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Ein Kapitel aus meinem Leben


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  • 14447 Aufrufe

Informationen zum Buch
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Rezension von

Henrike Doerr

Ein Kapitel aus meinem Leben In „Ein Kapitel aus meinem Leben“ setzt sich Barbara Honigmann mit ihrer Mutter Lizzy Kohlmann auseinander, die einerecht bewegte Vergangenheit hatte. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf die Ehe mit Kim Philby, dem britischen Meisterspion und Doppelagenten. Dieses Kapitel aus dem Leben ihrer Mutter bildet den Ausgangspunkt der ErzĂ€hlung. Honigmann versucht allerdings keineswegs, eine Biographie im herkömmlichen Sinne zu schreiben, da ihr das Erforschen einesfremden Lebens wie Voyeurismus erscheint. Vielmehr berichtet sie von ihren eigenen Erinnerungen an die Mutter und setztdaraus das Bild einer bemerkenswerten Frau zusammen, die ihren Mitmenschen stets ein RĂ€tsel blieb. So muß die BeschreibungHonigmanns zwangslĂ€ufig lĂŒckenhaft bleiben, da sie ihre eigenen Erinnerungen nicht mit recherchierten Fakten anreichert. Doch gerade darin liegt die StĂ€rke des Buches, da sie dadurch ein lebendiges Bild ihrer Mutter liefert. Als Kommunistin imWiderstand tĂ€tig, hatte Lizzy Kohlmann die Geheimhaltung zum Prinzip erhoben. Durch die Ehe mit dem Agenten Kim Philby wurde das Verschweigen von Tatsachen lebenswichtig. Dieses Merkmal scheint Barbara Honigmann zur zweiten Natur ihrer Mutter geworden zu sein. Stets war diese die Verschwiegenheit in Person und ließ andere gern im Unklaren ĂŒber alles, was sie selbst betraf. Diese Verschleierung ging so weit, daß sie sogar ihren Geburtstag auf ein anderes Datum verlegte und bis heute ihr genauer Todestag nicht feststeht. In dieser ungewöhnlichen Biographie erfĂ€hrt der Leser deshalb nur wenig Informatives ĂŒber die HintergrĂŒnde der Philby-AffĂ€re, dafĂŒr aber umso mehr ĂŒber eine beeindruckende Frau, deren Charakter durch diese AffĂ€re, durch dieses Kapitel ihres Lebens nachhaltig geprĂ€gt wurde. Gleichzeitig liefert die Autorin ein sehr genaues Bild der jĂŒdischen kommunistischen Emmigrantenkreise, denen ihre Mutter angehörte. Ohne Pathos, aber mit Humor schildert die Autorin das Milieu, in dem sie aufwuchs, und legt damit auch Zeugnis von einem eher unbekannten Kapitel der DDR-Geschichte ab. Durch ihren unverwechselbaren Ton breitet Barabra Honigmann mit ihrem neuesten Buch wieder einmal ein echtes LesevergnĂŒgen.

In „Ein Kapitel aus meinem Leben“ setzt sich Barbara Honigmann mit ihrer Mutter Lizzy Kohlmann auseinander, die einerecht bewegte Vergangenheit hatte. Sie konzentriert sich dabei vor allem auf die Ehe mit Kim Philby, dem britischen

weitere Rezensionen von Henrike Doerr

#
rezensiert seit
Buchtitel
3
21.06.2004

Meisterspion und Doppelagenten. Dieses Kapitel aus dem Leben ihrer Mutter bildet den Ausgangspunkt der ErzÀhlung.

Honigmann versucht allerdings keineswegs, eine Biographie im herkömmlichen Sinne zu schreiben, da ihr das Erforschen einesfremden Lebens wie Voyeurismus erscheint. Vielmehr berichtet sie von ihren eigenen Erinnerungen an die Mutter und setztdaraus das Bild einer bemerkenswerten Frau zusammen, die ihren Mitmenschen stets ein RĂ€tsel blieb. So muß die BeschreibungHonigmanns zwangslĂ€ufig lĂŒckenhaft bleiben, da sie ihre eigenen Erinnerungen nicht mit recherchierten Fakten anreichert. Doch gerade darin liegt die StĂ€rke des Buches, da sie dadurch ein lebendiges Bild ihrer Mutter liefert. Als Kommunistin imWiderstand tĂ€tig, hatte Lizzy Kohlmann die Geheimhaltung zum Prinzip erhoben. Durch die Ehe mit dem Agenten Kim Philby wurde das Verschweigen von Tatsachen lebenswichtig. Dieses Merkmal scheint Barbara Honigmann zur zweiten Natur ihrer Mutter geworden zu sein. Stets war diese die Verschwiegenheit in Person und ließ andere gern im Unklaren ĂŒber alles, was sie selbst betraf. Diese Verschleierung ging so weit, daß sie sogar ihren Geburtstag auf ein anderes Datum verlegte und bis heute ihr genauer Todestag nicht feststeht. In dieser ungewöhnlichen Biographie erfĂ€hrt der Leser deshalb nur wenig Informatives ĂŒber die HintergrĂŒnde der Philby-AffĂ€re, dafĂŒr aber umso mehr ĂŒber eine beeindruckende Frau, deren Charakter durch diese AffĂ€re, durch dieses Kapitel ihres Lebens nachhaltig geprĂ€gt wurde. Gleichzeitig liefert die Autorin ein sehr genaues Bild der jĂŒdischen kommunistischen Emmigrantenkreise, denen ihre Mutter angehörte. Ohne Pathos, aber mit Humor schildert die Autorin das Milieu, in dem sie aufwuchs, und legt damit auch Zeugnis von einem eher unbekannten Kapitel der DDR-Geschichte ab. Durch ihren unverwechselbaren Ton breitet Barabra Honigmann mit ihrem neuesten Buch wieder einmal ein echtes LesevergnĂŒgen.

geschrieben am 07.11.2004 | 306 Wörter | 1898 Zeichen

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