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Anständig essen


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Rezension von

Anna Kneisel

Anständig essen Im Dezember 2009 will Karen Duve im Supermarkt wie gewohnt zu einer billigen „Hähnchen-Grillpfanne“ greifen und wird dafür von ihrer moralisch immer korrekten Mitbewohnerin wegen des unbedachten Konsumverhaltens kritisiert. Darauf fasst sie einen folgenschweren Entschluss: Über die nächsten Monate will sie sich einem Selbstversuch unterziehen und ihre Ernährungsgewohnheiten ändern, also verantwortungsbewusster mit tierischer Nahrung umgehen. Leicht eingeschränkt beginnend bei Bio-Essen begibt sie sich auf eine Reise mit ungewissem Ausgang. Die Leser dürfen daran teilhaben und sich ihrerseits darüber Gedanken machen, wie viel Leid sie anderen Lebewesen wirklich zumuten wollen und was es bedeutet, beim Lebensmitteleinkauf immer nur das Billigste vom Billigsten auszuwählen. Paradoxes in weit verbreiteten Verhaltensmustern zeigt die Autorin ebenso auf wie manchmal etwas abgedreht wirkende Alternativen, sie beleuchtet Für und Wider ohne dabei zu wissenschaftlich daher zu kommen. Thematisch erinnert Duves Werk an Jonathan Safran Foers „Eating animals“, denn Massentierhaltung und fleischlose Ernährung sind zentrale Punkte in ihren Ausführungen. Allerdings wird der Leser an der Hand genommen und schreitet im Wissensstand gemeinsam mit der Erzählerin voran, die sich im Laufe eines Jahres vom Adcovatus diaboli zum „verstrahlten Hippie“ wandelt. Dabei sind die Konsequenzen, welche die Autorin aus ihren Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Ernährungsweisen zieht, sehr persönliche und ein wenig auch ein Kompromiss, den nicht jeder Leser uneingeschränkt gutheißen wird. Dennoch hält dieses unterhaltsam geschriebene Buch uns allen einen Spiegel vor und regt zum Nachdenken an – so wird die Autorin selbst zu einer Art Stimme des Gewissens, wie es zu Anfang auch ihre Mitbewohnerin ist, der sie dafür den Namen Jiminy Grille gibt (nach der allseits bekannten Figur in der Geschichte um Pinocchio). Wer noch einmal bestimmte Details nachschlagen will, kann im Register am Ende des Bandes nachschlagen, wo man auch nützliche Internetadressen findet. Ein Aufruf, die Macht der Verdrängung nicht einfach so walten zu lassen, sondern endlich etwas zu tun, statt nur über Missstände zu reden. - Denn jeder kann die Welt ein wenig verbessern, auch wenn es nur im Kleinen ist.

Im Dezember 2009 will Karen Duve im Supermarkt wie gewohnt zu einer billigen „Hähnchen-Grillpfanne“ greifen und wird dafür von ihrer moralisch immer korrekten Mitbewohnerin wegen des unbedachten Konsumverhaltens kritisiert. Darauf fasst sie einen folgenschweren Entschluss: Über die nächsten Monate will sie sich einem Selbstversuch unterziehen und ihre Ernährungsgewohnheiten ändern, also verantwortungsbewusster mit tierischer Nahrung umgehen.

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Leicht eingeschränkt beginnend bei Bio-Essen begibt sie sich auf eine Reise mit ungewissem Ausgang. Die Leser dürfen daran teilhaben und sich ihrerseits darüber Gedanken machen, wie viel Leid sie anderen Lebewesen wirklich zumuten wollen und was es bedeutet, beim Lebensmitteleinkauf immer nur das Billigste vom Billigsten auszuwählen. Paradoxes in weit verbreiteten Verhaltensmustern zeigt die Autorin ebenso auf wie manchmal etwas abgedreht wirkende Alternativen, sie beleuchtet Für und Wider ohne dabei zu wissenschaftlich daher zu kommen.

Thematisch erinnert Duves Werk an Jonathan Safran Foers „Eating animals“, denn Massentierhaltung und fleischlose Ernährung sind zentrale Punkte in ihren Ausführungen. Allerdings wird der Leser an der Hand genommen und schreitet im Wissensstand gemeinsam mit der Erzählerin voran, die sich im Laufe eines Jahres vom Adcovatus diaboli zum „verstrahlten Hippie“ wandelt. Dabei sind die Konsequenzen, welche die Autorin aus ihren Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Ernährungsweisen zieht, sehr persönliche und ein wenig auch ein Kompromiss, den nicht jeder Leser uneingeschränkt gutheißen wird. Dennoch hält dieses unterhaltsam geschriebene Buch uns allen einen Spiegel vor und regt zum Nachdenken an – so wird die Autorin selbst zu einer Art Stimme des Gewissens, wie es zu Anfang auch ihre Mitbewohnerin ist, der sie dafür den Namen Jiminy Grille gibt (nach der allseits bekannten Figur in der Geschichte um Pinocchio). Wer noch einmal bestimmte Details nachschlagen will, kann im Register am Ende des Bandes nachschlagen, wo man auch nützliche Internetadressen findet.

