegrafen nahm die Zahl der Agenten wieder ab. Lidtke kommt zu der Einschätzung, dass die Rothschilds zwar über eine hohe Dichte und Frequenz von Informationen und Informationszuträgern verfügten, das ihre Kommunikationsnetzwerk aber nicht als autark bezeichnet werden kann und nicht jene überlegene Informationsbasis darstellte, die oft in der Literatur unterstellt worden sei. Der wichtigste Agent der Rothschilds war Gerson von Bleichröder, Bismarcks persönlicher Berater, wenn es um die Finanzen ging. Bleichröders Bankhaus gehörte zum so genannten „Preußen-Konsortium“, einem informellen Verband von deutschen Bankhäusern, die sich um das Geschäft mit preußischen Staatsanleihen kümmerte. Bleichröder gehörte zu den reichsten Männern Deutschlands, begegnete aber den Rothschilds immer aus einer untergeordneten Position, denn ihnen verdankte er den Kontakt zu Bismarck und seinen fulminanten Aufstieg. Liedtke hat für sein Buch die umfangreiche Korrespondenz zwischen Bleichröder und den Rothschilds aufgearbeitet. Bleichröder war für die Rothschild besonders in geopolitischen Krisenzeiten wie dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, der Balkankrise 1975 bis 1978 und dem Berliner Kongress von 1878 von herausgehobener Bedeutung, da er Informationen aus dem engen Zirkel der Macht beschaffen konnte, wobei ihn Bismarck auch als Sprachrohr in seinem Interesse verwendete. Das Buch ist keine der üblichen Familiengeschichten, sondern konzentriert sich auf den Aspekt der Kommunikation. Es richtet sich daher vor allem an wissenschaftlich interessierte Leser und nicht so sehr an ein eher allgemein an den Rothschilds interessiertes Publikum. Zu erwähnen sind, die Genauigkeit mit der die Kommunikationswege beschrieben werden und die Erschließung der bislang nicht veröffentlichten Quellen. Das Buch bietet interessante Ergänzungen zu Fritz Sterns Bleichröder-Biographie „Gold und Eisen.“ Das Buch ist außerdem ein weiterer Titel, die die Brauchbarkeit der Ansätze der Netzwerk-Analyse unter Beweis stellt.

Wer sich heute über Märkte und Preise informieren möchte, für den reicht ein Blick ins Internet. In Echtzeit kann man die Kurse an den großen Börsenplätzen beobachten und Informationen aus Politik und Wirtschaft gehen mit der Geschwindigkeit eines elektrischen Impulses um die Welt. Das war nicht immer so. Vor dem modernen Kommunikationszeitalter konnte es Tage mit unter Wochen dauern bis das Wissen über ein Ereignis, das den Finanzmarkt beeinflussen konnte, die interessierten Empfänger erreichte. Wer zu erst vom Ausgang einer Schlacht, dem Tod eines Monarchen oder dem Ausbruch einer Revolte oder auch nur die üblichen Preisschwankungen eines Gutes auf einem ausländischen Markt erfuhr, konnte seine Gewinne erhebliche Maximieren. Zu diesem Zweck errichteten die Rothschilds, jene berühmte und bedeutendste jüdische Bankiersfamilie des 19. Jahrhunderts, ein umfassendes Netzwerk von Informanten und Kommunikationswegen, die ihnen einen Informationsvorsprung gegenüber den Zeitungen, ja sogar gegenüber den Regierungen verschaffen konnte.

Rainer Liedtke beschreibt diese Kommunikationswege anhand der Quellen des Rothschild-Archivs und mit dem theoretischen Ansatz der Netzwerkanalyse. Die Rothschilds hatten ein Netzwerk von Agenten, die sie regelmäßig über Börsendaten und politische Ereignisse unterrichteten. Die ersten dokumentierten Kontakte zu Agenten ergaben sich aus der Kontinentalsperre während der napoleonischen Kriege. In der ersten Hälfte der 20er Jahre des 19 Jahrhunderts vergrößerte sich das Agentennetzwerk „explosionsartig.“ Waren zu erst hauptsächlich Familienmitglieder die Hauptpartner der geschäftlichen Korrespondenz, nahmen in den Räumen, in denen keine Rothschilds zu gegen waren, die professionellen Agenten und Geschäftspartner ihren Platz ein. Schließlich reichte ihr Netzwerk sogar bis nach Übersee. Mit dem Auftreten moderner Kommunikationsmittel wie dem elektrischen Telegrafen nahm die Zahl der Agenten wieder ab. Lidtke kommt zu der Einschätzung, dass die Rothschilds zwar über eine hohe Dichte und Frequenz von Informationen und Informationszuträgern verfügten, das ihre Kommunikationsnetzwerk aber nicht als autark bezeichnet werden kann und nicht jene überlegene Informationsbasis darstellte, die oft in der Literatur unterstellt worden sei.

Der wichtigste Agent der Rothschilds war Gerson von Bleichröder, Bismarcks persönlicher Berater, wenn es um die Finanzen ging. Bleichröders Bankhaus gehörte zum so genannten „Preußen-Konsortium“, einem informellen Verband von deutschen Bankhäusern, die sich um das Geschäft mit preußischen Staatsanleihen kümmerte. Bleichröder gehörte zu den reichsten Männern Deutschlands, begegnete aber den Rothschilds immer aus einer untergeordneten Position, denn ihnen verdankte er den Kontakt zu Bismarck und seinen fulminanten Aufstieg. Liedtke hat für sein Buch die umfangreiche Korrespondenz zwischen Bleichröder und den Rothschilds aufgearbeitet. Bleichröder war für die Rothschild besonders in geopolitischen Krisenzeiten wie dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, der Balkankrise 1975 bis 1978 und dem Berliner Kongress von 1878 von herausgehobener Bedeutung, da er Informationen aus dem engen Zirkel der Macht beschaffen konnte, wobei ihn Bismarck auch als Sprachrohr in seinem Interesse verwendete.

Das Buch ist keine der üblichen Familiengeschichten, sondern konzentriert sich auf den Aspekt der Kommunikation. Es richtet sich daher vor allem an wissenschaftlich interessierte Leser und nicht so sehr an ein eher allgemein an den Rothschilds interessiertes Publikum. Zu erwähnen sind, die Genauigkeit mit der die Kommunikationswege beschrieben werden und die Erschließung der bislang nicht veröffentlichten Quellen. Das Buch bietet interessante Ergänzungen zu Fritz Sterns Bleichröder-Biographie „Gold und Eisen.“ Das Buch ist außerdem ein weiterer Titel, die die Brauchbarkeit der Ansätze der Netzwerk-Analyse unter Beweis stellt.

geschrieben am 05.02.2007 | 522 Wörter | 3400 Zeichen

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