ISBN | 3896786466 | |
Autor | Peter Struck | |
Verlag | Primus | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 223 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | - |
Deutschland war früher für seine hohe Bildungsqualität bekannt, heute befinden wir uns bei internationalen Tests wie PISA, IGLU usw. bestenfalls im Mittelfeld.
Der Bildungskritiker und Erziehungsexperte Prof. Peter Struck setzt sich in vier Kapiteln mit den Ergebnissen der aktuellen Bildungsstudien und der durch sie ausgelösten Debatte auseinander und bietet eigene Konzepte zur Behebung der Mängel im deutschen Bildungssystem. So tritt er für ein partnerschaftliches Schulsystem ein, in dem der Lehrer sich als „Lerncoach“ für seine Schüler begreift.
In seinem Vorwort bittet er: „ Lieber Leser, schalte den Hebel in deinem Kopf um, nimm einen Paradigmenwechsel vor, damit du (…) einen anderen, hoffentlich effizienteren Zugang zum Lernen findest.“
Für Struck gibt es theoretisch zwei Lösungen, um wieder bessere Ergebnisse zu erzielen: entweder muss das Bildungssystem wieder wie vor 50 Jahren auf Angst und Selektion beruhen wie in Japan und Südkorea, oder wir müssen nach dem Vorbild von Finnland und Schweden Motivation und Integration zu Leitbegriffen machen, die doch so Mancher auch als „Kuschelpädagogik“ abtut. Schule in Deutschland beruhte lange auf einem Konzept der Halbtagsschule mit Lernen unter Anleitung am Vormittag und Hausaufgaben am Nachmittag, durch die der Schüler selbständig zu lernen lernte. Die Reduzierung von Hausaufgaben hat jedoch das Lernpensum abnehmen lassen. Ein Zurückrudern zum alten Hausaufgabenpensum oder die Ganztagsschule- welcher Weg ist der Richtige?
Struck erläutert im ersten Kapitel zunächst die Ausgangslage, indem er auf die verschiedenen Studien eingeht - mit der Frage: „Haben Sie PISA schon verkraftet?“. Klar wird hier, dass Bildung ein Gebiet ist, in dem Viele mitmischen und –reden wollen und das von der Politik für eigene Zwecke missbraucht wird. Das Folgekapitel beschäftigt sich mit den Rahmenbedingungen. Dabei finden sich in jedem Unterkapitel Aussagen, zu denen der Autor Stellung nimmt, so zum Beispiel: „30 Prozent der deutschen Eltern haben Angst vor Erziehung“. Prof. Struck erklärt, dass es leicht ist, in einem totalitären System zu erziehen, weil man sich an klare Regeln zu halten hat. Der Wandel hin zur Demokratie mit dem Ziel der Erziehung zum mündigen, kritisch mitdenkenden Menschen hat die Erziehungsaufgabe schwieriger gemacht, so Struck. Daher fordert er eine Akzeptanz der Verschiedenheit von Kindern, ihnen bei der Werteerziehung die Wahl zu lassen und ihnen das Rüstzeug für ein eigenes Urteil mitzugeben, sowie auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Schüler einzugehen. Er erkennt an, dass viele Eltern und Lehrer angesichts dieser Ziele hilflos sind und regt daher zum Dialog von Eltern untereinander aber auch zwischen Eltern und Lehrern an.
Mit gesammelten Erkenntnissen aus Lernpsychologie, Modellschulen und Hirnpsychologie finden sich in diesem Buch Lösungsansätze, die einen tiefgründigen, kenntnisreichen Einblick in unser derzeitiges Bildungssystem mitsamt den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ermöglichen. Es finden sich überraschende Anregungen, wie zum Beispiel, dass man hochintelligenten Kindern mehr Taschengeld geben sollte, weil sie teurere Hobbys brauchen, um ausgelastet zu sein und dass Legastheniker früher einen Computer brauchen als „normale“ Kinder.
Abschließend versucht sich Peter Struck in einer Zukunftsprognose für die deutsche Bildung.
Ob er mit Allem Recht behalten wird, kann niemand sagen. Sicher ist, dass dieses Buch- in verständlicher Sprache - ein lesenswerter, wichtiger Beitrag zur derzeitigen Bildungsdebatte ist, weil die Problematik detailliert dargelegt wird und Lösungen geboten werden, die Lehrer und Eltern gleichermaßen beherzigen sollten.
geschrieben am 01.11.2008 | 518 Wörter | 3224 Zeichen
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