Ein Aufruf, die Macht der Verdrängung nicht einfach so walten zu lassen, sondern endlich etwas zu tun, statt nur über Missstände zu reden. - Denn jeder kann die Welt ein wenig verbessern, auch wenn es nur im Kleinen ist.

geschrieben am 13.03.2011 | 324 Wörter | 1958 Zeichen

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Rezension von

Sibylle Meister

Anständig essen Aufgeschreckt durch das Entsetzen einer Freundin, als sie unbedacht eine Hähnchenpfanne für 2,99 in den Einkaufswagen legt, beginnt Karen Duve, ihre Ernährung moralisch zu hinterfragen. Um zu einer fundierten Entscheidung zu kommen, beschliesst sie, die verschiedenen Ernährungsformen selbst zu testen: acht Monate lang isst sie nur Bio, dann vegetarisch, anschliessend vegan und zuletzt frutarisch. Ausschlaggebend für dieses Experiment, das betont sie mehrmals, ist nur der moralische Aspekt, nicht ein potentieller gesundheitlicher Vorteil. Offen und ausführlich beschreibt Duve die Probleme, die im Alltag durch die Ernährungsumstellungen entstehen, und liefert zu jeder Variante wissenswerte Fakten und Hintergrundinformationen. Diese Erzählweise führt dazu, dass das Buch recht heterogen wirkt: unterhaltsame Anekdoten und sehr persönliche Erlebnisse wechseln sich ab mit Info-Kapitel, dazwischen ein paar Interviews und das Ganze oberflächlich garniert mit ein paar moralisierenden Passagen. Das ist einerseits ein Vorteil, weil sich diese Mischung recht flüssig liest, auf der anderen Seite aber unbefriedigend, weil es so weder dem Informationsbedürfnis des Lesers noch jenem nach Unterhaltung gerecht wird. Auch als Beschreibung eines „Selbstversuchs“, wie der Untertitel sagt, funktioniert das Buch nur bedingt, da der Leser recht wenig über den neuen Speisezettel, veränderte Geschmacksgewohnheiten oder körperliche Auswirkungen der Ernährungsumstellungen erfährt. Und irgendwie bleibt mir auch die Motivation für ein solches Experiment zu blass. Weshalb die Vorwürfe einer Freundin plötzlich solches Gewicht haben, ist nicht nachvollziehbar. Die grausamen Umstände der Massentierhaltung waren Duve offenbar schon länger bekannt, ohne dass das Einfluss auf ihre Ernährung gehabt hätte, und als bewusste Konsumentin, die ihre Ernährung hinterfragt, kann die gute Frau definitiv nicht gelten. Ich habe mich beim Lesen oft gewundert, ob Karen Duve wirklich derart naiv sein kann. Zumindest hat sie ein Konsumverhalten beschrieben, das bei mir nur Kopfschütteln auslöst. Wer darüber enttäuscht ist, dass eine Biotomate im Januar auch nicht mehr Geschmack hat als die normale aus dem Supermarkt, obwohl sie mehr kostet, hat von der Gemüseproduktion, ob Bio oder nicht, offenbar keine Ahnung. Dass in Gummibärchen (tierische) Gelatine drin ist, ist auch keine neue Erkenntnis. Und wenn Frau Duve einen halben Monat braucht, um zu merken, dass Cola light nicht nur aus Chemie besteht, obwohl auf jeder Flasche „koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk mit Pflanzenextrakten“ steht, dann ist das zwar unterhaltsam, führt aber zu akuten Zweifeln an ihrer Recherchearbeit. Schlimmer als das unreflektierte Konsumverhalten hat mich aber gestört, dass die Autorin ihre moralischen Grundsätze zwar Freunden und Familienmitgliedern um die Ohren haut, selbst aber nicht danach lebt. Vorhandene Gegenstände tierischer Herkunft (Lederschuhe, Daunenkissen) durch Produkte aus Kunststoff zu ersetzen, hilft den Tieren im Nachhinein nicht mehr und spricht nicht gerade für einen ethischen, bewussten Umgang mit der Umwelt. Und die Klimaerwärmung, die durch Tierhaltung mitverursacht wird, als Argument für einen veganen Lebesstil anzuführen, aber regelmässig mit dem Auto ins 70 km entfernte Berlin zum Einkaufen fahren, weil es dort die besseren Bioläden gibt, zeugt entweder von einem recht begrenzten Denkvermögen oder von Heuchelei. Dass Karen Duve allerdings ehrlich beschreibt, wie sie immer wieder an ihrem eigenen moralischen Anspruch scheitert, und am Ende (welche Überraschung) zum Schluss kommt, dass eine ethisch völlig einwandfreie Ernährung gar nicht machbar ist, lässt das begrenzte Denkvermögen als die plausiblere Möglichkeit erscheinen. Aber das ist vielleicht gar nicht so tragisch, denn wie die Autorin selbst schreibt: „Es gibt nämlich noch etwas Schlimmeres, als das Denken zu verweigern – die Zusammenhänge zu kennen, ohne daraus die Konsquenzen zu ziehen.“ Fazit: wer sich bereits ein paar grundlegende Gedanken über seine Ernährung und sein Konsumverhalten allgemein gemacht hat, lernt hier nichts Neues. Und als Unterhaltungslektüre wirkt die Selbstbetrachtung von Karen Duve oft sehr bemüht. Manche der geschilderten Episoden sind durchaus amüsant, einige regen zum Nachdenken über eigene Gewohnheiten an, aber insgesamt lässt der meist schnoddrige, manchmal jammernde Erzählstil wenig Lesegenuss aufkommen.

