ISBN | 3821845953 | |
Autor | Manfred Henningsen | |
Verlag | Eichborn | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 359 | |
Erscheinungsjahr | 2009 | |
Extras | im Schuber |
Dass Barack Obama zum 44. Präsidenten der USA gewählt wurde, machte ihn zum Hoffnungsträger vieler Menschen für eine grundlegende Veränderung in der nationalen Politik nach Bush. Diese Tatsache hat unter anderem auch Manfred Henningsen, einen Politologen und deutsch-stämmigen Wahlamerikaner, dazu veranlasst, ein Buch mit dem Titel „Der Mythos Amerika“ zu veröffentlichen. Optisch sehr ansprechend aufgemacht, so präsentiert sich im Allgemeinen „Die Andere Bibliothek“ des Eichborn-Verlages, gegründet von Hans Magnus Enzensberger. So gesehen entspricht der vorliegende Band mit dem schmucken Leineneinband ganz den Ansprüchen dieser Reihe.
Inhaltlich bemerkenswert an dem Werk ist, dass der Autor es schafft, die wechselvolle Geschichte Amerikas vom Gründungsmythos (Entdeckung Amerikas durch Columbus im Jahr 1492) bis hin zur Gegenwart auch von ihrer Kehrseite zu zeigen und sich kritisch mit der Selbstglorifizierung der Amerikaner auseinander zu setzen. - Er entzaubert gewissermaßen den amerikanischen Traum. Die Jahrhunderte andauernde Unterdrückung von Ureinwohnern, sowie nicht zuletzt der Schwarzen, erhält ihren Platz neben bedeutenden historischen Ereignissen, welche das Selbstbild der Amerikaner mitprägten – nicht zuletzt sei dabei der 11. September 2001 zu erwähnen, der große Auswirkungen auf eben dieses Selbstbild hatte und immer noch hat.
Der Mythos Amerika lebt dem Autor zufolge auch heute noch fort, gleichzeitig aber ebenso die Fähigkeit dieses Landes, immer wieder neue Wege zu beschreiten. Einer dieser Wege ist nun die Wahl eines Schwarzen zum Präsidenten: dies stelle einen Versuch dar, Missstände wie Rassismus und Armut zu bekämpfen und ein besseres Leben für die Bürger zu ermöglichen. Nicht nur innenpolitisch erhoffen sich viele Menschen – und offensichtlich auch der Autor - einen tiefgreifenden Wandel, sondern auch auf der politischen Weltbühne.
In wie weit sich dieser Wandel mit Hilfe von Herrn Obama tatsächlich vollziehen wird, ist ungewiss, weshalb der ausnehmend positiven Einstellung Henningsens gegenüber eine gesunde Portion Skepsis sicher angebracht erscheint. – Denn einerseits stellt sich Henningsen die Aufgabe, die negativen Seiten der amerikanischen Entwicklung zur Weltmacht auszuleuchten, andererseits glorifiziert er Präsident „Yes we can“-Obama selbst und verheißt Amerika mit ihm schon beinahe ein goldenes Zeitalter oder zumindest die Beseitigung aller Probleme. Dass er ein abschließendes Kapitel mit „Die Zäsur Obama“ betitelt, erscheint einerseits nur logisch, andererseits aber auch ein wenig zu dick aufgetragen, um nicht zu sagen ungerechtfertigt. Schade ist auch, dass Aspekte wie die Rolle der Latinos in den ethnischen Konflikten weitgehend unberücksichtigt bleiben.
Trotzdem bietet Henningsen mit seinem wirklich gut recherchierten Werk (Fußnoten befinden sich leider, wie im nordamerikanischen Raum üblich, gesammelt am Ende des Bandes) mit gewissen Abstrichen eine Lektüre, die nicht nur für Amerikanisten und allgemein Geschichtsinteressierte durchaus zu empfehlen ist.
geschrieben am 10.11.2009 | 416 Wörter | 2681 Zeichen
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