Aufgeschreckt durch das Entsetzen einer Freundin, als sie unbedacht eine Hähnchenpfanne für 2,99 in den Einkaufswagen legt, beginnt Karen Duve, ihre Ernährung moralisch zu hinterfragen. Um zu einer fundierten Entscheidung zu kommen, beschliesst sie, die verschiedenen Ernährungsformen selbst zu testen: acht Monate lang isst sie nur Bio, dann vegetarisch, anschliessend vegan und zuletzt frutarisch. Ausschlaggebend für dieses Experiment, das betont sie mehrmals, ist nur der moralische Aspekt, nicht ein potentieller gesundheitlicher Vorteil. Offen und ausführlich beschreibt Duve die Probleme, die im Alltag durch die Ernährungsumstellungen entstehen, und liefert zu jeder Variante wissenswerte Fakten und Hintergrundinformationen.

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Ich habe mich beim Lesen oft gewundert, ob Karen Duve wirklich derart naiv sein kann. Zumindest hat sie ein Konsumverhalten beschrieben, das bei mir nur Kopfschütteln auslöst. Wer darüber enttäuscht ist, dass eine Biotomate im Januar auch nicht mehr Geschmack hat als die normale aus dem Supermarkt, obwohl sie mehr kostet, hat von der Gemüseproduktion, ob Bio oder nicht, offenbar keine Ahnung. Dass in Gummibärchen (tierische) Gelatine drin ist, ist auch keine neue Erkenntnis. Und wenn Frau Duve einen halben Monat braucht, um zu merken, dass Cola light nicht nur aus Chemie besteht, obwohl auf jeder Flasche „koffeinhaltiges Erfrischungsgetränk mit Pflanzenextrakten“ steht, dann ist das zwar unterhaltsam, führt aber zu akuten Zweifeln an ihrer Recherchearbeit.

Schlimmer als das unreflektierte Konsumverhalten hat mich aber gestört, dass die Autorin ihre moralischen Grundsätze zwar Freunden und Familienmitgliedern um die Ohren haut, selbst aber nicht danach lebt. Vorhandene Gegenstände tierischer Herkunft (Lederschuhe, Daunenkissen) durch Produkte aus Kunststoff zu ersetzen, hilft den Tieren im Nachhinein nicht mehr und spricht nicht gerade für einen ethischen, bewussten Umgang mit der Umwelt. Und die Klimaerwärmung, die durch Tierhaltung mitverursacht wird, als Argument für einen veganen Lebesstil anzuführen, aber regelmässig mit dem Auto ins 70 km entfernte Berlin zum Einkaufen fahren, weil es dort die besseren Bioläden gibt, zeugt entweder von einem recht begrenzten Denkvermögen oder von Heuchelei. Dass Karen Duve allerdings ehrlich beschreibt, wie sie immer wieder an ihrem eigenen moralischen Anspruch scheitert, und am Ende (welche Überraschung) zum Schluss kommt, dass eine ethisch völlig einwandfreie Ernährung gar nicht machbar ist, lässt das begrenzte Denkvermögen als die plausiblere Möglichkeit erscheinen. Aber das ist vielleicht gar nicht so tragisch, denn wie die Autorin selbst schreibt: „Es gibt nämlich noch etwas Schlimmeres, als das Denken zu verweigern – die Zusammenhänge zu kennen, ohne daraus die Konsquenzen zu ziehen.“

Fazit: wer sich bereits ein paar grundlegende Gedanken über seine Ernährung und sein Konsumverhalten allgemein gemacht hat, lernt hier nichts Neues. Und als Unterhaltungslektüre wirkt die Selbstbetrachtung von Karen Duve oft sehr bemüht. Manche der geschilderten Episoden sind durchaus amüsant, einige regen zum Nachdenken über eigene Gewohnheiten an, aber insgesamt lässt der meist schnoddrige, manchmal jammernde Erzählstil wenig Lesegenuss aufkommen.

geschrieben am 05.04.2012 | 611 Wörter | 3811 Zeichen

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